Georgien III: Vardzia, Akhaltsikhe, Borjomi

Blick auf die Höhlenstadt Vardzia in Südgeorgien,

Im Rahmen einer Wanderreise lernte ich Swanetien und verschiedene Städte Georgiens kennen. Das war super, aber ich wollte mehr vom Land sehen. Also war klar, dass ich noch länger bleiben würde. Aus „etwas länger in Tbilisi“ wurden im Endeffekt zehn weitere Tage, in denen ich neben Südgeorgien auch die Georgische Heeresstraße und Kazbegi/ Stepantsminda besuchte.

Außerdem war ich auf der Georgischen Heeresstraße und in Kazbegi/ Stepantsminda. Vielleicht interessieren Dich auch Infos zur Organisation der Reise.

Südgeorgien

Auf das Javakheti-Plateau bin ich nur dank Wander-Lush gestoßen. An Emilys detaillierten Guide erkennt man schon, dass man eigentlich mehrere Tage hier verbringen müsste. Ich hatte genau einen Tag zur Verfügung, um von Tbilisi nach Akhaltsikhe zu kommen und unterwegs noch die Höhlenstadt Vardzia zu besuchen. Grundsätzlich kann man das per marshrutka machen, aber nicht an einem Tag – die Busse fahren in dieser Gegend nicht im 10-Minuten-Takt. Also buchte ich mir ein Auto mit Fahrer über GoTrip.

Um diese Strecke zu absolvieren, hat man zwei Möglichkeiten. Man kann von Tbilisi aus nach Norden und dann auf die Autobahn nach Westen fahren, bevor man nach Süden Richtung Borjomi abbiegt und der Straße weiter nach Akhaltsikhe folgt. Oder man fährt von Tbilisi aus über die Landstraße in südwestlicher Richtung. Das wollte ich.

Mein Fahrer Giorgi fuhr zunächst nach Norden. Nach 20 Minuten Fahrt, wir waren schon fast aus Tbilisi raus, fragte ich, wann wir in etwa am Kloster Phoka St. Nino ankämen. Giorgi schaute, offenbar zum ersten Mal, in meinen Reiseplan. Es entbrannte eine kurze Diskussion über die bessere Route – schließlich drehte er um. Dann steckten wir leider erstmal im morgendlichen Berufsverkehr.

Wenn man schließlich aus Tbilisi herausgefunden hat, ist man quasi im Handumdrehen auf dem Land. Es geht ziemlich steil den Berg hinauf, die Dörfer werden kleiner, die Felder und Weiden größer. Die Landschaft ändert sich ständig – gegen Ende der Fahrt war sie sogar auf den gegenüberliegenden Ufern des Flusses völlig verschieden. Auch Giorgi, der anfangs mehrmals sehr tief durchgeatmet hatte angesichts der zusätzlichen Fahrtzeit, wirkte wieder entspannt. Das sei auch eine seiner Lieblingsstrecken in Georgien, sagte er.

Entspannung hin oder her, natürlich brauste Giorgi georgisch-rasant die meist leere Landstraße hinunter. Ich wollte alle 30 Sekunden Stop schreien, um ein Foto zu machen, aber dann wären wir wahrscheinlich nie angekommen. Die Gegend würde sich gut für eine E-Bike-Tour eignen, zwei, drei Tage entspannt durch die Gegend gondeln und genießen… Leider habe ich in Georgien kein einziges E-Bike gesehen. Hmmm, Geschäftsidee?

Phoka St. Nino

Vor der heiligen Nino ist in Georgien kein Entkommen. Sie kam als 14-jährige aus Kappadokien über Armenien nach Georgien, um das Christentum zu predigen. In Phoka ließ sie sich wohl länger nieder. Kein Wunder, die Gegend ist idyllisch. Das heutige Nonnenkloster liegt direkt am Parawani-See. Das ist der größte See Georgiens und bestes Angelrevier, wie mir Giorgi versicherte. Im Dorf erkundigte er sich, ob eine bestimmte Fischart zum Verkauf stünde, und erklärte mir zufrieden, auf der Rückfahrt werde er sich einen Fisch mitnehmen.

Störche gab es auch jede Menge im Dorf. Die mochten die Fische wahrscheinlich auch ganz gerne.

Im weiteren Verlauf der Fahrt und an der Abzweigung nach Vardzia stoppten wir kurz an einer der vielen Festungen in der Gegend. Richard Löwenherz war wohl mal hier. Strengstes Halteverbot – Giorgi öffnete daher die Motorhaube und guckte angestrengt, falls Polizei vorbeikommen sollte, während ich schnell ein Foto machte.

Vardzia

Nur einige der bis zu 19 Etagen, die in das Gestein getrieben wurden.

Vardzia ist eine weitere bekannte Höhlenstadt. Sie ist allerdings in deutlich größer als Uplistsikhe und war für bis zu 50.000 Menschen ausgelegt.

First things first: Mittagessen. Giorgi empfahl das Restaurant direkt am Haupteingang – ist ja eigentlich immer ein Garant für schlechtes, überteuertes Essen. In diesem Fall gab es aber wunderbare apokhti khinkali für gerade mal 3 € pro Portion. In Vardzia ist man schon mitten in der historischen Region Meskheti, deren Küche abermals ganz anders ist als im Rest des Landes. Diese kleinen Khinkali, die an die türkischen Manti erinnerten, sind mit geräucherter Gans gefüllt, eine besondere Spezialität.

Frisch gestärkt machte ich mich an die Besichtigung. Vardzia ist in mehreren Etagen in den Fels gehauen; der Eingang ist ganz unten, die Besichtigung ganz oben. Natürlich war es heiß. Da lohnt es sich doch, noch ein paar Cent mehr zu bezahlen und sich mit einem Minibus den Berg hinauffahren zu lassen.

Vardzia ist unter anderem sehr relevant, weil es in der dortigen Kirche eine von nur zwei erhaltenen Freskendarstellungen der Königin Tamar im ganzen Land gibt. Fotografieren ist natürlich verboten.

Akhaltsikhe

Den Namen dieses Ortes ansatzweise richtig auszusprechen, war eine der größten Herausforderungen dieser Reise für mich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie gemeistert habe.

Der Burgkomplex von der Zitadelle aus.

Akhaltsikhe war wohl früher mal ein bedeutender Ort, heute ist er hauptsächlich als Stopp auf dem Weg nach Vardzia bzw. in die Türkei relevant. Er verfügt allerdings über eine große Festung, Rabati. Diese wurde vor einigen Jahren restauriert… manche sagen, disneyfiziert. So oder so ist sie die größte Attraktion im Ort. Ich mietete mich fußläufig ein – dass ich so nah dran sein würde, war mir allerdings nicht klar:

Die Rabati Festung bei Nacht – von meinem Zimmer aus gesehen.

Am nächsten Morgen – es versprach wie üblich, heiß zu werden – war ich direkt zur Öffnung am Ticketschalter. Das Geld für den Audioguide habe ich auch investiert… sagen wir mal, der Informationsgewinn für die Burg war überschaubar, und im Museum musste man raten, welche Nummer einzutippen sei – die angegebenen waren es jedenfalls nicht. Vielleicht hätte ich da einen weiteren Guide erstehen müssen. Viel, viel mehr Details zum Rabati Komplex gibt es wie üblich bei Wander-Lush.

Das Museum fand ich trotzdem sehr interessant, es lohnt den zusätzlichen Eintritt. Wobei ich zum Schluss der Reise den Eindruck hatte, dass die georgischen Museen (zumindest die, die wie das in Akhaltsikhe vom National Museum of Georgia betrieben werden) alle ähnlich aufgebaut sind: Zunächst werden prähistorische Funde präsentiert, dann ein Ritt durch die Geschichte kombiniert mit Münzen, Alltagsgegenständen und (darf keinesfalls fehlen) Waffen. Letztere scheinen sich bei den Besuchern besonderer Beliebtheit zu erfreuen. Was ich etwas vermisste, war ein umfassendes didaktisches Konzept.

Außerhalb des klimatisierten Museums war es so heiß, dass selbst die Hunde lieber ein Nickerchen machten, als um Futter zu betteln. Ich war kurz davor, mich dazuzulegen. Für ein paar schöne Fotos hat es dann aber doch noch gereicht:

Zu Mittag kehrte ich in der allseits gelobten Old Bar ein, wo es neben allerlei ortstypischer Küche (im Bild Tatarboregi mit saurer Sahne, Röstzwiebeln und Knoblauch) auch zwei hübsche Katzen gab.

Danach hatte ich eigentlich die besten Vorsätze, noch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten aus Emilys Liste abzuklappern, aber es war einfach zu heiß.

Borjomi

Mit Hilfe meiner Gastgeberin Svetlana fand ich die marshrutka nach Tbilisi, die mich in Borjomi aussteigen lassen würde. Am Ticketschalter wäre ich glatt vorbeigelaufen. Er befand sich in einem kleinen Raum diverse Meter entfernt vor dem, was ich als Busbahnhof ausgemacht hatte. Als der Bus endlich bis unters Dach vollgestopft war – neben den festen Sitzen gab es ausklappbare, und ein Fahrgast stand – ging es los. Die Straße war frei, wir flogen und waren nach 45 Minuten in Borjomi.

Dieses Mosaik begrüßt Reisende bei Ankunft am Busbahnhof.

Borjomi sei schon sehr touristisch, hatte Katja vorsichtig formuliert. Das stimmt absolut. Vielleicht fällt es auch nur besonders auf, weil sich die touristischen Attraktionen auf ein vergleichsweise kleines Gebiet konzentrieren: den Kurpark und die dorthin führende Straße.

Ich fing meine Besichtigung natürlich im Heimatmuseum an. Das Museum of Local Lore ist in einem verfallenden, aber noch immer sehr beeindruckenden Gebäude der zaristischen Verwaltung untergebracht. Hier war nix los. Ich wurde von einer Aufseherin begleitet, die mich zunächst detailliert auf Russisch instruierte, bis ich ihr sagte, dass ich leider kein Wort verstünde. Danach beschränkte sie sich auf „photo no!“, was offenbar hauptsächlich im Dachgeschoss gilt, wo die ausgestopfte kaukasische Fauna zu bewundern ist. Das Museum selber war eine Mischung aus interessanten Exponaten und Kuriositäten. Beschriftungen waren leider so gut wie nicht vorhanden.

Porzellan der Zarenfamilie gibt es übrigens auch zu sehen.

Die weiteren touristischen Highlights sind leicht innerhalb weniger Stunden abgearbeitet: Im Wesentlichen handelt es sich um den Kurpark, der inzwischen stark mit Spielplätzen und Cafés besiedelt ist. Hier kann man aber auch die alte Abfüllstätte für das Mineralwasser sehen, die wohl bis in die 1950er Jahre in Betrieb war. An verschiedenen Stellen im Park kann man sich das Wasser auch einfach selber abfüllen.

Unterwegs sieht man viel interessante Architektur:

Die Villa Firuza war einstmals in persischem Besitz und ist heute ein Hotel.

Außerdem gibt es viele große und kleine Mosaike aus der Sowjetzeit:

Dann gibt es noch den Nationalpark direkt außerhalb der Stadt. Inzwischen habe ich den Verdacht, dass dieser wesentlich interessanter ist als Borjomi selber. Leider hatte ich abermals keine Zeit für die verschiedenen Wanderwege.

Zu diesem Zeitpunkt war ich seit 12 Tagen in Georgien unterwegs, und es hatte quasi nie geregnet. Ganz vereinzelt mal ein paar Tropfen; alles, was sonst nach Regen geklungen hatte, war immer nur ein rauschender Bach gewesen. Auch für Borjomi zeigte Google mir nur eine geringe Regenwahrscheinlichkeit und -menge an. Was für eine Überraschung, als es plötzlich in Strömen goss! Naja, was die Wettervorhersage anging, lag Google in Georgien sowieso des Öfteren ziemlich daneben. So verbrachte ich den Rest des Abends auf meiner überdachten und plötzlich angenehm frischen Terrasse.

Nach dem Gewitter war an diesem Abend in Borjomi vor dem Gewitter.

Für den nächsten Tag hatte ich noch große Pläne, eine Festung erwandern, mehr Mosaike aufspüren, vielleicht ein Glas Kieferzapfen-Marmelade kaufen… Aber natürlich zeigte mir Google Maps den falschen Weg zur Festung an, und überhaupt war es so heiß, dass ich dachte, ach was soll’s… Also ab zur Bus Station und in die nächste marshrutka nach Tbilisi. Dort traf ich Susi und Hannah zum Abendessen, bevor es am nächsten Tag für mich weiter auf der Georgischen Heeresstraße nach Kazbegi ging.

Nummerierte Sitze im „Wartesaal“ des Busbahnhofs in Borjomi.
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7 Kommentare

  1. Akhaltsikhe hat eine dezente Ähnlichkeit mit Jerusalem ……. die große vergoldete Kuppel und all die alten Gebäude rundherum lassen daran denken…..beeindruckend…..soviel Geschichte in einem kleinen unscheinbaren Land wie Georgien….

  2. ohhhh, schööönnnn!! Jetzt bin ich mit dir mitgereist in Georgien. So schön ….und meist recht kurzweilig erzählt…..da brauch ich selbst garnicht mehr hinzu fahren 😉 morgen werde ich weiter lesen…..jetzt ist wieder Schlafenszeit 🥱

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