Island II: Der Süden, Golden Circle und Reykjavík

Drei Papageitaucher sitzen auf einem Felsen in Südisland.

Während meiner dreiwöchigen Islandreise fuhr ich die gesamte Ringstraße im Uhrzeigersinn ab. Nachdem ich den Westen, die Halbinsel Snaefellsnes und den Norden erkundet hatte, standen der Süden Islands, der Golden Circle und zum Abschluss die Inselhauptstadt Reykjavík auf dem Programm. Hier findest Du zudem Informationen zur Organisation der Reise.

Der Südosten

Der Nordosten Islands hat mir extrem gut gefallen. Hier wäre ich gerne noch länger geblieben. Leider drängte das Programm zum Aufbruch. Mir stand von Egilsstadir aus eine recht lange Fahrt in Richtung Süden bevor: Mein erstes Etappenziel war die Gegend um den Gletscher Vatnajökull.

Diese Strecke ist der Grund, warum man ein eigenes Fahrzeug braucht, wenn man die Insel komplett umrunden will. Denn gerade hier gibt es wohl keine Busverbindung. Oder zumindest gab es sie damals nicht. Statt dessen bieten sich hier drei mögliche Routen:

  1. Über die Ringstraße (Straße Nr. 1), durchgehend geteert,
  2. Über die alte Ringstraße (Straße Nr. 95), über lange Strecken nicht geteert,
  3. Über die Nr. 95 und den Öxi-Pass.

Letzteres ist die Strecke, die Google Maps gerne als die schnellste vorschlägt. Merke: Die schnellste Strecke ist in Island nicht unbedingt die beste. Dass der Öxi-Pass bei Nebel (tritt häufig auf) lebensgefährlich sein kann, hatte ich schon gelesen. In Grimsstadir hatte ich eine Deutsche getroffen, die diese Strecke eher aus Versehen gefahren war und sagte, die habe es auch bei gutem Wetter echt in sich.

Meine Gastgeberin Elsa hatte gemeint, die Straße 95 sei nicht so wild. Also fuhr ich die. „Nicht so wild“ ist dann wieder Interpretationssache. Das war die einzige längere Strecke, auf der ich nicht von größeren Autos überholt wurde. Offenbar fanden alle, sie könnten mich mal als Pilotin vorausfahren lassen.

Tipp: Wenn in Island vor einer Kurve 20 km/h als Höchstgeschwindigkeit angegeben ist, kann es ratsam sein, mit etwa 15 km/h in diese Kurve zu fahren.

Das klingt jetzt dramatischer, als es war. Das Wetter war sensationell an diesem Tag, die Landschaft wie üblich der Hammer. Glaube ich zumindest, denn diesmal musste ich mich wirklich auf die Straße konzentrieren. Die Fahrt war absolut ok, nicht zuletzt dank des trockenen Wetters. Aber ich war auch ganz froh, als ich endlich wieder auf die Ringstraße einbog. Kurze Pause in Djúpivogur mit Kuchen und Steinen im Steinasafn Auduns, dann weiter die Ringstraße entlang.

Ganz normale Straßenblockade: Schafe am Gletscher.

Jökulsárlón & Diamond Beach

Aufgrund des tollen Wetters wollte ich noch unbedingt die Diamond Beach und Gletscherlagune Jökulsárlón mitnehmen, auch wenn ich danach diverse Kilometer zu meiner Unterkunft würde zurückfahren müssen. In dieser Gegend war es abermals recht herausfordernd, eine bezahlbare Unterkunft zu finden…

Kayaking auf dem Heinarbergslón

Kanufahren und ähnliche Aktivitäten sind ja eher nicht meins. Zu kalt, zu nass, zu anstrengend. In Südafrika auf einem Fluss wäre ich direkt ins offene Meer gespült worden, hätte nicht der Guide hinter mir gesessen. Aber: Wie oft bietet sich einem die Gelegenheit, eine Gletscherlagune mit dem Kayak zu befahren? Eben. Auf dem Heinarbergslón ging es preislich und beinhaltete sogar das Herumklettern auf einem Eisberg (Tour mit Iceguide). Es war auch wesentlich weniger los als in Jökulsárlón – wir waren alleine, während auf der großen Lagune ständig Boote und andere Paddler unterwegs waren.

Das tolle Wetter vom Vortag hatte sich leider verzogen, statt dessen regnete es leicht, und die Wolken hingen tief. Einerseits schade, andererseits sorgte das für eine ganz besondere Stimmung.

An der Lagune hatten wir einen ungeplanten Aufenthalt, weil unser Guide feststellen musste, dass sein Kollege defekte Ausrüstung normal in den Schrank gehängt statt aussortiert hatte. So konnten wir natürlich nicht auf das kalte Wasser; er sprang ins Auto, um Ersatz zu holen. Ich stürzte ans (zum Glück nicht ins…) Wasser, während meine Mitreisende nur rumstanden… Und so sah es dann aus:

Fazit: Ich habe meine Arme noch drei Tage später gespürt, aber das war es echt wert!!

Der Südwesten

An der Südküste Islands steigt die Anzahl der möglichen Freizeitaktivitäten ins Unermessliche: Wanderwege, Wasserfälle, Felsformationen überall. Gleichzeitig lange Strecken – wenn ich mir heute auf der Karte angucke, wie weit ich an diesem Tag gefahren bin, kriege ich fast einen Vogel. Mein unrealistisches sehr optimistisches Programm schrumpfte notgedrungen stark. Zeit für einen Stopp im Fjadrárgljúfur Canyon war aber noch:

Den Canyon kannte niemand, bis Justin Bieber dort ein Musikvideo drehte. Dann kamen so viele Besucher, dass er aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Als ich dort war, war er gerade wieder eröffnet worden, nachdem man Wege angelegt und Absperrungen errichtet hatte, um death by selfie zu verhindern.

Ins Hochland nach Thorsmörk

Bislang war meine Reise ja ganz entspannt verlaufen. Die meisten Aktivitäten, wie das whale watching und den Ausritt in Nordisland, hatte ich spontan und ohne Probleme gebucht. Bei den Ausflügen ins Hochland hatte ich mich allerdings verrechnet. Zwei hatte ich machen wollen, aber nur nach Thorsmörk bekam ich noch einen Platz im Bus. Schade.

Ich hatte mich in der Nähe von Hella einquartiert und stieg dort in den Bus. Unser Fahrer war der gesprächigste Isländer, der mir bis dahin über den Weg gelaufen war. Und auch ein sehr guter Fahrer: Direkt am ersten Fluss mussten wir einen anderen Bus, der dort steckengeblieben war, abschleppen.

Und deshalb war ich froh, in einem geländegängigen Bus zu sitzen.

In Thorsmörk angekommen zerstreuten sich die Insassen schnell in alle Windrichtungen. Kein Wunder bei diesen Ausblicken.

Fagradalsfjall

Der neue Vulkan Fagradalsfjall brach in Island im März 2021 aus. Kurz vor meiner Ankunft schien er sich zu beruhigen. Der Ausbruch sei wohl vorbei, meinten Vulkanologen, hatten die Rechnung aber ohne den Vulkan gemacht. Das besondere an diesem Ausbruch war wohl, dass er vollkommen unvorhersehbar war: Während bei den meisten Vulkanen ein Muster erkennbar ist, macht Fagradalsfjall einfach, was er will.

Ob sie schon am Vulkan gewesen sei? Meine Vermieterin, selber eher kräftig und meist hinter dem Steuer eines Dodge Ram anzutreffen, sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Nein, zu anstrengend, vielleicht mache sie mal einen Helikopterflug, meinte sie. Gut, da war informationstechnisch nichts zu holen. Überhaupt schien sie, wie viele BetreiberInnen von Gästehäusern, nicht übermäßig viel über die direkte Umgebung zu wissen. Vielleicht liegt das daran, dass die meisten Gäste täglich die Unterkunft wechseln und somit abends ankommen und morgens nach dem Frühstück weiterfahren. Gespräche über die nähere Umgebung sind da selten.

Am Vulkan war im Handumdrehen eine Infrastruktur entstanden: Parkplatz, markierte Wege, Webcam. Letztere zeigte morgens einiges an Aktivität, also sprang ich ins Auto und fuhr die zwei Stunden. Vom Parkplatz aus ging es etwa anderthalb Stunden lang den Berg hinauf, immer am Lavafeld entlang. Unterwegs sah den Vulkan aus der Ferne etwas frische Lava spucken… die Aufregung wuchs ins Unermessliche… oben angekommen machte es dann nochmal kurz blubb, und das war’s. Schade.

Ein paar Tage später traf ich in Reykjavik eine Familie, die beim Kayaken dabei gewesen waren. Sie waren am selben Tag wie ich am Vulkan, nur früher. Die Fotos waren unglaublich.

Wasserfälle & Puffins

Etwas enttäuscht fuhr ich wieder nach Osten. Die Wasserfälle waren an diesem Tag zuverlässiger. Als erstes der Seljalandsfoss, das ist der, wo man hinter den Fall gehen kann.

Nur weniger Kilometer weiter warten Skógafoss und der Waterfall Way Hike. Der Skógafoss erschien schon fast wie ein alter Bekannter, so oft hatte ich sein Bild bereits gesehen.

Zum Waterfall Way steigt man rechter Hand am Skógafoss entlang auf zu einer Aussichtsplattform und geht dann einfach am Fluss entlang weiter – auf Wunsch weiter nach Thorsmörk. Dabei kommt man an diversen Wasserfällen vorbei, alle anders und alle spektakulär. Die Idee hatte ich von Earth Trekkers und bin schwer beeindruckt, in welchem Tempo die diese Wanderung absolviert haben. Ich drehte irgendwann um. Ich musste allerdings auch ein militant wirkendes Schaf umgehen, das hielt auf (hüstel).

In der Nähe des Skógafoss gibt es ein kleines Museum mit Torfhäusern und dahinter – wer hätte das gedacht – einen Wasserfall.

Torfhäuser im Museum beim Skógafoss.
Torfhäuser, auch von außen zu bewundern.

Mein letztes Ziel des Tages waren Kap Dyrhólaey und Reynisfjara, bekannt für schwarzen Sand und Papageitaucher. An diesem Tag war die Gegend leider etwas in Wolken gehüllt…

… aber völlig egal, denn die Papageitaucher sind bei jeder Witterung süß. Der Guide beim whale watching in Husavik hatte sich über sie lustig gemacht, weil sie angeblich so schlecht fliegen können. Ich war doch eher beeindruckt, wie sie nur einen Hopser von ihrer Bruthöhle entfernt landeten.

Golden Circle

Für viele ist der Golden Circle das Einzige, was sie außer Reykjavik und der Blauen Lagune von Island sehen. Auf kleinem Gebiet lassen sich hier Wasserfälle, Hochtemperaturgebiete und Lavaformationen entdecken, sogar als Tagesausflug von der Hauptstadt aus. Zum Ende meiner Reise fand ich die Gegend eher underwhelming – im Grunde hatte ich das alles ja schon gesehen. Noch ein Wasserfall, noch ein Geysir, und sonst?

Sonst gab es wenigstens ein Thermalbad (ich saß erstmal eine halbe Stunde lang in meinem Auto, während es in Strömen goss) und ein Restaurant, das die Pilze verarbeitet, die nebenan angebaut werden. Herrlich!

Sveppir Farmers Bistro.

Am folgenden Tag, die Wettergötter waren wieder besser gelaunt, besuchte ich den Thingvellir Nationalpark. Hier ballen sich Natur und Geschichte: Nicht nur treffen hier die eurasische und nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander, sondern hier trat auch seit etwa 930 n. Chr. das isländische Parlament zusammen.

Reykjavík

Was für ein Schock, nach 2,5 Wochen nach Reykjavík zu kommen. Überall Autos! Ich kriegte fast einen Herzinfarkt. Google lotste mich natürlich über die Hauptstraße – die parallel verlaufenden Seitenstraßen waren viel ruhiger. Hier gilt Tempo 30, das scheinen die meisten Isländer als persönliche Beleidigung zu empfinden. Schließlich: Sie haben Ihr Ziel erreicht! Da stand ich zwar auf einem Parkplatz, aber nicht auf dem des Hotels. Das sah ich weiter hangaufwärts. Dieses Problem lies sich lösen, dreimal rechts, ich parkte direkt vor dem Hotel und rührte das Auto bis zu meiner Abreise nicht mehr an.

Reykjavik ist zum Glück kompakt, so dass man überall zu Fuß gut hinkommt. Nach den ganzen Erlebnissen der vergangenen Wochen platzte mir fast der Kopf, so dass ich mich nicht mehr en détail an meinen Aufenthalt erinnere. Den Fotos nach zu urteilen, gab es viel Kunst und gutes Essen…

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