So kulturell interessiert ich bin, so absolut ahnungslos bin ich auch häufig. Pergamon, diesen Namen hatte ich natürlich schon gehört. Das war ja dieser Altar, der in Berlin stand. Dass dazu eine ganze Stadt gehört, war mir nicht klar (wobei es ja eigentlich einleuchtend ist).
Überhaupt hatte ich ganz lange nicht auf dem Schirm, dass die heutige Türkei vollgestopft ist mit den Überresten alter Kulturen. Und da sind ja quasi alle gewesen, die mal Rang und Namen hatten: neben den indigenen Gruppen besonders die Griechen, Römer, Perser, Hethiter und noch zig andere. Sie haben reichlich Spuren hinterlassen, von denen einige heute bedeutende Touristenattraktionen sind.
Troja könne ich mir sparen, sagte eine Freundin, da sei nichts zu sehen. Aber Pergamon (hier findest Du praktische Tipps für Deinen Besuch) und Ephesos (weitere praktische Tipps) liegen nah beieinander und sind von Izmir aus gut erreichbar. Von dort aus fuhr ich weiter nach Antalya und besichtigte Termessos. In Laodikeia und Pamukkale, einem weiteren naheliegenden Ziel, war ich schon 2022.
Ich erzähle in diesem Artikel von meiner eigenen Reise, gebe aber keine detaillierten Informationen über die einzelnen Sehenswürdigkeiten. Das haben schon andere besser erledigt, z. B. Türkei Reiseblog oder Antike und Christentum.
Auf nach Pergamon
Am Montag gebucht, am Donnerstag geflogen. Eigentlich habe ich ja lieber etwas mehr Vorlauf. Gerade, wenn es nicht so leicht ist, Informationen über einen Ort zu finden. Die meisten Reiseführer über die Türkei sind von 2015 oder 2016; online verfügbare Informationen sind oft eher vage und oberflächlich. Aber grob wusste ich Bescheid. Auf zum Flughafen.
Und da saßen wir dann, denn der Flug hatte zwei Stunden Verspätung. Technische Probleme. Nichts, was die Sicherheit beeinträchtigt hätte, wurde uns versichert, aber es muss dokumentiert werden.
Damit war der Zeitpuffer für meine Weiterreise nach Bergama, den Ort am Fuß der Pergamon-Akropolis, dahin. Immerhin war am Flughafen Izmir nichts los, das Gepäck kam schnell, ich eilte zur S-Bahn-Station. Izmirim Kart gekauft, Viertelstunde gewartet, die Izban nach Aliağa rollte ein (so kommst Du von Izmir bzw. vom Flughafen nach Pergamon). An der nächsten Haltestelle wurde es voll, wir waren ja auch im Feierabendverkehr.
Als ich in Bergama ankam, war es schon finster und alles zu. Nur ein paar Hunde und einige ältere Männer, die am Meydan in den Cafés saßen, wunderten sich über die Touristin, die plötzlich an ihnen vorbeilief.
Mein Rucksack war zwar nicht schwer, aber nach einer halben Stunde Fußmarsch war ich dann doch froh, vor dem Elaia Hotel zu stehen. Leider öffnete mir niemand, auch nicht auf energisches Klopfen und Rütteln an der Tür. Der Chef vom Restaurant gegenüber rief netterweise Vetna, den Besitzer, an. Dieser schickte seine Haushälterin mit dem Schlüssel. Ermattet sank ich ins Bett.
Zur Akropolis von Pergamon
Nach dem Frühstück führte mein erster Weg natürlich zur Akropolis. Du hast Glück, sagte Vetna, es ist nicht windig. Dafür war es schön sonnig.
Die meisten Besucher kommen per Tagestour nach Pergamon. Sie fahren im Bus auf den Berg, klappern die Hauptattraktionen ab und fahren wieder zurück in ihr Hotel oder Kreuzfahrtschiff. Sie kommen auch eher im Sommer. Im Februar war hingegen erstmal gar nichts los. Im Laufe des Vormittags kletterten vielleicht zehn Personen in den Ruinen umher. Dazu kam eine Gruppe – natürlich Chinesen. Das war’s. Herrlich.
In der Oberstadt
Die Besichtigung war entsprechend entspannt. Von den Ruinen ist nicht mehr wirklich viel übrig – wenn man sich überlegt, wie Schliemann und Kollegen unterwegs waren, ist es erstaunlich, dass überhaupt noch irgendwas vor Ort ist. Da muss man bisweilen schon stark die Phantasie bemühen.
Gerade der Sockel des Zeus-Altars (also des Pergamon-Altars) ist so ein Fall, wo man sich denkt, echt jetzt? Hier stand mal so ein riesiger Altar?
Oberhalb des Zeus-Altars warten die Überreste des Athena-Heiligtums. Dahinter stand mal die zweitgrößte Bibliothek der Welt, nach der in Alexandria und vor der in Ephesos. Kaum vorstellbar heute. Warum habe ich von dem bisschen Rest eigentlich kein Foto gemacht? Ich weiß es nicht.
Wahrscheinlich war ich zu fixiert auf das Theater aus dem späten 5. Jh. v. Chr. Es ist eines der steilsten überhaupt. 70-Grad-Winkel, habe ich irgendwo gelesen?? Jedenfalls sollte man hier besser schwindelfrei sein. 78 Sitzreihen wurden hier in den Burgberg gebaut, um bis zu 10.000 Zuschauern Platz zu bieten. Neben der Bühne liegen die Überreste eines Dionysostempels.
Über dem Theater, ganz oben auf dem Berg, dann der Trajanstempel. Trajan und Hadrian, diesen beiden Namen begegnet man ohnehin ständig. Die haben sich mehr als verewigt.
Wenn Du hinter dem Tempel noch etwa weiter zu den alten Mauern aufsteigst, erwartet Dich eine kleine Überraschung: Du blickst auf einen Stausee.
Es gibt noch diverse weitere Ruinen, z. B. von den ehemaligen Königspalästen, aber da kann man nicht mehr wirklich viel erkennen.
In der Unterstadt
Es gibt in Pergamon einen zweiten Ausgang, der am oberen Ende der Altstadt liegt. Den wollte ich nehmen, aber wie kam ich da hin? Am Zeus-Altar vorbei geht ein Weg weiter bergab, aber zunächst sieht es so aus, als würde dieser irgendwann im Gestrüpp enden. Das tut er aber nicht. Es gibt tatsächlich immer weitere Wegweiser, und so kommst Du in die Unterstadt, die wohl nicht so wohlhabend war. Dort befindet sich zum Beispiel das Gymnasion:
Noch weiter unten folgt allerdings ein echtes Highlight, das „Building Z“, in dem Du Mosaike und Fresken ansehen kannst. Der dortige Aufpasser konnte gar nicht glauben, dass sich tatsächlich jemand zu ihm verirrt hatte.
Und schließlich erreichte ich die Reste der unteren Stadtmauer und kurz darauf den Ausgang. Die Füße brannten, die Augen leuchteten.
Die Rote Halle und der alte Markt
Nach diesen Strapazen musste ich mich zunächst mit einer Pide stärken. Danach machte ich mich auf den Weg in die Rote Halle. Die hatte ich schon von oben gesehen. Sie liegt zum Glück mitten in der Stadt. Ja, wie soll ich es sagen. Ich fand sie ok, aber nicht überwältigend.
Umwerfend hingegen das Halva von Salepcioğlu Helvaları, das mich den Rest meiner Reise begleitete. Vetna nickte zufrieden: „Das ist der beste Laden.“ Das wusste ich bereits von Google Maps. 😉 190 TL habe ich für die Packung hingelegt, aber der Genuss war unbezahlbar.
Bergama ist für Teppiche bekannt. Ein paar Händler hatten die Auslage reichlich dekoriert. Die Teppiche waren echt schön. Schade, dass ich keinen Platz bei mir habe. 🙁
Auf Vetnas Anraten suchte ich auch noch den Osmanischen Basar Arasta auf. Eine nette Ecke mit vielen Cafés und Restaurants. Hier könnte ich ja zum Abendessen hingehen, dachte ich mir – von wegen. Nach Anbruch der Dunkelheit gingen alle nach Hause.
Die Altstadt von Bergama
In der Altstadt fühlt man sich gleich wie auf dem Dorf. Hier gibt es schmale Gassen, bunte Häuser und Einheimische, die ein Schwätzchen halten.
Das Archäologische Museum von Bergama
Am nächsten Morgen stiefelte ich noch ins Museum. Alles etwas karg präsentiert, aber für 2 € Eintritt wollen wir nicht meckern.
Für nächstes Mal: Asklepion
Salepcioğlu Helvaları reicht eigentlich als Grund, um nach Bergama zurückzukommen. Aber ins Asklepion habe ich es auch nicht geschafft. Die Füße brannten einfach zu sehr, und ich hatte ja noch die lange Rückfahrt nach Izmir vor mir.
Komm mit mir mit nach Ephesos (Artikel folgt).
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