Türkei II: Pamukkale und Laodikeai

Sonnenuntergang über den Kalkterrasse von Pamukkale.

Baumwollburg. Der Name ist ja schon fast genug, um nach Pamukkale zu fahren.

Pamukkale ist dank seiner höchst Instagram-tauglichen Kalksinterterrassen einer der meistbesuchten Orte der Türkei. Den Namen hörte ich zum ersten Mal, als ich nach Aktivitäten im Raum Antalya suchte und Tagesauflüge nach Pamukkale fand. Bei genauerem Hinschauen sieht man aber, dass das nicht sehr empfehlenswert ist: Die Entfernung beträgt etwa 240 km, man verbringt also fast den ganzen Tag im Fahrzeug und hat nur wenig Zeit auf den Kalkterrassen. Bei den günstigen Touren kommt dann sicher noch der eine oder andere Shoppingstopp dazu.

Oberhalb der Travertinen liegen die Ruinen von Hierapolis. Die hiesigen warmen Quellen wurden für Badekuren genutzt. Nachdem ich mich auch noch über das nahegelegene Laodikeia eingelesen hatte, war klar, dass eine Übernachtung vonnöten sein würde.

Die Ruinen von Hierapolis.
Die Ruinen von Hierapolis.

Für UNESCO-Freaks: Hier liegen gleich zwei Weltkulturerbestätten (ok, eine tentative) beieinander.

Von Lykien nach Pamukkale

Ich kam aus Lykien und fuhr öffentlich von Çıralı: mit dem Dolmuş nach Antalya, mit einem „richtigen“ Bus weiter nach Denizli und von dort aus mit einem weiteren Dolmuş nach Pamukkale. Gegebenenfalls muss man ein bisschen rechnen, was die Reisezeit angeht, denn die Busse fahren mitunter in unregelmäßigen Abständen (Fahrpläne und Buchung z. B. über Obilet). Bei mir lief alles glatt, es war aber trotzdem ein langer Tag.

Der Busbahnhof in Antalya ist zweigeteilt: Es gibt einen Teil für Fahrten innerhalb der Provinz Antalya (z. B. nach Kaş) und einen für Fahrten in andere Provinzen (z. B. nach Denizli). In Denizli findet man die Dolmuş im Untergeschoss am Bussteig 76. Sieht man aus wie ein Tourist, rufen die Fahrer einem schon von weitem „Pamukkale!“ entgegen. Die Fahrt dauert dann etwa eine halbe Stunde.

Pamukkale ist natürlich voll auf Tourismus ausgerichtet. Trotzdem war die Übernachtung wesentlich günstiger, als ich befürchtet hatte. Ich hatte hier mein günstigstes Zimmer – 17 € pro Nacht mit Frühstück. Meine Gastgeber hatten das Haus selber gebaut, alles tiptop, komfortabel und ruhig gelegen. Leider waren sie nicht besonders gut gebucht. Sie führten das darauf zurück, dass sie keinen Pool haben. Mir ist das ja eigentlich egal, aber es war in Pamukkale so heiß, dass ein Pool tatsächlich angenehm gewesen wäre.

Ich hatte nur einen Tag, also musste ich strategisch vorgehen: Vormittags Laodikeia, nachmittags/abends Pamukkale und Hierapolis. Letzteres natürlich in der Hoffnung, einen tollen Sonnenuntergang zu erleben.

Laodikeia

Ich würde mich nicht als bibelfest bezeichnen, daher hatte ich noch nie von Laodikeia gehört. Die Stadt, gegründet um 260 v. Chr. von Antiochus II., König von Pergamon, ist in der Bibel erwähnt als eine der sieben Gemeinden der Offenbarung.

Die archäologische Stätte, seit 2013 auf der UNESCO Tentativliste, liegt zwischen Denizli und Pamukkale. Sie ist also problemlos zu erreichen: Im Dolmuş muss man dem Fahrer beim Einsteigen nur deutlich „Laodikeai“ sagen und wird an der Abzweigung abgesetzt. Von dort aus geht man etwa einen Kilometer weit zum Eingang. Verlaufen unmöglich, es geht einfach geradeaus.

Die zentrale Straße in Laodikeia.
Die zentrale Straße in Laodikeia.

Das Schöne an Laodikeia ist, dass da nicht viel los ist. (Allerdings kamen zeitgleich mit mir mehrere Busladungen Schulkinder an.) Pamukkale hat zwar sehr viele Besucher, von denen sich aber nur die wenigsten auch nach Laodikeia verirren. Liegt vielleicht auch daran, dass die Stadt infolge mehrerer Erdbeben halt wirklich in Ruinen liegt. Es gibt nicht viele schriftliche Informationen, und allgemein ist die Infrastruktur dünn – also eigenes Wasser mitbringen! Insbesondere, wenn es so brüllheiß ist wie bei meinem Besuch. Einen Guide organisiert man sich bei Bedarf am besten im Vorfeld.

Zurück nach Pamukkale kommt man, indem man sich einfach an die Straße stellt und auf das nächste Dolmuş wartet. Das sollte nicht länger als 30 Minuten dauern. Es gibt keine Bushaltestelle und keinen Schatten – nach etwa fünf Minuten fühlte ich mich wie eine Dörrpflaume.

Die Dolmuş sind mitunter schwer als solche zu erkennen, weil auch kleine Reisegruppen in ähnlichen Kleinbussen herumgefahren werden. Es heißt immer, man müsse dem Dolmuş winken, damit es anhält. Aber wenn Touristen an der Straße stehe, ist eigentlich klar, worauf die warten. In meinem Fall hatte der Fahrer schon lange den Blinker gesetzt, bevor ich sein Fahrzeug als Dolmuş identifiziert hatte.

Pamukkale

Die Sonne ist stark, die Kalkterrassen sind weiß. Da kann man sich schon ausrechnen, wie angenehm ein Besuch um die Mittagszeit dort ist. Auch mit der dunkelsten Sonnenbrille ist man halb blind (und die Fotos werden erst recht nichts). Sinnvoller ist es daher, am frühen Morgen oder am Nachmittag zu kommen. Morgens ist es noch am wenigsten voll. Am späteren Nachmittag wird es auch besser, wenn die Tagesausflügler wieder abreisen.

Mit Wasser gefüllte Kalkpools in Pamukkale, dahinter Touristenmassen.
Die zentralen Kalkterrassen. Die dunklen Punkte auf der Schräge sind übrigens alles Menschen. Es ist voll in Pamukkale.

Es gibt zwei Haupteingänge: Durch das Südtor kommend (das direkt im Ort ist), geht es erstmal bergauf. Barfuß, um die Verschmutzung und Beschädigung der Travertinen zu minimieren. Schnell ist man bei den Kalkterrassen. Früher durfte man hier wohl nach Herzenslust plantschen, heute nur noch in einigen Betonpools – hier ist die Influencer-Dichte besorgniserregend groß. Ich hatte den Eindruck, dass viele Besucher*innen über diesen Punkt nicht hinausgehen. Jenseits der Hotspots dünnen sich die Touristenmassen erheblich aus.

Kalkterrassen ohne Wasser und Besucher.
Berg hoch, dann links: keiner mehr da.

Der Nordeingang, weiter oben gelegen, führt zunächst zu den Ruinen von Hierapolis. Je nach Außentemperatur und eigener Fitness kann es sinnvoll sein, sich vom Ort aus mit dem Taxi zum Nordeingang fahren zu lassen, von dort aus erst die Ruinen und dann die Travertinen zu besuchen. Alternativ kann man sich fahren lassen oder natürlich komplett zu Fuß gehen.

Wenn man schon in Pamukkale ist, kann man sich ruhig auch das Archäologische Museum und die Ruinen ansehen. Finde ich jedenfalls. Sie sind auch ziemlich interessant mit einer großen Nekropole und gut erhaltenen bzw. restaurierten Bauwerken. In meinem Fall wurde der Besuch noch interessanter, weil ich dort Lindsay, eine Freundin aus England, traf. Ich hatte auf Facebook gesehen, dass sie in Istanbul war und sich an der Küste entlang nach Süden bewegte. Was für ein Zufall, dass wir am gleichen Tag in Pamukkale waren und uns auf dem großen Gelände über den Weg liefen!

Nach so viel Herumklettern in den Ruinen tat es gut, die Füße ins Wasser zu halten. Wenn man vom Südeingang aus zum höchsten Punkt der Terrassen geklettert ist (wo es Souvenirs und Eis gibt), kann man nach rechts abbiegen. Hier kommt man an eine Stelle, wo (wenn man Glück hat) Wasser in die Terrassen fließt. Man darf hier zwar nicht baden darf, aber man kann gut sitzen und später auch den Sonnenuntergang beobachten. Dieser war definitiv das Highlight des Tages.

Weiter nach Kappadokien

Ermattet und durchgeschwitzt schleppte ich mich schließlich ins Hotel zurück. In weiser Voraussicht hatte ich eine zweite Nacht gebucht: So konnte ich noch duschen, bevor ich mit dem Nachtbus weiterfuhr.

Dann brach mir aber doch noch mal der Schweiß aus, denn um ein Haar hätte ich das letzte Dolmuş nach Denizli verpasst. Das rollte schon fünf Minuten vor der Zeit auf der Hauptstraße an mir vorbei. Zum Glück hatte meine Vermieterin angerufen, der Fahrer sah mich und wartete… Und in Denizli fuhr er sogar extra für mich auf die Reisebus-Ebene, damit ich nicht mit meinem Gepäck auf die Rolltreppe musste. Anderthalb Stunden später ging es mit dem Nachtbus los in Richtung Kappadokien – zum Wandern in den Tufftälern, zur Green Tour und zum Ballonflug.

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