Acht Jahre lang war ich nicht mehr in Spanien. Es juckte mich schon ziemlich in den Fingern. Da kam mir die Möglichkeit, zu einem Yogaretreat zu fahren, wie gerufen. Die Gegend um Málaga kenne ich schon von einer früheren Reise. Aber es gab dennoch viel zu entdecken.
Road Trip auf Spanisch
Keimzelle dieser Reise war ein Yogaretreat in der Nähe von Málaga. Einfach nur zum Yoga ein- und ausfliegen finde ich auch nicht so toll. Deshalb war klar: Um die Woche Retreat muss ich so viele zusätzliche Tage wie möglich bauen. Als reiste ich schon drei Tage im Voraus an und übernahm am Flughafen Málaga einen Mietwagen. 75 € für vier Tage. Unfassbar. In Island habe ich damals so um die 70 € pro Tag gezahlt. 🥴
Ardales
Mein erstes „großes“ Ziel in Andalusien war der Caminito del Rey. Eigentlich hatte ich geplant, direkt am ersten Tag die Gegend um den Zugang zum Caminito genauer zu erkunden. Aber dann war der Flug verspätet, es dauerte ewig, bis ich endlich das Auto bekam, und Google Maps leitete mich in Ardales mehrfach durch enge Gassen (eine Erfahrung, die ich in den kommenden Tagen noch häufiger machen sollte). Als ich quasi direkt vor meiner Unterkunft endlich einen Parkplatz gefunden hatte, war ich so erleichtert, dass ich mein Besuchsprogramm auf Ardales beschränkte. (Leichter zugängliche Parkplätze gibt es übrigens am nördlichen Ende der Avenida de Málaga.)
Also, um ehrlich zu sein: Besonders viel gibt es in Ardales nicht zu entdecken. Es gibt ein Prähistorisches Museum, das sehr gut sein soll, aber leider geschlossen war. Es gibt einen römischen Brunnen, eine Schwefelquelle und den Laden von Aceites de Ardales. Nachdem ich im Auto gleich mehrfach an der Iglesia Parroquial Nuestra Señora de los Remedios vorbeigefahren war, musste ich sie mir natürlich wenigstens von außen ansehen.
Je höher man ins Dorf steigt, desto enger werden die Gassen. Und abends trifft man sich dann auf der Plaza de San Isidro.
Caminito del Rey
Am nächsten Morgen sprang ich früh ins Auto, um zum Caminito del Rey zu fahren. Es hatte über Nacht ein wenig geregnet, es war ziemlich wolkig, und ein richtiges Frühstück hatte ich um 7 Uhr morgens auch nirgendwo bekommen. Aber egal!
Der „kleine Weg des Königs“ (hier meine praktischen Tipps für den Caminito) war lange ein wirklich gefährlicher Weg – es gab immer wieder Unfälle, bei denen Menschen in die tiefe Schlucht abstürzten und ums Leben kamen. Seit 2015 ist ein neu gebauter, wesentlich sichererer Weg zugänglich. Ich war 2016 schon einmal dort, aber die Landschaft ist so spektakulär, dass man die Wanderung ruhig noch einmal machen kann.
Meine Vermieterin hatte schon die Augenbrauen hochgezogen und gesagt, ich würde viel zu früh losfahren. Aber so bekam ich problemlos einen Parkplatz in der Nähe des Zugangs und konnte in Ruhe den langen Weg zum Haupteingang nehmen. Sehr angenehm – ich war quasi alleine unterwegs. Trotzdem war ich tatsächlich sehr früh am Nordeingang – so früh, dass ich Zugang zu einer früheren Tour bekam. Das sollte sich noch als vorteilhaft erweisen.
Es war nämlich echt windig.
Windig sei es fast immer, meinte unser (leider nicht allzu aufregender) Guide Alberto. Aber der Wind wurde dann gerade im letzten Teil der Wanderung doch so stark, dass wir doch aufpassen mussten, nicht weggeweht zu werden. Und schließlich gehörten wir zu den letzten, die noch in die zweite Schlucht gehen durften – hinter uns wurde sie gesperrt und alle weiteren Besucher*innen durch den Notausgang geleitet.
Am Schluss muss man über die Brücke, die im Hintergrund zu sehen ist. Da wurden wir wirklich fast weggeweht. Zum Glück war auch hier das Geländer sehr hoch.
Kurz vor El Chorro warteten ein paar Snackstände auf uns. Und deshalb liebe ich Spanien: Es gibt ein paar Kleinigkeiten zu essen, die nicht die Welt kosten. Zum Beispiel einen Burger mit Tortilla und Aioli für 3 €.
Einigermaßen gestärkt stieg ich in den Bus (nachdem ich kapiert hatte, dass man irgendwann in den letzten Jahren die Haltestelle verlegt hatte …), um zu meinem Auto zurückzukommen. Die Fahrt zurück ist ein Abenteuer für sich: Die Straße ist schmal und kurvig, man fährt schnell … und plötzlich waren da drei Busse: Unserer, der Bus vor uns und einer im Gegenverkehr.
Schließlich stieg unser Fahrer aus und regelte die Sache.
Auf der carretera de montaña
Mein nächstes Ziel war Antequera. Eigentlich zeigte mir Google Maps an, dass ich nun zunächst nach Norden und dann auf der Schnellstraße nach Osten fahren würde, um unter Umfahrung des Stadtzentrums an meinem Hotel anzukommen. Alles klar, los gehts.
Die Fahrt auf Land- und Bergstraßen war wunderschön. Es waren kaum andere Fahrzeuge unterwegs, sodass ich die Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h auch ohne schlechtes Gewissen noch unterschreiten konnte. So langsam, dachte ich irgendwann, müsste ich doch mal auf die Straße nach Osten kommen. Hm, und waren da nicht Schilder zu Orten, die ich ganz woanders auf der Karte vermutet hätte? Seltsam … Aber Antequera rückte immer näher, und plötzlich war ich – mittendrin. Von wegen Umfahrung. Direkt vor mir erhob sich die Alcazaba. Wie war das jetzt passiert?
Antequera
Rechter Hand ein wunderbarer Mirador, linker Hand ein freier Seitenstreifen. Parken sei kein Problem, versicherte mir ein vorbeilaufender Spanier. (Mein Auto war später am Tag auch tatsächlich noch da, ohne Knöllchen, ohne Einbruchsspuren.)
Und so absolvierte ich doch deutlich mehr Programm in Antequera, als ich erwartet hatte. Zunächst war ich in der Alcazaba … Hier gab es natürlich nicht mehr viel zu sehen, dafür aber per Audioguide einige Geschichten. Von der Alcazaba hat man natürlich einen tollen Blick auf die Stadt. In wenigen Minuten ist man im Zentrum und im Museum. Dort war ich weitgehend allein.
Antequera bekommt nicht so viel (internationalen) Tourismus ab und ist daher ziemlich spanisch. Was eben auch bedeutet: Restaurants öffnen erst um 20 Uhr. Denn vorher geht ja kein Spanier, der was auf sich hält, essen. Während mir also schon der Magen in den Kniekehlen hing, tranken sich die locals gerade in einer der zahlreichen Bars warm. Ich hab dann zum Glück doch noch was zu beißen bekommen.
Fossilien in El Torcál
Für den nächsten Tag hatte ich eine geführte Wanderung, die Ammoniten-Route, im Karstgebirge El Torcál gebucht. In Antequera lachte die Sonne. Einige Kilometer außerhalb der Stadt traf ich auf ein Mountainbike-Event – überall Radler. Und plötzlich hingen die Wolken so tief.
El Torcál liegt auf 1200 Metern, und noch bevor ich die Zufahrtsstraße erreicht hatte, herrschte dichter Nebel mit 10-20 Metern Sicht. Ich kroch mit 10 km/h die Straße hinauf und wurde natürlich trotzdem noch überholt. (Am nächsten Tag sah mich der Mitarbeiter bei den Dolmen mit großen Augen an: An solchen Tagen müssten sie den Leuten von El Torcál abraten, es sei einfach zu gefährlich.)
Oben dann – phantastische Sicht! Auf Nebel.
Die Wanderung fand trotzdem statt. Das war dann schon eine ganz spezielle Atmosphäre, auch als wir auf die ersten grasenden Steinböcke stießen. Nach anderthalb Stunden verschwand der Nebel plötzlich, die Sonne schien, und die ganze Pracht von El Torcál offenbarte sich.
Die Ammoniten-Route heißt übrigens nicht nur so. Man sieht an mehreren Stellen die Abdrücke von Ammoniten. Durch die Erosion werden in den nächsten Jahren sicherlich auch noch mehr Fossilien auftauchen.
Nachdem wir wieder am Ausgangspunkt angekommen waren, steuerten meine spanischen Mitwanderer*innen zielstrebig das Restaurant an (das auch sehr gut sein soll). Ich machte mich lieber noch auf die gelbe Route. Also: Wer keinen Platz bei der Ammoniten-Route bekommt, kriegt auf der gelben Route auch noch genug zu sehen.
Große Aufregung gegen Ende, als da plötzlich ganz viele Steinböcke zu sehen waren … links die Männchen, rechts die Weibchen mit den Kleinen.
Bis zum Nachmittag hatten sich die Mountainbiker verzogen, sodass mein größtes Hindernis auf der Rückfahrt die Google-Navigation in Antequera war. Ich kenne jetzt einige obskure Gassen. Zum Glück war nicht viel los, sonst wäre ich aus der einen Sackgasse wahrscheinlich nie wieder hinausgekommen.
Hier gibt’s noch mehr Infos und Fotos zu El Torcál.
Megalithisches in den Dolmen
Letzter Stopp des Tages: die Dolmen. Davon gibt es in Antequera gleich drei. Dolmen Vieira und Dolmen Menga liegen etwa einen Kilometer östlich vom Zentrum Antequeras auf dem gleichen Gelände; hier befindet sich auch das Museum. Das Irre bei diesen Dolmen ist, dass sie nicht nur auf den Stand der Sonne ausgerichtet sind, sondern auch auf die Landschaft. Der Dolmen de Menga beispielsweise ist perfekt auf die Peña de los Enamorados ausgerichtet.
Der dritte Dolmen, El Romeral, ist mehrere Jahrhunderte jünger und liegt einige Kilometer weiter östlich. Da war ich am folgenden Vormittag noch. Der diensthabende Mitarbeiter war in Regensburg aufgewachsen und sprach fließend Deutsch. „Wenn Sie Fragen haben, fragen Sie“, sagte er, „aber ich gebe keine Führung.“ Und dann bekam ich doch eine Privatführung.
Lobo Park
Als ich den Wolfspark auf Trip Advisor entdeckte, war mein erster Gedanke „Um Gottes Willen!“ Aber dann stellte ich fest, dass es sich dabei um ein seriöses Projekt handelt, dass es ermöglicht, Wölfe in einem Gehege, aber nicht als so eine Art Zirkus anzusehen.
In den Park kommt man nur mit einer Führung, die von Donnerstag bis Sonntag mehrmals täglich angeboten wird. Es war super interessant. Im Park leben unterschiedliche Arten von Wölfen, eine Sichtung ist natürlich nicht garantiert, aber wir bekamen trotzdem einige Tiere zu Gesicht.
Yogaretreat
Vom Lobo Park aus nahm ich wieder the long way home oder besser gesagt to the airport, gab das Auto zurück und stieg in den Transfer zum Centro Santillan.
Den wunderbaren Laurent Roure habe ich 2016 in London kennengelernt. Mit ihm war ich jetzt zum vierten Mal bei einem Retreat. Erstaunlicherweise bekam ich kurzfristig noch ein Zimmer, denn eigentlich ist er immer sehr schnell ausgebucht.
Da auch Yoginis und Yogis ein anspruchsvolles Publikum sind (nix ist mit Erleuchtung durch Einfachheit 🤣), muss auch der moderne Yogalehrer immer neue Venues auftun. Und so ist Laurent nicht zuletzt dank seines Ehemanns José inzwischen in Spanien gelandet.
Vier Stunden Yoga am Tag, ich schlief wie ein Stein. Und zwischendurch war noch genug Zeit für andere Unternehmungen, sofern man wollte … nicht jeder wollte … beispielsweise kleine Wanderungen in der Umgebung …
… oder ein Nachmittag im Frigiliana, zu einem der schönsten Dörfer Spaniens gewählt.
Granada
Nach einer Woche Yogaretreat rauschten meine Mit-Yoginis zum Flughafen ab. Ich stieg in den Bus nach Granada.
In Granada war ich auch schon mal, das ist aber schon zehn Jahre her. Bei der Vorbereitung musste ich feststellen, wie viele Details mir komplett entfallen waren. Seufz. Naja, ist ja auch schön, einen Ort noch einmal neu zu entdecken.
Der größte Unterschied zu 2014? Das Wetter. Damals war es brüllheiß, das ganze Wochenende 35 Grad. Diesmal war es kalt und regnerisch. 9 Grad!! Und das in Südspanien. Immerhin habe ich jetzt einen neuen Schirm.
Es war natürlich trotzdem schön. Denn Granada lohnt sich alleine wegen des Anblicks der Alhambra. Kaum zu glauben, dass die Festung mal weitgehend verfallen war. Heute ist sie einer der größten Touristenmagneten in Spanien.
Mir standen nur 48 Stunden zur Verfügung. In diese Zeit quetschte ich die beiden kostenlosen Stadtführungen mit Walk in Granada, einen Besuch in der Alhambra, zahlreiche Baklavas und ein ausgiebiges Käse-Shopping.
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