Andalusien: Road Trip um Almeria

November, alles grau, was bietet sich da besser an als ein Urlaub in Spanien? Diesmal war für mich schnell klar: Es wird ein Roadtrip, und zwar in der Gegend um Almería. Denn nach Cabo de Gata will ich ja schon, seit mein Spanischlehrer Antonio uns damals Bilder von der Küste zeigte.

Natürlich lief die Planung wieder komplett aus dem Ruder: Nachdem ich in die Recherche eingestiegen war, hatte ich schnell genug „Stoff“ für eine zweimonatige Reise. Leider standen mir nur zwei Wochen zur Verfügung. Also machen wir das Beste daraus, vamos!

Erste Station: San Miguel

Fast hätte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nur wenige Tage vor meinem Urlaub wurde Süd- und Ostspanien von Unwettern mit Starkregen heimgesucht. Auch Antequera und die Gegend um den Caminito del Rey, wo ich noch im April unterwegs gewesen war, hat es übel erwischt. Die Gegend um Almería zählt zu den trockensten in Europa und kam mit einem blauen Auge davon (wobei die Gemüsebauern, die einen Teil ihrer Ernte verloren, das sicher anders sehen).

Bei meiner Ankunft lachte die Sonne. Der Flughafen von Almería ist kompakt, der Weg zu den Mietwagenschaltern kurz. Im November ist nicht viel los, da viele Hotels über Winter schließen.

San Miguel ist nur etwa eine halbe Stunde Fahrt vom Flughafen entfernt. Ich war gleich ziemlich verblüfft über die Anzahl der Wohnmobile, die hier herumfuhren und -standen. Diese Art des Tourismus war noch voll im Gange, ansonsten schien der Ort schon halb im Winterschlaf. In meiner Pension fragte ich mich zunächst, ob ich die Einzige sei … aber später waren noch Schritte auf dem Gang zu hören.

Ein kleines Fischerboot am Strand von San Miguel, Cabo de Gata.

San Miguel ist leider keine Schönheit; am fotogensten sind noch die Fischerboote am Strand. Immerhin kam ich rechtzeitig zum Sonnenuntergang an.

Sonnenuntergang in Cabo de Gata.
Die Sonne ging dann echt schnell unter.

Gegen 18:30 Uhr war es stockfinster. So aß ich mein pisto manchego mit Blick ins Schwarze.

Ein Riff und vier Buchten: Von San Miguel nach San José

Am nächsten Morgen stellte sich das erwartete Problem: Wo gibt es hier Frühstück? Die Strandpromenade menschenleer, alle Cafés geschlossen, die Supermärkte ebenso. In der Bar neben der Pension allerdings brüllten sich die Gäste schon seit 6 Uhr morgens an (sprich: Sie unterhielten sich). Hier gab es auch leckere Tostadas.

Ein Mann führt auf der leeren Strandpromenade von San Miguel, Cabo de Gata, seinen Hund Gassi.
Samstagmorgen in San Miguel.

Es konnte losgehen. Mein Plan für den Tag war klar: Erstmal würde ich zum Leuchtturm und Riff weiter südlich fahren und mich dann entlang der Küste nach San José vorarbeiten. Unterwegs würde ich natürlich alle Buchten und Wandermöglichkeiten mitnehmen!

… Letzteres ist nicht ganz ernst gemeint. Und es kam natürlich anders.

Das Sirenenriff liegt nur wenige Kilometer südlich von San Miguel neben dem Leuchtturm Faro de Cabo de Gata. Auf dem Weg kommt man an den Salinen vorbei, in denen man im Sommer Flamingos beobachten kann. In größerer Menge konnte ich nur Motorradfahrer beobachten. Die Zufahrt zum öffentlichen Aussichtspunkt habe ich auch nicht gefunden. Egal.

Am Parkplatz unterhalb des Leuchtturms war schon einiges los – sogar ein Reisebus aus Sevilla kam um die Ecke. Das Meer glänzte trotzdem in der Sonne.

Arrecife de las Sirenas, Cabo de Gata, im morgendlichen Gegenlicht.
Seinen Namen hat das Riff möglicherweise von den Mönchsrobben, die hier mal lebten und die Seefahrer mit Sirenen hätte verwechseln können.

Man kann hier nicht allzu viel machen außer Fotos – der Leuchtturm ist nicht zugänglich.

Julia Pracht am Arrecife de las Sirenas, Cabo de Gata.
Selfies gehen natürlich schon. 😉

Google zeigt an, dass die Straße ALP-822 an der Küste entlang bis nach San José führt. Diese Strecke wollte ich natürlich fahren. Geht leider nicht: Die Straße war sehr bald für Autos gesperrt.

Also fuhr ich zurück nach San Miguel und in einer weiten Kurve nach San José. Mein Zimmer im Hostal El Dorado war schon fertig und lockte mit einer großen Terrasse … diese sollte wahrscheinlich über den fehlenden Meerblick hinwegtrösten. Den Aufpreis hatte ich nicht zahlen wollen, es wird schließlich früh dunkel – aber da die Zimmer nebenan nicht belegt waren, nutzte ich einfach deren Terrasse und genoss den Blick.

Blick auf San José, Cabo de Gata, vom Hostal El Dorado.
Natürlich ist auch das „hübsche Fischerdorf“ San José voller Hotels, Bars und Restaurants.

Um wenigstens ein paar Strände und Buchten zu sehen, fuhr ich nach dem Mittagessen zum Parkplatz der Cala Mónsul südlich von San José. Hier rumpelt man über eine ungeteerte Piste; im Sommer fahren auch Busse. Der Parkplatz war echt gut gefüllt – ok, es war ein sonniger Samstag im November.

Piste in der Nähe der Playa Monsul, Cabo de Gata.
Im November gut erträglich, im Hochsommer bestimmt kein Spaß: auf dem Weg zur Bucht.

Ich tat so, als wolle ich die Wanderung zur Vela Blanca unternehmen🤭, und marschierte auf der Piste in Richtung Westen los. Aber für die komplette Strecke war ich zu spät dran (hier geht es zum Download der Beschreibung dieser und anderer Wanderungen, nur Spanisch), also ging ich nur bis zur Cala Carbón. Kann man das noch als „Kieselstrand“ bezeichnen, wenn die einzelnen Kiesel so groß sind, dass sie sich als Waffe eignen? 🤔

Cala Carbon in Cabo de Gata.
Cala Carbón.

Auf die Erhöhung am linken Ende der Bucht führte ein gut erkennbarer Weg. Auf der anderen Seite entdeckte ich eine kleine Sandbucht – und meine ersten Nudisten. Die halten sich hier wohl gerne auf. Kein Wunder. Hübsch ist es hier und weit genug weg vom Trubel.

Die markante Küstenlinie immer im Blick.

Schon auf dem Hinweg von der Piste hatte ich auf der Hälfte des Weges eine Abzweigung entdeckt. Das war der Weg zur Cala de la Media Luna, zur Halbmondbucht. Hier lagen die Nudisten in den Büschen.

Cala de la Media Luna, Cabo de Gata.

Und von der Cala de la Media Luna gibt einen Weg zur Playa Mónsul.

Hier wurde schon Indiana Jones gedreht.

An der Playa Mónsul ist der Sand schwarz und ganz fein. Verlockend, die Füße ins Wasser zu halten … welches ganz schön kalt war. Und dann bin ich gleich in Dornen getreten, war ja klar. 🤣

Auf dem Rückweg musste noch die Playa de los Genoveses dran glauben. Sie ist der größte Strand in der Gegend. Ehrlich gesagt, fand ich ihn nicht besonders bemerkenswert. Abgesehen von den Quallen, die in großer Zahl angeschwemmt worden waren.

Quallen an der Playa de los Genoveses, Cabo de Gata.
„Hay medusas!“, kreischten die kleinen spanischen Jungs, die am Wasser spielten. Ihre Eltern ließ das kalt.

Rodalquilar & Las Negras: Alles geht schief

An meinem dritten Tag in Cabo de Gata hatten sich offenkundig alle gegen mich verschworen. Es ging los mit dem Wetter. Google hatte schon „starke Bewölkung“ angekündigt, aber morgens donnerte es. Der Regen ließ nicht lang auf sich warten. Bald folgte die erste von vier Warnungen auf dem Handy, dass mit „extremen Niederschlägen“ zu rechnen sei und man nicht aus dem Haus gehen solle.

So schlimm war der Regen in San José gar nicht gewesen. Der Regenradar gab auch grünes Licht. Also fuhr ich los Richtung Las Negras. Kurzer Stop am Mirador de la Amatista …

… bevor es weiterging nach Norden. In Las Negras gibt es einen Wanderweg nach El Playazo, der offiziell La Molata heißt und im Wanderführer hochgelobt wird. Den könne ich doch auch von El Playazo aus gehen, fand ich, und bog auf die Zufahrtsstraße ab.

Dass das keine so gute Idee war, zeigte sich spätestens, als ich 1,2 km vor dem Ziel vor einem See stand. Offensichtlich hatte es hier deutlich mehr geregnet, und die Straße (ohnehin nicht im besten Zustand) stand unter Wasser.

Auch am Playa Los Escullos hatte es mehr geregnet als erwartet …

Wie tief genau wollte ich mit meinem Corsa lieber nicht testen … Also drehte ich um und fuhr doch nach Las Negras. Die Spuren dieser Exkursion blieben meinem Auto lange erhalten. Für den Rest der Reise war es immer an den braunen Reifen zu erkennen.

Von Las Negras aus sollte ich laut Tourenbeschreibung über den Strand zur Rabenbucht Cala del Cuervo laufen …

Strand von Las Negras bei Flut.
Am Strand von Las Negras funkelt der Sand wie tausende kleine Diamanten.

… aber wie man sieht, war leider gerade Flut. Seufz. So wich ich auf die Straße aus, der Weg ist eh nicht so weit. Dort angekommen gelang es mir immerhin, die etwas wischiwaschi Beschreibung richtig zu interpretieren und den Zustieg zum Aufstieg zu finden.

Cala del Cuervo, Cabo de Gata.
Erst runter zur Bucht, dann rauf auf den Felsen: die Cala del Cuervo.

Diese Wanderung lohnt sich wirklich. Hier wechselt sich Sandstein mit vulkanischem Gestein ab. Die Blicke aufs Meer sind phänomenal.

Da mir aufgrund des verregneten Morgens einiges an Zeit fehlte, drehte ich nach etwa einer halben Stunde um und machte mich auf den Weg zur Playa Las Escullos. Dort gibt es ebenfalls eine wohl sehr schöne Küstenwanderung nach Isleta del Moro. Dafür hatte ich nun echt keine Zeit mehr, aber ich glaube, optisch beeindruckender als die Strecke von Las Negras ist sie eh nicht. Hier ⬇️ ist die Playa Las Escullos, rechts im Hintergrund Isleta del Moro.

Der Strand von Los Escullos, im Hintergrund La Isleta del Moro.
An der Playa Las Escullos ist feiner schwarzer Sand mit kleinen rötlichen Kieseln gemischt.

Die Playa Las Escullos ist für ihren markanten Sandsteinüberhang bekannt. Es handelt sich hierbei um eine „duna fósil“, die aus Oolith besteht (musste ich auch erst nachgucken).

Fußspuren am Strand von Los Escullos, im Hintergrund der Felsüberhang.

Am späteren Nachmittag zog es sich zu und wurde wieder windiger, dafür fiel der Sonnenuntergang umso beeindruckender aus:

Sonnenuntergang mit bunten Wolken in San José, Cabo de Gata.

Und abends war es zwar kühl, aber doch noch warm genug, um auf der Terrasse zu sitzen.

Erster Einsatz meines neuen Stativs 😀

Weiter nach Norden: Nijar & Carboneras

In San José hätte ich schon noch ein paar Tage länger bleiben können. Aber ich wollte ja noch mehr von Cabo de Gata sehen. Bei diesmal strahlendem Sonnenschein und einem kurzen Zwischenstopp …

eine andalusische Windmühle in Cabo de Gata

… fuhr ich jedoch zunächst erneut nach Las Negras.

Denn erstens ist das Tal von Rodalquilar, das man unterwegs durchquert, wirklich wunderschön. Und zweitens ließ mich die Wanderung, die ich am Vortag so kurz gehalten hatte, nicht los. Sie sollte ja nur eine Stunde pro Strecke dauern, das sollte doch noch drin sein …

Erste Erkenntnis in Las Negras: Auch bei Ebbe ist der Strand nicht bis Cala del Cuervo begehbar. Und: Der Wanderweg ist toll, aber bisweilen grenzt er ans Lebensgefährliche. Diesmal bin ich nach etwa zwei Dritteln umgekehrt, weil es mir einfach zu haarig wurde und ich die gleiche Strecke ja noch zurückgemusst hätte.

Hier sieht man den Weg ganz gut. Hüstel.

Übrigens trifft man auch hier auf Nudisten. 🤣

Eine halbe Stunde Autofahrt später war ich in Nijar. Ähnlich wie Frigiliana reklamiert auch Nijar für sich, eines der schönsten Dörfer Spaniens zu sein. Anders als in Frigiliana gibt es hier allerdings viele Töpfereien, und das fand ich nun doch ausgesprochen interessant.

Ein ganzes Viertel für die Töpferei 😍 überhaupt hängen in der ganzen Stadt die vor Ort hergestellten Blumentöpfe. Da kann man sich gleich seinen Lieblingsstil aussuchen und muss dann nur den Laden des Herstellers finden …

Aber zunächst mal ging ich in die Altstadt. Die ist natürlich auf dem Berg. Schließlich wollte man für Angreifer (heute für Touris) möglichst schwer zugänglich sein. Ganz oben thront noch der Atalaya, der Wachturm. Früher diente er dazu, Piraten zu erspähen, die über das Meer kamen; heute blickt man leider auf das Meer von Gewächshäusern, in denen unser Gemüse angebaut wird. 🙁

In der Altstadt erwarten einen immer wieder hübsche kleine Details.

Was ich nicht bedacht hatte: Während ich in der Altstadt herumkletterte, steuerten die Keramikläden auf die Siesta zu. Um 14 Uhr schlossen alle, teilweise mehrere Stunden lang! 😱 Das zum Thema „ich bin immer gut vorbereitet“!!!

Töpferwaren in der Töpferei Angel y Loli, Nirja.
Bei Angel y Loli war nur eine Stunde Siesta.

Zwei Läden erwischte ich noch offen; kann sein, dass mir dort etwas in die Tasche gesprungen ist, ähem. Zum Glück ging die Siesta in den meisten Läden länger, als ich bereit war auszuharren.

Neben Keramik gibt es hier noch Taschen, Körbe, Lampenschirme und Dekoartikel aus Espartogras. Das wurde vor einigen Jahrzehnten in Spanien noch manuell geerntet und verarbeitet. Heute kommt es aus Marokko, weil die Arbeitskraft dort viel, viel billiger ist. Es gibt aber noch einige Betriebe in Andalusien, die es handwerklich verarbeiten.

Der Esel dient als Erinnerung an die „gute alte Zeit“, als man Waren und Wasser nur mit seiner Hilfe von Dorf zu Dorf transportieren konnte.

Genug geshoppt. Ich wollte zu meinem nächsten Ziel, Carboneras. 15 km Autobahnfahrt wären fast nach 500 Metern in einem Unfall geendet, als der LKW vor mir plötzlich ausscherte 🙈, um im Schneckentempo einen Transporter zu überholen. Da fahre ich einmal im Leben auf der linken Spur …

Carboneras war dann vergleichsweise ein Schock. Ein Ort, der nicht im Dornröschenschlaf ist? Wo richtig was los ist auf den Straßen? Wo tatsächlich Einheimische leben und nicht nur Touristen? Merkt man schon daran, dass es einen „richtigen“ Supermarkt gibt, einen Mercadona. Und dort gibt es in Plastikflaschen Salmorejo freco, der gar nicht schlecht schmeckt …

Am Strand von Carboneras war trotzdem nicht mehr viel los.

Der Durchhängertag: Mesa Roldán & Eis

Am 5. Tag meiner Reise brauchte ich eine Pause. Ging schon damit los, dass ich mich morgens nur schwer aufrappeln konnte.

Also fuhr ich nur etwa 10 km zum Parkplatz der Playa de los Muertes. Hier beginnt die kurze, aber schöne Wanderung (eher ein glorifizierter Spaziergang) zur Mesa Roldán.

Die Mesa Roldán ist so eine Art Tafelberg, von denen es in der Gegend einige gibt. Hier hat sich vor über 6 Millionen Jahren ein Korallenriff auf einem Vulkankegel angesiedelt. Es sitzt also eine dicke Schicht Kalkstein auf dem vulkanischen Gestein und schützt dieses vor Erosion. Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde der Kalkstein zum Teil gesprengt, um beim Bau des Hafens verwendet zu werden.

Auf dem Weg kann man wohl noch verschiedene Versteinerungen im Gestein entdecken … ich sah nix außer diesen hübschen Blumen (sind das Orchideen oder Fliegenfallen?).

Oben angekommen sind immerhin der alte Wachtturm und der Leuchtturm nicht zu übersehen.

Rückansicht des Torre Roldán, Cabo de Gata.
Von vorne ganz normal rund, von hinten unerwartet eckig.
Blick von Mesa Roldán auf Carboneras.
Hier wurde dann wohl gesprengt. Im Hintergrund Carboneras.

Gleich nebenan liegt die Playa de los Muertos, von vielen als der schönste Strand der Gegend bezeichnet. Dorthin schleppte ich meine müden Knochen auch noch … ja. Kieselstrand, hübsche bunte Steinchen, und recht zwei große Felsen, hinter denen der FKK-Bereich beginnt.

Markante Felsen an der Playa de los Muertos, Cabo de Gata.

Jetzt hatte ich mir aber wirklich ein Mittagessen verdient. Eigentlich hatte ich ja noch in den nächsten Ort, Agua Amarga (so hieß auch die Ecke in Alicante, wo ich gearbeitet habe, grusel), fahren und dort eine Wanderung unternehmen wollen. Aber es war so diesig gewesen, und die Küste hatte ich schon von der Mesa Roldán aus gesehen.

Als Google Maps mich also in Carboneras falsch leitete (nämlich auf einen Parkplatz statt auf die Hauptstraße), sah ich das als Zeichen des Himmels. Es gibt da so einen netten kleinen Laden, Ama, geführt von einer italienischen Familie, wo es mal was anderes zu essen gibt als tortilla und patatas bravas. Danach noch ein Eis, ein Spaziergang am Strand und den Nachmittag auf der Terrasse verbracht. Tat auch mal gut.

Wüste statt Küste: Tabernas & Gorafe

Nach fünf Nächten in der Nähe des Meeres fuhr ich in Landesinnere. In und um Tabernas wollte ich die Badlands erkunden. Ziemlich schnell war ich völlig geflasht von der Landschaft. Gerade um Sorbas herum hatte ich das starke Bedürfnis anzuhalten, es sah aus wie in Utah. Hatte ich da einen Hinweis auf Töpfereien gesehen?

Statt dessen machte ich eine Olivenölverkostung und kaufte einen 5-Liter-Kanister. Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, dass ich mit dem Zug zurück nach München fahre. Auch wenn die Schlepperei den Rest der Reise über gar nicht so lustig war.

Dann die Wanderung in den Badlands … Leider nicht ganz so spektakulär, wie ich es mir erhofft hatte. Spektakulär war höchstens meine Fehleinschätzung, was den Weg aus dem Canyon anging. 🤣 Zwischenzeitlich dachte ich, ich komme da gar nicht mehr raus. 🙈

Julia Pracht sitzt in einem Canyon in der Wüste von Tabernas
Da lachte ich noch …

Eigentlich war mein Abenteuerbedarf für den Tag gestillt, aber ich musste ja noch weiter nach Gorafe. Also wieder auf die Autobahn. Bis Guadix war die A-92 gar nicht so voll, aber zwischen Granada und Murcia gibt es doch erheblich mehr Verkehr. Zum Glück kam bald die Abfahrt zur Landstraße, wo das Tempolimit nicht ganz klar war. Ich fuhr mal 40. Vorsichtshalber. Und weil es so viel zu gucken gab.

In Gorafe war ich dann wieder mit allem versöhnt, denn die Landschaft war grandios, das Dorf hübsch, und auch meine Höhlenwohnung musste sich gar nicht verstecken.

Wohnhöhle Cueva Alcazar in Gorafe, Andalusien
Mein Wüstenschloss 🤩

Auf Anraten meiner Vermieterin eilte ich ins Centro de Interpretacion del Megalitismo. Dort erfuhr ich, soweit ich das verstehen konnte, alles über die Dolmen in der Gegend. Es gibt viele davon, über 240, und sie sind fast alle auf der Karte verzeichnet, die es im CIM gibt.

Dafür fiel das Abendessen etwas mau aus – eine Tüte Chips – denn das einzige Restaurant im Ort schliesst im Winter wochentags schon um 18 Uhr. Ich sank ins Bett und staunte, dass nicht mal Hundegebell zu hören war.

Mehr Wüste, Schafe und Dolmen

Weitere Abenteuer erwarteten mich am nächsten Tag: eine Tour durch die Wüste von Gorafe. Drei französische Paare und ich. Der Guide sprach Spanisch und Französisch. Also hauptsächlich Spanisch.

Es wurde dann echt ganz lustig. Wir waren weitgehend allein unterwegs, trafen aber mehrfach einen Wanderer aus Italien mit seinem Hund. Er war zu Fuß nur unwesentlich langsamer unterwegs als wir im Auto. Ich machte noch Witze, wir würden uns dann ja in 20 Minuten am nächste Stopp sehen … und prompt kam er um die Ecke. Fühlte sich an wie Hase und Igel.

Das französische Paar, mit denen ich im Geländewagen gesessen hatte, traf ich beim Mittagessen gleich wieder. Das war dann wieder so eine Begegnung, die meine Selbsteinschätzung von „mein Französisch ist ganz gut“ zu „ich kann nichts“ änderte. Er stellte mir eine Frage, die ich als „lassen Sie Ihr Auto unbewacht?“ verstand. „Das hättest du anders formulieren müssen“, sagte sie – tatsächlich hatte er wissen wollen, ob ich das Auto den gesamten Urlaub über habe. 🙈🙈🙈🙈🙈

Moralisch am Boden, aber mit gut gefülltem Magen (schon als Tapa zum Getränk hatte es ein Sandwich gegeben, und die halbe Portion Mittagessen war reichlich) machte ich mich zu den Dolmen auf. Zu den Majadillas kommt man ja zu Fuß. Klang in der Beschreibung auch total easy, beinhaltete dann aber einen steilen Aufstieg, fehlende Beschilderung und zu hohes Gras.

Dolmen 65, Gorafe

Ein Wunder, wie die Dolmen überhaupt gefunden wurden. Ich wäre ohne meine neuen Freunde, die Schafe, verloren gewesen. Sie zeigten mir den Weg, und ihr Schäfer schrie mir vom Berg her zu, in welche Richtung ich gehen solle.

Schafe over Gorafe.

Letzter Streich: Geht es noch remoter?

In Gorafe ist ja so wenig los, dass man einfach mal mit drei Mann, zwei Autos und einen Hund die Durchgangsstraße blockieren kann, um ein Schwätzchen zu halten.

Aber da geht doch noch mehr, oder??? Na klar. In Alicún de Los Torres, nur 10 km entfernt, schien es außer einer Kreuzung gar nichts zu geben. Der Schein trügt, es gibt Dolmen, Petroglyphen, heiße Quellen und wieder mal unglaubliche Landschaften.

Petroglyphen bei Alicún de los Banos.

Wie schade, dass ich doch ein bisschen auf die Uhr schielen musste, denn mir stand noch die Rückfahrt nach Almería bevor. Zum Glück führen mehrere Wege nach Rom, sodass ich ein weiteres Tal erkunden konnte (hier gab es mehr Dolmen und ein paleontologisches Museum, zum Glück wusste ich davon vorher nichts) …

… mit einem kurzen Stopp am Mirador de Mencal …
… hier gibt es sogar so eine Art rainbow mountain

… dann 100 km Autobahn, Tanken, Auto abgeben und ab nach Almería.

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