Polen II: Kurztrip nach Krakau

Krakau. Der feuerspeiende Drache unterhalb des Wawelschlosses bei Nacht.

Krakau, die Stadt im Süden Polens, ist tatsächlich so hübsch, wie sie auf Fotos immer aussieht, und hat eine tolle Atmosphäre. Selbst die Nazis waren begeistert und sahen davon ab, die Stadt zu zerstören, weil sie ihrer Meinung nach so deutsch aussah. Anders als in Breslau (Wrocław) ist daher quasi alles, was Du siehst, Original. Auch Krakau eignet sich hervorragend für einen Kurztrip: Es gibt Geschichte, Kultur, gutes Essen, Einkaufsmöglichkeiten und allgemein viele Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Und wenn Dir mehr nach Natur ist, kommst Du mit dem Zug schnell nach Zakopane.

Die Altstadt von Krakau

Wie jede ordentliche mittelalterliche Altstadt ist auch die krakausche sehr kompakt. Wenn Dir Füße und Kopf qualmen, kannst Du Dich im grünen Gürtel, der die Altstadt umgibt, ausruhen. Oder Du gehst in eines der zahlreichen Cafés.

Dreh- und Angelpunkt der Altstadt ist der große Rynek mit der Marienkirche. Diese sticht sofort durch ihre zwei ungleichen Türme ins Auge. Ins Ohr sticht sie auch, denn „seit dem 14. Jahrhundert läutet ein Türmer zu jeder vollen Stunde die Stundenglocke von Hand und spielt das Krakauer Trompetensignal „Hejnał“ in alle vier Himmelsrichtungen“ (Wikipedia). Wenn er einem danach zuwinkt, muss man zurückwinken. Sagte zumindest unser Guide. Wenn ich mich recht erinnere, stellt man so sicher, dass man nach Krakau zurückkehrt.

Die Marienkirche in Krakau.

In der Kirche geht es dann richtig rund. Denn hier steht der Hochaltar von Veit Stoß aus dem 15. Jahrhundert. Wenn Du die Möglichkeit hast, diese Kirche zu besichtigen, nutze sie.

Die bemalte Decke der Marienkirche in Krakau.
Der Hochaltar in der Marienkirche in Krakau.

Die Kirchendichte in Krakau ist ohnehin recht hoch. Direkt hinter der Marienkirche steht die St.-Barbara-Kirche, die mir ja insbesondere wegen der kleinen Skulptur im Vordergrund als Fotomotiv gefiel.

Direkt hinter der Marienkirche steht die St.-Barbara-Kirche.
Die St.-Barbara-Kirche.

Im Zentrum des Rynek stehen die Tuchhallen. Ein sehr schönes Gebäude; leider sind dort inzwischen nur noch Souvenirshops angesiedelt.

Vor den Tuchhallen warten Kutschen auf zahlungswillige Touristen.

In den Tuchhallen findet sich auch der Zugang zum unterirdischen Museum, wo Du zwischen mittelalterlichen Ruinen stehst und mehr über Krakau im Mittelalter erfährst. Ich fand es sehr interessant. Wenn Du nicht so viel Zeit hast und Dich nicht übermäßig für das Mittelalter interessierst, würde ich aber sagen, dass es kein absolutes Muss ist.

An der frischen Luft kann man die Skulptur „Eros bendato“ und direkt dahinter den Rathausturm aus dem 14. Jahrhundert besichtigen.

Die Skulptur "Eros bendato" von Igor Mitoraj auf dem Rynek Krakaus.
„Eros bendato“ von Igor Mitoraj.
Der Rathausturm von Krakau.

Wawelschloss & Kathedrale

Das Wawelschloss, direkt südlich der Altstadt gelegen, darf natürlich bei einer Besichtigung Krakaus nicht fehlen. Die ganzen kostenlosen, also trinkgeldbasierten, Stadtführungen enden dort. Allerdings gibt es nur eine Außenbesichtigung, denn Du musst für so ziemlich alle Gebäude (und auch für die Toilette) Eintritt bezahlen. Es gibt verschiedene Kombitickets; an der Kasse wurden klare Ansagen gemacht, welches Ticket angesichts der Uhrzeit sinnvoll ist. Denn je später am Tag Du dort erscheinst, desto weniger wirst Du ansehen können – der Komplex ist einfach zu groß. Und für manche Gebäude bekommst Du vielleicht auch gar keine Karte mehr, weil das Kontingent erschöpft ist.

Wawel-Kathedrale

Die Kathedrale steht zwar auf dem Gelände des Wawelkomplexes, Du musst aber ein separates Ticket kaufen. Lohnt es sich? Ja.

Die Südfassade der Wawel-Kathedrale mit der Sigismundkapelle.

Die Kathedrale ist die wichtigste Kirche in Polen. Dementsprechend ruhen hier auch die polnischen Könige, Bischöfe, Nationalhelden etc. Es gibt also auch eine enorme Krypta. Und wenn Dir nach Treppensteigen ist, kannst Du die Sigismund-Glocke im Turm besichtigen.

Die Sigismund-Glocke in der Wawel-Kathedrale.
Die Sigismund-Glocke läutet nur zu besonderen Anlässen.

Am Fuße des Schlosses findet sich ein Drache, die in unregelmäßigen Abständen Feuer spuckt. Im Dunkeln kommt das natürlich am besten zur Geltung.

Der Drache am Fuß des Wawelschlosses spuckt in der Dunkelheit Feuer.

Jüdisches Krakau

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Krakau eine große jüdische Gemeinde – etwa ein Viertel der Bevölkerung war jüdischen Glaubens. Davon war nach 1945 nicht mehr viel übrig. Und so sind wir natürlich bei einem Thema, das in Krakau omnipräsent ist: die Zeit der Nazi-Besatzung und des Zweiten Weltkriegs.

Das ehemalige jüdische Viertel um die Alte Synagoge herum befindet sich in Kazimierz; hier kann man wunderbar herumspazieren. Das ehemalige Ghetto, wo die jüdische Bevölkerung auf engstem Raum zusammengepfercht wurde, ist auf der anderen Seite der Weichsel. Hier findest Du unter anderem die Apotheke unter dem Adler und davor den Platz der Ghettohelden mit der Stuhlinstallation, von wo die Deportationen starteten. Bedrückend, um es höflich zu sagen.

Stühle auf dem Platz der Ghettohelden.
Jeder Stuhl auf dem Platz der Ghettohelden erinnert an 1000 Juden, die von hier deportiert wurden.

Die Geschichte ist natürlich sehr intensiv, nicht zuletzt, weil sich das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz nur etwa 70 Kilometer entfernt befindet. Ich fand die Führung „Jüdisches Krakau“ von Walkative (auf Trinkgeldbasis) sehr hilfreich, um die Zusammenhänge und Hintergründe besser zu verstehen.

Oskar Schindlers Emaillefabrik

Der Name Oskar Schindler ist wahrscheinlich den meisten Besucher*innen bekannt. „Seine“ alte Fabrik, heute ein Museum, ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen in Krakau. Es empfiehlt sich daher, die Eintrittskarten im Vorfeld zu bestellen. Dazu brauchst Du keinen Dienstleister, sondern gehst einfach direkt auf die Website des Museums. Du kannst natürlich auf gut Glück an die Kasse gehen, aber dann am besten gleich morgens, wenn das Museum öffnet. Wenn ich da war, standen immer jede Menge Menschen vor der Tür und warteten auf Einlass.

Jetzt zum Museum: Hier geht es um die Geschichte Krakaus während der Nazi-Besatzung. Die Dauerausstellung ist gut gemacht. Es geht nicht um den Film „Schindlers Liste“ oder um den Menschen Oskar Schindler, auch von der Produktion der Fabrik ist nichts mehr zu sehen. Du siehst zwar den Raum, in dem Schindler sein Büro hatte, aber dort ist alles nachgestellt. Nun ja, wenn Du Dich länger mit der Nazizeit in Krakau beschäftigst, wirst Du auch mitbekommen, dass Schindler nicht ganz der selbstlose Retter war, als der er im Film dargestellt wird.

Brauchst Du eine Führung? Ich würde sagen: nein. Der Vorteil einer Führung ist, dass Du ggf. noch kurzfristig an eine Eintrittskarte kommst. Die Ausstellung ist aber sehr gut beschildert. Ich hatte eine Führung bei einem externen Anbieter gebucht und habe es ziemlich bereut. Die Gruppe war groß, die Gänge eng (der Großteil der Gruppe stand daher immer weit entfernt von dem Exponat, um das es gerade ging), der angegebene Treffpunkt stimmte nicht, die Führerin nudelte ihren Text herunter (nichts, was über die Informationen an der Wand hinausging) und – was besonders nervte – hustete andauernd ins Mikro.

Das Museum bietet selbst auch Führungen an. Es kann natürlich sein, dass diese inhaltlich tiefer gehen.

Direkt hinter dem Museum befindet sich das Museum für Gegenwartskunst.

In der Nähe von Krakau

Museum Auschwitz-Birkenau

Nur etwa 70 Kilometer entfernt von Krakau errichteten die Nazis das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Eine Besichtigung, ob individuell oder mit einer Führung, ist von Krakau aus problemlos möglich. Weitere Informationen habe ich in diesem Artikel zusammengestellt.

Salzbergwerk Wieliczka

Das Salzbergwerk Wieliczka befindet sich in einem Vorort südöstlich von Krakau und kann besichtigt werden. Zumindest ein Teil davon, denn es ist riesig. Weitere Informationen habe ich in diesem Artikel zusammengestellt.

Förderturm des Salzbergwerks Wieliczka bei Krakau.
Das Salzbergwerk wird auch von Schulgruppen sehr gut besucht.

Organisatorisches & Tipps

Anreise nach Krakau

Krakau hat natürlich einen internationalen Flughafen (KRK), der nach Papst Johannes Paul benannt ist. Dieser hat fast sein gesamtes vorpäpstliches Leben in Krakau verbracht.

Ich kam mit dem Intercity aus Breslau. Schnell, bequem, günstig (knapp 20 € für die einfache Fahrt in der ersten Klasse). Zugverbindungen gibt es auch aus anderen Teilen Polens. Aus Süddeutschland und Österreich bietet sich die An- oder Abreise mit dem Nachtzug ab/bis Wien oder Graz an.

Der Hauptzugang zum Hauptbahnhof von der Straße Pawia versteckt sich hinter einem Einkaufszentrum, der Galeria Krakowska. Der Zugang zu den Gleisen ist auch außerhalb der Öffnungszeiten der Geschäfte möglich. Alternativ gibt es einen seitlichen Zugang (mit einem Retrobahnsteig), den Du über den Plac Jana Nowaka-Jeziorańskiego erreichst. Auch auf der östlichen Seite der Gleise, beim Busbahnhof, gibt es einen Zugang.

Die Bar des PURO Hotels direkt gegenüber vom Hauptbahnhof ist ein angenehmer Ort, um die Wartezeit bis zur Abfahrt des Nachtzugs zu überbrücken. Die Preise sind auch noch ok.

Unterkunft in Krakau

Halb Krakau scheint mittlerweile aus Touristenunterkünften zu bestehen. Häufig sind das Ferienwohnungen, also ganze Wohnungen oder große Wohnungen, die in kleinere Einheiten unterteilt wurden. Vorteil: günstig. Nachteil: Es gibt in der Regel keinen Ansprechpartner vor Ort, und es ist meist nicht möglich, Gepäck kurzfristig zu lagern.

Mir war wichtig, ruhig und in der Nähe des Bahnhofs/Busbahnhofs zu sein. Mit meinem Zimmer bei Krakow Central Apartments war ich sehr zufrieden. Dritter Stock ohne Aufzug, aber hübsch eingerichtet, sauber und günstig. Mein Zimmer ging nach hinten raus und war daher auch sehr ruhig … abgesehen von den lärmenden Teenagern auf der Etage.

Gepäckaufbewahrung

Wenn Deine Unterkunft keine Möglichkeit bietet, Gepäck vor dem Check-in bzw. nach dem Check-out abzustellen, musst Du beispielsweise auf die Gepäckfächer am Bahnhof oder Busbahnhof zurückgreifen. Diese sind aber nicht unbedingt immer frei, außerdem kannst Du nur mit Bargeld (natürlich passend) zahlen. Es gibt im Bahnhof auch noch eine Gepäckaufbewahrung mit Personal, die aber um 21 oder 22 Uhr, also deutlich vor Abfahrt des Nachtzugs, schließt.

Essen

Hier ist für jeden Geschmack etwas geboten, von Döner und Pizza über chimney cake 🙄 und sonstige Snacks bis zu (gehobener) polnischer Küche. Gerade in den besseren Restaurants liegen die Preise deutlich unter Deutschland.

  • Moderne Küche im Emalia Zablocie, in der Nähe von Oskar Schindlers Emaillefabrik.
  • In der Pierogarnia Krakowiacy (Instagram @pierogarnia_krakowiacy) gibt es Pierogi mit zum Teil ungewöhnlicher Füllung. Und Pilzsuppe. 😋
Pierogi und Pilzsuppe – was braucht man mehr?
  • Schokolade zum Trinken oder Kaufen gibt es z. B. bei E. Wedel am Rynek oder bei Karmello Chocolatier in der Florianska.
  • … und ansonsten platzt die Altstadt vor Cafés und Restaurants aus allen Nähten. Bon appétit!
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