Andalusien: Megalithische Dolmen in Gorafe

Wegweiser zum Dolmen 67, Gorafe

Etwa eine Stunde nördlich der Wüste von Tabernas und eine Stunde westlich von Granada finden sich nicht nur „Europas Grand Canyon“ in der Wüste von Gorafe, sondern im Parque Megalítico de Gorafe auch die höchste Dichte von Dolmen in Europa – insgesamt über 240 Stück.

Erst ein halbes Jahr zuvor hatte ich die drei großen Dolmen in Antequera besucht. Die Dolmen in Gorafe unterscheiden sich nicht nur in der Anzahl stark davon. Sie sind deutlich kleiner und dienten als Begräbnis- eher denn als Kultstätten. Es gibt unterschiedliche Grundrisse, und es gibt Dolmen mit und ohne Gang. Auch sind sie über eine große Fläche verteilt, aber auch immer wieder in Clustern angelegt – es waren halt Nekropolen.

Was sind Dolmen?

Dolmen sind megalithische Grab- und Kultstätten. Sie bestehen aus aufrecht stehenden Tragsteinen sowie einem oder mehreren darauf aufliegenden Deckensteinen. In Europa waren sie häufig von künstlich aufgeschütteten Stein- oder Erdhügeln bedeckt.

Dolmen gibt es nicht nur in Spanien, sondern auch in weiten Teilen Europas (unter anderem der Bretagne und Irland, aber auch in Deutschland), im Kaukasus und sogar in Japan und Korea.

Weitere Infos auch bei Wikipedia.

Orientierung in und um Gorafe

Eine Karte, gute Tipps und eine Filmvorführung mit Ausstellung (4 €, Spanisch mit wenigen englischen Beschriftungen) gibt es im Centro de Interpretación del Megalitismo de Gorafe neben der Kirche. Je nach Jahreszeit und Wochentag werden zwei bis drei Vorführungen (11 Uhr, 14 Uhr, 17 Uhr) angeboten. Man soll sich telefonisch anmelden; ich war im November unangemeldet vor Ort und kam mit einer spanischen Reisegruppe rein. Rocio spricht auch ganz gut Englisch und Französisch.

Unterwegs „im Felde“ fällt die Orientierung mitunter schwer, gerade wenn das Espartogras hoch steht. Die Karten sind dann bestenfalls eine grobe Hilfe.

Welche Dolmen wo ansehen?

Alle 243 Dolmen anzusehen, wird wahrscheinlich ohnehin nicht möglich sein. Es gibt drei Gebiete in Gorafe und eines 10 km entfernt, wo sich mehrere Dolmen leicht besichtigen lassen.

Dolmen am Llano de Olivares

Wenn Du von der Autobahn A-92N aus anreist und zu dem Punkt fährst, der bei Google als Parque Megalíthico verzeichnet ist, findest Du dort lediglich einen Parkplatz.

Das Schild ist schön und gut, aber wo sind sie denn nun, die Dolmen?? Das südliche Ende des Llano de Olivares.

Du kannst nun geradeaus 3,5 km über eine Schotterpiste ⬆️ hoppeln. Unterwegs siehst Du am Wegesrand die Überreste einiger Dolmen. Wenn sie nicht eingezäunt wären, hätte ich sie gar nicht bemerkt. Das ist der Llano de Olivares. Am Endpunkt angekommen, biegt nach links eine enge Straße mit haarsträubenden Kurven nach Gorafe ab. Weiter geradeaus auf dem Plateau kommst Du zum Zugang in die Wüste von Gorafe und zum Puntal de Don Diego.

Dolmengruppen Hoyas del Conquín

Wenn Du am schon ⬆️ oben erwähnten Parkplatz der Hauptstraße direkt den Berg hinab folgst, kommt zwei Kurven weiter ein kleiner Parkplatz. Von hier aus kannst Du mit einem kurzen Fußmarsch die Dolmengruppen Hoyas del Conquín besuchen.

Der Weg zur oberen Gruppe beginnt direkt am Parkplatz. Hier siehst Du unter anderem den Dolmen 134.

Dolmen 134, Hoyas del Conquin, Gorafe.
Dolmen 134.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite geht ein Pfad zur unteren Gruppe. Es lohnt sich, immer weiter den Pfad entlangzugehen, denn ganz am Ende steht der Dolmen mit dem wohl besten Ausblick:

Dolmen 141, Hoyas del Conquin, Gorafe mit Blick ins Tal
Dolmen 141.

Für die obere und untere Gruppe solltest Du jeweils ca. 15-20 Minuten Zeit einplanen. Der Pfad ist gut zu erkennen, festes Schuhwerk kann trotzdem nicht schaden.

Zu Fuß zu Las Majadillas

Wenn Du noch etwas sportliche Betätigung suchst, bieten sich die Dolmen der Gruppe Las Majadillas an. Am Ortsausgang von Gorafe nahe der Kirche geht ein Weg von der Straße ab. Hier geht es ziemlich steil den Berg hinauf, bis linker Hand der Dolmen 65 steht, einer der am besten erhaltenen.

Dolmen 65 wartet neben dem Weg auf Gäste.

Direkt oberhalb dieses Dolmens zweigt ein Weg vom Hauptweg ab und führt auf eine Mandelbaumplantage zu. Du musst den Weg etwas suchen …

Schafe weiden am Dolmen 66 in Gorafe.
(ich wurde von einer Schafherde geleitet, deren Schäfer mir netterweise noch mehrfach durch das Gelände hinterher brüllte, damit ich mich nicht verlief)

… aber so kommst Du zu einer großen Dolmengruppe. Sie sind wegen der Gräser teilweise etwas schwer zu finden.

Von Dolmen 65 aus bin ich zunächst wie auf der Karte angegeben gegangen, d. h. weiter aufgestiegen bis knapp unter den Rand des Plateaus und dann am dortigen Zaun entlang. Den Abstieg zu Dolmen 70 habe ich nicht gefunden. Mein Tipp wäre, sich den Aufstieg zu sparen und direkt von Dolem 65 in Richtung Dolmen 68/69/70 zu gehen.

Weiter südlich und auch weiter nördlich finden sich noch zig weitere Dolmen. Du kannst hier wahrscheinlich ganze Tage verbringen.

Alicún de Las Torres

Weitere Dolmen sowie Petroglyphen, die Du leicht erwandern kannst, findest Du in Alicún de Las Torres, etwa 10 km von Gorafe entfernt.

Das Dorf Gorafe

Gorafe ist die Art von Dorf, wo jeder jeden kennt und man alles voneinander weiß. Es liegt absolut traumhaft in einer wunderschönen Landschaft. Es lohnt sich, hier zu übernachten. Im November war das Wetter perfekt. Im Sommer wird man wahrscheinlich geröstet.

Blick auf Gorafe vom Llanos de Olivares.
Blick auf Gorafe vom Llanos de Olivares.

Natürlich ist Gorafe nicht völlig „unberührt“ vom Tourismus. Dieser hat aber noch nicht so starke Spuren hinterlassen. Es gibt beispielsweise nur im CIM Souvenirs zu kaufen, ansonsten findet man nicht mal eine Postkarte.

Plaza de la Constitutción in Gorafe.
High Noon auf der Plaza de la Constitución.

Angebaut werden in und um Gorafe hauptsächlich Mandeln (eine nicht so durstige, aber auch weniger ertragreiche Sorte), Feigen und Oliven. Es wachsen auch wilde Kapern und verschiedene Kräuter.

Blick auf Gorafe am Morgen von den Cuevas El Torriblanco.

Anreise

Mit dem Auto.

Die A-92N (bei Google Maps aktuell noch N-342) führt von Guadix nach Osten. Die Abfahrt zur GR-6100 ist gut beschildert. Dort einfach geradeaus.

Von Granada aus dauert die Fahrt etwa eine Stunde, von Almería aus knapp anderthalb Stunden.

Unterkunft

Im ganzen Ort werden Höhlenwohnungen vermietet. Diese sind gerade im Sommer angenehm kühl. Ich war in der Cueva Alcazar, die von außen nicht besonders groß aussah …

Spaniens schmutzigster Mietwagen (danke, Cabo de Gata 🙄) auf dem Privatparkplatz vor der Cueva Alcazar.

… innen aber zwei Schlafzimmer hatte und allgemein sehr großzügig war. Und sehr, sehr ruhig. Wenn ich mit etwas Essbarem vor dem Haus saß, kam der (völlig unaggressive) Schäferhund des Nachbarn zu Besuch.

Angst vor steilen, engen Gassen sollte man hier nicht haben: Die Cueva ist das letzte Haus an der Straße. Um meinen Parkplatz zu erreichen, musste ich das letzte Stück mit Vollgas im ersten Gang fahren und dann schnell bremsen.

Mit der Posada Los Guilos gibt es noch mindestens ein Hotel in Gorafe.

Essen

Das war im November tatsächlich etwas schwierig. Die Meson Ilusión schloss unter der Woche schon um 18 Uhr. Das Mittagessen war allerdings sehr gut (es werden viele Mandeln verarbeitet), und es gibt auch belegte Baguettes zum Mitnehmen.

Schräg gegenüber im Rentnerzentrum gibt es eine Cafeteria, die bis etwa 22 Uhr geöffnet haben sollte. Außerdem gibt es einen gut sortierten Supermarkt an der Plaza de la Constitución.

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