Usbekistan IV: Die alte Sklavenstadt Chiwa

Altstadt von Khiva, Usbekistan in der Abendsonne.

Chiwa, die alte Sklavenstadt im Westen Usbekistans, ist weit weg von Taschkent, Buchara und Samarkand, aber sehr lohnend. In der kompakten Altstadt, die im Grunde ein bewohntes Freilichtmuseum ist, gibt es viel zu entdecken. Anderthalb bis zwei Tage kann man hier gut „verbummeln“; zudem gibt es Ausflugsmöglichkeiten ins Umland.

Die Altstadt von Chiwa war wohl, wie viele der jahrhundertealten Städte Usbekistans, lange ziemlich verfallen. Das lag auch daran, dass die Stadt früher einen wirklich üblen Sklavenmarkt hatte, an den man sich nicht mehr erinnern mochte. In den 1970er Jahren wurde dann im großen Stil renoviert. Leider orientierte man sich dabei, wie auch anderswo, nicht immer streng am historischen Original. Vieles wurde „schön“ gemacht. Und so kommt es, dass manches (vieles) in Chiwa wie eine Kulisse wirkt. Trotzdem gehört die Altstadt Ichan Qal’a zum UNESCO-Kulturerbe.

Über den Sklavenmarkt spricht man noch immer nicht viel.

Was gibt es in Chiwa zu tun und zu entdecken?

Flanieren in der Altstadt von Chiwa

Wenn Du nur wenig Zeit in Chiwa verbringst, lohnt es sich auf jeden Fall, in der Altstadt herumzuspazieren. Zwar leben 90 % der Bevölkerung Chiwas in der Neustadt, aber selbst in der Altstadt lässt sich neben den vielen Bauwerken auch usbekischer Alltag entdecken.

Für den Besuch der Altstadt musst Du am Westtor ein Ticket kaufen. Dieses ist zwei Tage lang gültig. Du erhältst damit Eintritt zu vielen (aber nicht allen) Sehenswürdigkeiten – für das Minarett und wohl auch für die Aussichtsplattform musst Du separat bezahlen. Ich gebe hier keine Preise an, weil ich 2019 in Usbekistan war. An anderer Stelle habe ich aber gelesen, dass der Preis im Jahr 2024 bei 200.000 Som liegt.

Kalta Minor: Das blaue Minarett

Diesen Turm, ein unvollendetes Minarett, kann man gar nicht verpassen. Eigentlich sollte er viel höher werden, doch nach etwa einem Drittel wurde der Bau eingestellt – bei ca. 29 statt 80 Metern. Es gibt drei Theorien, woran das gelegen haben könnte:

Erstens: Nach der Fertigstellung hätte man in den Harem blicken können.

Zweitens: Der Architekt haute ab, nachdem dem Khan zu Ohren gekommen war, er habe den Auftrag, in Buchara noch höher zu bauen.

Drittens: Der Khan starb vor Fertigstellung, und/oder das Geld ging aus.

Auch mit „nur“ 29 Metern Höhe gerade bei Nacht ein echter Blickfang.

Der Palast Tasch Hauli

In Chiwa gibt es überall was zu gucken, aber besonders viel in diesem tollen Palast (heute Museum) aus dem 19. Jahrhundert.

Reich verzierte Holzdecken finden sich im gesamten Palast.

Pahlawan Mahmud Mausoleum

Noch ein Bau, bei dem einem Augen und Ohren offenstehen.

Freitagsmoschee von Chiwa

Diese sehr atmosphärische Moschee war mein persönlicher Lieblingsort in der Stadt. Besonders gut gefallen haben mir die individuell geschnitzten und verzierten Holzsäulen.

Minarett Islam Khodja

Vom höchsten Minarett der Stadt (45 Meter) hast Du einen tollen Ausblick. Auf- und Abstieg erfolgen über eine enge Wendeltreppe, die keine TÜV-Abnahme mehr kriegen würde. 😉

Alles im Blick: Kalta Minor und das Pahlawan Mahmud Mausoleum.

Stadtmauer von Chiwa

Die Altstadt von Chiwa ist von einer Stadtmauer aus Ziegeln und Lehm umschlossen. An verschiedenen Stellen in der Stadt gibt es Aufgänge. Hier kannst Du entspannt etwas spazieren gehen.

Sonnenuntergang in Chiwa

Die Sonnenuntergänge in Chiwa waren wirklich sensationell.

Die Zitadelle in der Nähe des Westtors eignet sich hervorragend, um den Sonnenuntergang zu erleben. Von hier aus hast Du einen hervorragenden Blick sowohl auf die Altstadt als auch auf die untergehende Sonne.

Auch für Hochzeitsfotos sehr beliebt.
#nofilter.

Hier gibt’s noch mehr Sonnenuntergangsfotos.

Souvenirs

Wie quasi überall in Usbekistan kann man auch in Chiwa quasi überall Souvenirs kaufen, von handgestrickten Socken bis zu Pelzmützen. Nicht alles ist gleich hochwertig oder schön. Die Pelzmützen schienen gerade bei den russischen Besucherinnen gut anzukommen.

Interessanterweise scharen sich auch die Usbekinnen und Usbeken selbst um die Stände. Und bei vielen Sachen kann man auch die Herstellung beobachten.

Kinderarbeit, nun ja. Andere schuften auf den Baumwollfeldern.
Beim Teppichknüpfen kann man ebenfalls zusehen.

Wie lange in Chiwa?

Eine reine Außenbesichtigung der Altstadt ist in wenigen Stunden erledigt.

Organisierte Rundreisen verbringen meist einen Tag in Chiwa. Damit schafft man eine gründliche Außenbesichtigung sowie die Innenbesichtigung der wichtigsten Bauwerke. Alles darüber hinaus bedeutet, dass Du Dir Zeit lassen und Dich auch mal in ein Café setzen kannst. Ich selbst war drei Nächte lang in Chiwa und fand das doch etwas zu lang. Zwei Tage hätten mir gereicht. Oder ich hätte mich besser organisieren und noch ins Umland fahren müssen.

Für einen Ausflug zu den Festungen östlich von Urgentsch benötigt man einen halben bis ganzen Tag, je nach Umfang.

Ein Tagesausflug nach Nukus zum Besuch der Savitzky Collection ist mit Taxi möglich, aber lang und anstrengend.

Unterkunft

In der Altstadt Chiwas gibt es viele kleine Boutiquehotels und Gästehäuser mit jeweils nur wenigen Zimmern.

Ich war zunächst im Caravan Sarai (direkt außerhalb des Westtors) und danach im Meros B&B innerhalb der Stadtmauern. Beide waren sehr schön eingerichtet, sauber und sehr freundlich.

Im Meros war die Kommunikation etwas leichter. Die Zimmer sind sehr schön dekoriert.

Das Caravan Sarai war – wie der Name schon sagt – früher mal eine Karawanserei. Heute hat es viel Atmosphäre und eine Fußbodenheizung, die gerade frühmorgens sehr angenehm war.

Seidenstraßenfeeling im Caravan Sarai.

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