How to: Usbekistan Reise organisieren

How to: Wie organisiere ich eine Reise in Usbekistan?

Grundsätzlich ist es sehr unkompliziert, eine Reise in Usbekistan zu organisieren. Vielleicht musst Du ein bisschen Rechercheaufwand betreiben. Aber abgesehen von dieser Mühe (bei der Du vielleicht auch Orte entdeckst, die Dir ansonsten verborgen geblieben wären), ist es auch nicht schwieriger als in Westeuropa.

Ich war im September/Oktober 2019 endlich in Usbekistan. Eine langersehnte Reise. Ich war selbstorganisiert und auf eigene Faust unterwegs. Um es gleich vorwegzunehmen: Es lief alles völlig problemlos.

Lange hatte ich überlegt, ob ich Usbekistan alleine oder im Rahmen einer organisierten Reise besuchen sollte. Organisierte Reisen in und nach Usbekistan gibt es reichlich. Ich habe mir viele davon angesehen. Entweder sagten mir entweder die Reisepläne nicht zu, oder die Termine passten nicht. Und da ich schon diverse Blogartikel von Frauen gelesen hatten, die alle völlig problemlos unterwegs gewesen waren, fand ich: Es geht auch alleine.

Anreise nach Usbekistan

Uzbekistan Airways fliegt von Frankfurt und München nach Taschkent. Außerdem gibt es Verbindungen mit Turkish Airlines, airbaltic und Qatar.

Mit Turkish Airlines gibt es auch Verbindungen nach Samarkand und Urgentsch (Chiwa).

Unterkunft in Usbekistan

Du findest so ziemlich jede Unterkunft auf den einschlägigen Buchungsportalen. Ich würde mir dort immer die Kommentare anschauen: Woher kommen die Gäste? Wenn es hauptsächlich Menschen aus Russland und angrenzenden Ländern sind, musst Du damit rechnen, dass das Personal Russisch spricht, aber nicht unbedingt auch Englisch.

Da die zu zahlende Vermittlungsprovision gerade für kleine Gästehäuser erhebliche Einkommenseinbußen bedeutet, kannst Du Dir überlegen, ob Du die E-Mail-Adresse recherchierst und direkt buchst. Da sind dann auch häufig die Preise niedriger.

Du musst nicht in großen Hotels übernachten, ganz bestimmt nicht in den Häusern internationaler Ketten. Kleine Gästehäuser sind häufig sehr viel charaktervoller und persönlicher, auch wenn hier nicht immer alles perfekt funktioniert.

Übernachten in einer ehemaligen Caranvanserai in Chiwa.

2019 war es so, dass zur Beherbergung von ausländischen Gästen eine Lizenz benötigt wurde. Natürlich musste jeder Aufenthalt polizeilich gemeldet werden. Couchsurfing war also undenkbar. Beim Check-out erhielt man einen kleinen Papierabschnitt, auf dem festgehalten wurde, wer wo wie lange übernachtet hatte. Bloß nicht wegwerfen, hieß es damals!

Und tatsächlich, bei der Passkontrolle am Flughafen Samarkand schaute der Typ mit dem Stempel sich jeden dieser Abschnitte genauestens an. Es dauerte ewig, bis ich endlich zum Gate durfte.

(Am anderen Schalter wurde einfach der Pass abgestempelt. Aber ich erwische immer die langsamste Schlange. 🙄)

Transport in Usbekistan

Busfahren

Eigentlich bin ich im Urlaub ja (fast) immer öffentlich unterwegs. Aber was ich über das Busfahren in Usbekistan gelesen hatte, fand ich doch mehr als abschreckend. Betagte, unbequeme sowjetische Busse, die über schlechte Straßen rumpeln, Ankunftszeit ungewiss. Das war mir für die Strecken, die ich ins Auge gefasst hatte, definitiv zu viel.

… und die Strecken können ganz schön lang sein. Hier auf halbem Weg zwischen Chiwa und Buchara.

Wenn Du mit dem Bus fahren möchtest, wird Deine Unterkunft Dir sicher gerne mit Informationen weiterhelfen.

Zugfahren

Dieses Vergnügen ist mir leider entgangen. Denn eigentlich liebe ich ja das Zugfahren. Wäre ich von Samarkand zurück nach Taschkent gefahren, hätte ich definitiv den Zug genommen.

Züge verkehren zwischen Taschkent im Osten über Samarkand und Buchara bis nach Chiwa.

Detailliertere Informationen mit Fotos gibt es auf der Usbekistan-Seite von Seat61 (englisch).

Inlandsflüge

Es gibt einiges an Inlandsflügen, auch für kurze Strecken. Warum man allerdings von Samarkand nach Taschkent fliegen sollte, wenn man in 2,5 Stunden mit dem Zug dort sein kann, ist mir nicht ganz klar.

Ich bin damals von Taschkent nach Nukus geflogen und habe den Flug schon vor Reiseantritt im Internet gebucht.

Natürlich gibt es in Usbekistan auch überall Reisebüros, die Dir gerne bei der Flugbuchung behilflich sein werden. Frag ruhig bei mehreren nach dem Preis, da jedes Reisebüro (oder auch Deine Unterkunft) natürlich eine Bearbeitungsgebühr/Provision draufschlagen wird.

Taxi/Privattransfer

Ein Taxi bzw. einen Privattransfer, auch für längere Strecken, kannst Du in Usbekistan problemlos organisieren. Auch hier helfen Dir Reisebüros oder Deine Unterkunft gerne weiter. Und auch hier lohnt es sich, mehrere Angebote einzuholen. Meine Fahrt von Chiwa nach Buchara war bei Islambek Travel deutlich günstiger, als wenn ich sie über mein Gästehaus organisiert hätte.

Die Autos, in denen ich saß, waren in der Regel ok. Es sind keine Luxuskarossen, aber sie fahren. Das größere Sicherheitsrisiko ist der Fahrstil.

Aktivitäten in Usbekistan

Ausflüge

Ich hatte damals den Eindruck, dass das „Ausflugswesen“ in Usbekistan noch nicht so weit entwickelt ist. Werbung für organisierte Ausflüge in Gruppen habe ich kaum bis gar nicht gesehen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sehr viele Reisegruppen im Land unterwegs sind und die Individualreisenden sich auf die Städte konzentrieren.

Lohnendes Ziel in der Nähe von Nukus: die Nekropole Mizdakhan.

Was Du also außerhalb von Samarkand, Buchara etc. auf Entdeckungsreise gehen möchtest, musst Du es Dir im Zweifel selbst organisieren: Auto mit Fahrer arrangieren, ggf. noch einen Guide dazubuchen. (Die Frage ist allerdings, inwiefern sich die Guides außerhalb der Städte auskennen.)

Wenn Du wandern gehen möchtest, solltest Du das wahrscheinlich schon im Vorfeld Deiner Reise organisieren. In den Bergen von Nuratau beispielsweise mit Nuratau Travel.

Stadtführungen

Eine ganz normale Stadtführung zu organisieren, ist in der Regel komplett unproblematisch. In den Touristenzentren gibt es viele Guides, die zig verschiedene Sprachen sprechen. Englisch geht quasi immer, Deutsch ist auch kein Problem, Französisch, Spanisch … Mandarin vermutlich inzwischen auch.

Mehrsprachigkeit ist dabei von Vorteil. In Samarkand waren die deutschsprachigen Guides, mit denen meine Unterkunft arbeitete, bereits ausgebucht. Ich hatte dann einige Mühe, meine Gastgeberin, mit der ich mich schon ausführlich auf Englisch unterhalten hatte, davon zu überzeugen, dass ich auch mit einer englischsprachigen Führung zurechtkäme. 😉

Brauchst Du einen Guide in Usbekistan?

Aus meiner Sicht brauchst Du nicht zwingend einen Guide. Aber es kann sich sehr lohnen.

In Taschkent und Chiwa war ich mit einem Buch unterwegs, in Buchara und Samarkand hatte ich jeweils ganztägige Stadtführungen. Ich fand diese Führungen sehr lohnend. Ein/e Guide hat im Zweifel mehr Wissen als ein Buch.

Darüber hinaus gibt es aus meiner Sicht insbesondere zwei Aspekte, die für Guides sprechen. Sie können unter dem Oberbegriff „Verständnis“ zusammengefasst werden.

Da ist zum einen das Sprachverständnis. Englisch ist in Usbekistan noch nicht flächendeckend verbreitet. Mit Russisch kommt man weiter. Ich spreche kein Russisch. Die nötige Kommunikation klappte immer, aber viele tiefere Gespräche blieben mir verschlossen. Auch im Alltag, z. B. beim Bestellen im Restaurant, ist es natürlich leichter, jemanden dabei zu haben, der die Sprache spricht.

Zum anderen ist da das kulturelle Verständnis. Dabei geht es mir gar nicht so sehr um die Hintergründe der historischen Bauwerke – die kann man sich anlesen. Es geht vielmehr um die Menschen und deren Alltag. Die Kultur ist so anders als unsere, dass man von einer „Übersetzung“ und Erklärung sehr profitiert. Hätte ich sonst erfahren, wie Männer ihrem Vater signalisieren, dass sie jetzt bereit sind zu heiraten? Mit der Führerin in Samarkand hatte ich sehr interessante Gespräch über Religion und Toleranz. Auch erfährt man mehr über das Alltagsleben. Meine Führerin in Buchara erzählte mir, sie habe mit 19 geheiratet, mit 20 ihre Tochter bekommen und dann studiert, das sei völlig normal.

Geld in Usbekistan

Ein kurzer Einschub, da wir inzwischen alle daran gewöhnt sind, fast alles mit Karte zu zahlen. In Usbekistan gilt: Cash is king. Ich kann mich nicht daran erinnern, eine einzige Zahlung per Karte getätigt zu haben.

Die usbekische Währung heißt Som. Mach Dich auf vielstellige Beträge gefasst. 1000 Som entsprechen im Oktober 2024 gerade mal 7 Cent.

Wie kommst Du an das ganze Bargeld? Es gibt Geldautomaten, auf die Du Dich aber besser nicht komplett verlassen solltest. Denn häufig funktionieren sie nicht oder haben gerade kein Geld. Daher ist es sinnvoll, Euro oder US-Dollar in bar dabeizuhaben und diese bei Bedarf vor Ort zu wechseln.

Als Frau alleine unterwegs in Usbekistan

Belästigungen

Ich habe in Usbekistan keinerlei Belästigungen erfahren und mich zu keiner Zeit unsicher oder unwohl gefühlt. Die Usbeken habe ich als sehr nett und unglaublich gastfreundlich kennengelernt. Niemals habe ich jemanden als aufdringlich empfunden.

Die Gesellschaft ist natürlich ziemlich konservativ, gerade auf dem Land. Dem sollte man sich aus meiner Sicht schon aus Respekt für die andere Kultur anpassen und nicht wie am Strand gekleidet herumlaufen (das gilt natürlich auch für Männer).

Ich hatte nie das Gefühl, komisch (oder überhaupt) angeguckt zu werden. Man hat mir nicht hinterhergepfiffen oder mich auf der Straße angesprochen. (Und wenn Dir das doch passiert, ist die Antwort in solchen Fällen natürlich immer „Mein Mann kommt gleich.“)

Sicherheit allgemein

Vor jeder Reise, so mein genereller Rat, sollten die Reisehinweise des Auswärtigen Amts konsultiert werden.

Natürlich besteht in Usbekistan, wie leider so ziemlich überall, die Gefahr terroristischer Anschläge. In die grenznahen Gegenden, wo es nochmal besonders heikel sein kann, kommst Du als Touri im Zweifel gar nicht. In den Städten und besonders auf belebten Plätzen empfiehlt es sich immer, wachsam zu sein. Gerade an neuralgischen Punkten gibt es eine ziemliche Polizeipräsenz.

Es kommt wohl vereinzelt zu Taschendiebstahl oder Überfällen. Persönlich habe ich mich – auch abends – immer sicher gefühlt. Aber ich war auch meist nur vom Abendessen auf dem Weg zur Unterkunft und bin nicht durch irgendwelche dunklen Gassen gewandelt.

Oder besser gar nicht nach Usbekistan? – die dunkle Seite

Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Und in Usbekistan glänzt vieles.

Es gibt diverse Gründe, die gegen eine Reise nach Usbekistan sprechen. Dazu zählen: die politische, gesellschaftliche und Menschenrechtssituation, ökologische Aspekte, Sicherheitsbedenken, sowie mangelnde Authentizität. Das sind alles valide Punkte. Jede*r muss sich selbst überlegen, wie sie*er damit umgeht.

Ich gehe kurz auf einige Punkte ein, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

Die politische und Menschenrechtssituation. Natürlich ist Usbekistan keine liberale Demokratie im europäischen Sinne. Inzwischen wurde wohl die Zwangsarbeit auf den Baumwollfeldern abgeschafft. Aber der Staat regiert mit harter Hand. Dessen muss man sich bewusst sein. Freie Rede ist auch nicht unbedingt gegeben. Daher veröffentliche ich hier bewusst nicht den Namen und das Foto meiner Stadtführerin in Samarkand, mit der ich so offene Gespräche hatte.

Damals hieß es, der usbekische Diktator Herrscher habe derart Angst davor, von Islamisten gestürzt zu werden, dass er den Islamismus hart unterdrücken ließe. Männer müssten sich schon auf unangenehme Fragen einstellen, wenn sie sich einen Bart stehen lassen. Gebete sind nur in kontrollierten Moscheen erlaubt. Usw.

Die Situation der Frauen. Vieles im Hinblick auf Frauen hat mich positiv überrascht. Sie sind sehr präsent im Alltag, es findet viel Kommunikation auch zwischen den Geschlechtern statt, und Kopftücher bedecken die Haare oft mehr schlecht als recht – Piratentuch statt Schleier. (In der Türkei sieht man viel mehr, auch junge, Frauen, die streng verschleiert sind.) Aber natürlich sind sie von Gleichberechtigung weit entfernt.

Meine Führerin in Samarkand (nach eigener Aussage Atheistin) musste sich regelmäßig fragen lassen, warum sie ihre Haare nicht bedecke. In den Nuratau-Bergen war es im Homestay die Mama, die als letzte zum Abendessen ging (während ihr Mann längst entspannt auf dem Sofa saß), nachts um 11 noch Wäsche wusch und sich morgens um 5 schon um das Brot kümmerte.

Ökologisch hat Usbekistan gleich eine ganze Reihe von Problemen. Da ist zum einen eine extreme Wasserknappheit. Diese ist nicht zuletzt dem Baumwollanbau geschuldet, der sehr wasserintensiv ist. Natürlich ist es da nicht hilfreich, wenn viele westliche Reisende ins Land kommen, die noch mehr Wasser verbrauchen, indem sie gleich mehrfach täglich duschen. Die Lösung dafür ist natürlich nicht, sich nicht zu waschen. Aber man kann seinen eigenen Wasserkonsum kritisch überprüfen. Und am langsamen Tod des Aralsees ist nun wirklich nicht der Tourismus schuld.

Die mangelnde/zweifelhafte Authentizität der Bauwerke ist etwas, das auch mir schwer im Magen lag. Vieles wurde „schönrenoviert“. Gerade in Buchara, wo man vor lauter Madrasen kaum weiß, wohin man schauen soll, kam ich mir manchmal vor wie in einem Freizeitpark. Häufig wird auch kritisiert, dass die alten Moscheen und Madrasen heute alle Einkaufsparadiese Museen sind.

Stimmt alles. Das Problem ist nur, wenn man nicht renoviert, ist bald nix mehr von den Gebäuden übrig, die ja ohnehin bis Anfang des 20. Jahrhunderts weitgehend verfallen waren. Und sieht der Kölner Dom heute so aus, wie Meister Gerhard ihn sich im 13. Jahrhundert vorgestellt hat?

Mehr von Usbekistan

Wenn Du jetzt nicht abgeschreckt bist 😉, findest Du hier die Links zu allen meinen Usbekistan-Artikeln:

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