Georgien: Organisation, Logistik, Allgemeines

Insgesamt habe ich drei Wochen in Georgien verbracht. Davon war ich zehn Tage lang mit einer organisierten Wanderreise unterwegs, danach nochmal zehn Tage auf eigene Faust.

Vorbereitung

Ich würde hauptsächlich auf das Internet setzen, gerade bei selbst organisierten Reisen. Sehr detailliert und voll mit praktischen Tipps ist der englischsprachige Blog Wander-Lush von Emily Lush, die selber seit mehreren Jahren in Georgien lebt. Außerdem tolle Fotos!

Detaillierte englischsprachige Infos zu Wanderungen gibt es bei Caucasus Trekking.

Auf Empfehlung des Veranstalters habe ich mir den Reiseführer aus dem Trescher Verlag zugelegt. Den fand ich inhaltlich nur mäßig überzeugend (mal abgesehen von den vielen Fehlern, die auch in der 11. Auflage niemandem aufgefallen sind, stöhn). Für Tbilisi sowie Hintergrundinformationen ok, aber sonst wurde vieles eher kursorisch abgehandelt. Preise sind in der Regel überholt, auf die Busfahrpläne würde ich mich nicht verlassen. Das Museum of Fine Arts, 2018 eröffnet, hat seinen Weg noch nicht in den Reiseführer gefunden. Wie gesagt, dann doch lieber online recherchieren.

Unter dem Titel „From sulphur baths to Stalin’s home: five great trips in Georgia“ hat der Guardian ein paar Ideen zusammengetragen, und in der ARD Mediathek gibt es Georgien: Kommt auf die Bucket List.

Flüge

Mein Flug war Teil der Wanderreise „Die Schätze Swanetiens“ von Weltweitwandern. Ich bin von Wien aus mit Georgian Airways geflogen. Das war völlig in Ordnung. Es waren nur beide Flüge verspätet.

Außerdem kann man zum Beispiel mit Lufthansa/ Eurowings direkt nach Tbilisi fliegen, mit Wizz nach Kutaisi oder mit Turkish/ Pegasus über Istanbul nach Tbilisi.

Von Tbilisi aus kann man problemlos innerhalb der Region weiterreisen, es gibt aber auch Flugverbindungen in den Iran oder nach Saudi Arabien.

Unterkünfte

Ich bin ja immer für „spread the love, spread the money“ und übernachte daher gerne in kleinen Hotels und Gästehäusern. Davon gibt es in Georgien reichlich. Während der Wanderreise waren wir notgedrungen in etwas größeren Unterkünften untergebracht, da wir eine gewisse Anzahl an Zimmern benötigten.

Sehr viele Hotels und auch kleine Gästehäuser sind über Buchungsplattformen wie booking.com buchbar. Viele haben statt einer eigenen Website eine Seite bei Facebook.

Tbilisi:

  • Hotel Brim während der Wanderreise – das waren die bequemsten Betten während der drei Wochen. Die Zimmer zur Straße haben Balkon, sind aber gerade morgens aufgrund des Verkehrslärms laut. Dachterrasse mit Restaurant und tollem Blick über die Stadt. Insgesamt ist das Hotel, wie so viele in Georgien, sehr hellhörig.
  • Graphica Tbilisi – unweit des Brim und nahe der U-Bahn-Station Avlabari, in einer Wohngegend. Sehr ruhig gelegen, kaum Autoverkehr. Leider röhrte die Klimaanlage ziemlich laut, ansonsten super.
  • 3 Heritage Rooms – in einer Seitenstraße in der Altstadt, daher vergleichsweise ruhig. Ein sehr schön hergerichtetes altes Haus mit drei Zimmern, die einzeln vermietet werden. Es gibt hier keine Rezeption oder so, Kontakt per WhatsApp.

Kutaisi: Argo Palace Hotel. Das kann ich leider nicht empfehlen. Allerdings schmeckte das Essen sehr gut.

Becho: Guesthouse Mare. Super!

Mestia: Family Hotel Kala. Also. Relativ ruhig, weil nicht direkt an der Hauptstraße gelegen. Die Zimmer waren schön. Das Essen fand ich mittelmäßig (und wie ein Mitreisender sagte „es gibt überall das gleiche“) – das enttäuschendste auf der ganzen Reise.

Ushguli: Guesthouse Maspindzeli. Luxusklasse mit Dolce & Gabbana Handtuch ;-). Interessante Speisekarte und wohlschmeckendes Essen.

Akhaltsikhe: Light House Old City. Super! Direkt gegenüber von der Burg, komfortables Zimmer, enormes Frühstück, freundliche Gastgeberin.

Borjomi: House in Borjomi (ja, das heißt wirklich so). Ruhig, weil parallel zur Hauptstraße gelegen. Mein Zimmer hatte einen großen, überdachten Balkon. Sehr angenehm.

Kazbegi/ Stepantsminda: Guest House Tamta. Großes, komfortables Zimmer, frei zugängliche Küche mit großem Kühlschrank und Waschmaschine und (was wohl am wichtigsten ist) ein toller Blick auf den Kasbek und die Gergeti-Dreifaltigkeitskirche. Ruhig am Berg gelegen, von der Hauptstraße geht es 10-15 Minuten aufwärts. Immerhin ist es auf der Kazbegi-Seite nicht so steil wie auf der Gergeti-Seite.

Transport

Während der Wanderreise waren wir (logischerweise) im privaten Mercedes Sprinter unterwegs.

Von Tbilisi nach Akhaltsikhe habe ich eine Fahrt mit GoTrip.ge gebucht. Hier bekommt man ein eigenes Fahrzeug mit Fahrer. Das kostet natürlich mehr als der Bus, man hat aber die volle Flexibilität. In meinem Fall war es die einzige Option, weil die Strecke (die ich unbedingt sehen wollte) nicht von Bussen bedient wird. Zumindest ist das mein Verständnis.

Von Akhaktsikhe nach Borjomi, von Borjomi nach Tbilisi und von Kazbegi nach Tbilisi bin ich per marshrutka gefahren, also mit einem Kleinbus. Das variierte von „ziemlich angenehm“ bis Legebatterie-Feeling. Kommt immer darauf an, wie viele Fahrgäste der Fahrer reinquetscht.

Von Tbilisi nach Kazbegi bin ich per Tagestour mit Gamarjoba Georgia Tours gekommen. Diese besucht verschiedene Sehenswürdigkeiten entlang der Georgischen Heeresstraße, statt einfach so schnell wie möglich von A nach B zu fahren. Wir fuhren auch hier mit einem neuen und sehr komfortablen Sprinter.

Von Kazbegi in die Dariali-Schlucht und ins Truso-Tal bin ich mit dem Transfer von Mountain Freaks gefahren.

Essen

Das waren mal Khinkali.

Wenn man die Speisekarten der georgischen Restaurants in Deutschland betrachtet, möchte man meinen, die georgische Küche bestünde nur aus Khinkali und Khachapuri. Tatsächlich ist sie enorm vielfältig und regional geprägt. Khinkali, die ursprünglich wohl aus Passanauri stammenden Teigtaschen, gab es in Swanetien beispielsweise gar nicht. Khachapuri, also mit Käse gefülltes Brot, scheint überall beliebt zu sein, wird aber ebenfalls regional unterschiedlich zubereitet.

Angesichts der Tatsache, dass die Georgier sehr gerne essen, war ich sehr erstaunt, dass es offenbar keine besonders ausgeprägte Frühstückskultur gibt. Vielleicht sind morgens einfach noch alle vom Abendessen satt. Für Touristen hingegen wird so viel aufgefahren, dass es völlig unmöglich ist, auch nur ansatzweise alles aufzuessen. Das hier war mein Frühstück im Light House Old City in Akhaltsikhe. Ich habe mich gefragt, ob ich mich aus Versehen ans Buffet gesetzt habe, aber das war tatsächlich alles nur für mich.

Die meisten Hotels und Gästehäuser bieten Halb-, wenn nicht Vollpension an. Und auch sonst sind überall Restaurants zu finden, von der kleinen Butze bis zum Nobelrestaurant. Inzwischen machen sich auch viele jüngere KöchInnen an moderne Interpretationen der Klassiker. Mein teuerstes Mittagessen, im (sehr empfehlenswerten) Restaurant Maisi in Kazbegi, kostete mich etwa 30 €. Da habe ich es aber auch mal so richtig krachen lassen (sofern man das bei mir so sagen kann).

In den Restaurants sind die Vorspeisen und Salate bei gleichem Preis mitunter größer als die Hauptgerichte. (Das beste Preis-Mengen-Verhältnis schienen die Khachapuris zu haben.) Wenn ich Vorspeise, Hauptgericht und Brot bestellte, wurde ich gelegentlich leicht pikiert angesehen: Ob das alles sei? Äh, ja. Und die Hälfte ging dann zurück.

Vegetarisch im Kaukasus?

Ja, das geht, ziemlich gut sogar. Es ist von Vorteil, wenn man Gurken, Tomaten und Auberginen mag. Im Sommer werden in rauen Mengen Melonen serviert. Überhaupt gibt es überall frisches Obst und Gemüse – wie Katja uns mehrfach versicherte, wächst in Georgien alles mit Ausnahme tropischer Früchte.

Gurken und Tomaten kommen zu quasi jeder Mahlzeit auf den Tisch. Aubergine hat zwei Haupterscheinungsformen: als gebratene Scheiben mit Walnuss gefüllt oder als Ajapsandali, also Gemüseragout. Pilze werden auch oft serviert, beispielsweise mit Käse gefüllt und in der Tonschale gebacken. Interessanterweise scheint es sich hauptsächlich um Champignons und Austernpilze zu handeln. Naja, ist vielleicht besser so – der quasi einzige wilde Pilz, den wir sahen, war ein Fliegenpilz.

Was es auf so gut wie jeder Speisekarte gibt, ist Lobiani. Hier werden Kidneybohnen im Tontopf gegart und mit (Mais-) Brot und eingelegtem Gemüse serviert. Khinkali gibt es fast immer auch mit Käse- oder Pilzfüllung – letztere schmeckt meist interessanter als der Käse.

Überhaupt, Käse. Den gibt es reichlich. Ich fand ihn fast immer unangenehm salzig. Eine Ausnahme ist Sulguni, der in Richtung Mozzarella geht.

Frisch gebackenes Brot gibt es überall, gerne auch mit Käse (Khachapuri), Bohnen (Lobiani), Pilzen, Spinat oder Kartoffeln gefüllt.

Vegan??

Da ich selber nicht vegan lebe, will ich mich jetzt nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Ich würde sagen, es gibt eine Menge Gerichte, die pflanzenbasiert sind und ohne Käse auskommen. Ob da nicht trotzdem tierische Zutaten wie Butter drin sind, kann ich nicht sagen.

Lebensmittelallergien???

In Georgien werden in großen Mengen Hasel- und Walnüsse im Essen verarbeitet.

Auch mit Glutenunverträglichkeit/ Zöliakie wird man sich wahrscheinlich eher schwer tun.

Getränke

Mit Alkohol

In Georgien wird seit 8.000 Jahren Wein hergestellt, und zwar in Tonamphoren. Aus der Maische wird Chacha destilliert. Bei Überlandfahrten weisen gefühlt alle 50 Meter Schilder auf ein weiteres Weingut hin, wine routes überall. Als Nichttrinkerin war ich also voll in meinem Element…………….. Dazu hatte ich gelesen, dass man in Georgien regelmäßig ein Glas angeboten bekäme und die Gastgeber mitunter ziemlich ungehalten reagierten, wenn man ablehne. Nun gut, in solchen Situationen werde ich zur kaltblütigen Lügnerin und behaupte, ein Medikament zu nehmen, das mir leider, leider den Konsum von Alkohol verbietet. War dann aber gar nicht nötig. Den einen angebotenen Schnaps lehnte ich höflich ab, meine Gastgeberin war zwar enttäuscht, konnte aber damit leben.

Bier gibt’s auch und wurde von den Mitreisenden als sehr trinkbar erachtet.

Ohne Alkohol

In fast ganz Georgien ist das Wasser trinkbar. Katja riet uns zwar vom Leitungswasser in Tbilisi ab, aber zum Ende der Reise trank ich auch das ohne Probleme.

Zudem hat Georgien zahlreiche Mineralwasserquellen; am bekanntesten ist wahrscheinlich Borjomi. In Borjomi selber kann man an verschiedenen Stellen das Wasser kostenlos abfüllen. Das Museum of Local Lore stellt unter anderem die alten Flaschen aus… Die Farbe der Flaschen war offenbar patentiert.

Limonaden sind sehr beliebt – entweder aus der Flasche in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen oder hausgemacht. Estragon kommt giftgrün daher, hat aber hohes Suchtpotential.

Traubensaft schien nicht zu finden (wird wahrscheinlich als Verschwendung angesehen, wenn man ihn ja auch zu Wein machen kann??), aber gelegentlich gibt es einen sehr guten Apfelsaft oder Kompott, also eine Mischung aus Wasser und Frucht/saft.

Die üblichen internationalen Softdrinks stehen natürlich auch zur Verfügung, aber die kann man ja auch zuhause trinken…

Georgien hat auch eine Teeproduktion; Kaffee hingegen ist häufig nur in der Instantversion erhältlich.

Souvenirs

Es gibt in Georgien weiß Gott keinen Mangel an Einkaufsmöglichkeiten. Viele Souvenirs sind leider arg kitschig bis hässlich, und vieles ist made in China. Auf Wander-Lush gibt es eine eigene Seite über georgische Souvenirs. Ich selber fand bei Ethnodesign diese herrlichen Fuchspantoffeln, handgefilzt für 20 €.

Auf den Märkten findet man in der Regel: kitschige Keramik und solche für den Hausgebrauch, jede Menge Magnete, Honig, Chacha, Gewürze, Musikinstrumente, Schneidebretter aus Walnussholz, handgestrickte Wollsocken, Filzarbeiten. Kunst und allerlei Trödel gibt es auch immer wieder.

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