10+ tolle Theater in London

Die Londoner City vom südlichen Themseufer aus.

„All the world’s a stage / And all the men and women merely players …“, wusste schon Shakespeare in As You Like It. Da bietet es sich doch an, ins Theater zu gehen, wenn man schon mal in London ist. Das Angebot ist überwältigend. Es gibt so viele Bühnen in London, sowohl im West End als auch in den umliegenden Stadtteilen, dass die Frage nicht lautet „Können wir überhaupt ins Theater gehen?“, sondern „Können wir uns für ein Stück entscheiden?“

Es ist auch für jeden Geschmack etwas dabei. Du findest Opernklassiker und intellektuell anspruchsvolles Schauspiel ebenso wie leichte Komödien (The Play That Goes Wrong läuft immer noch) und Musicals (mein Favorit nach wie vor The Book of Mormon).

Ich habe zwei Jahre lang in London gelebt und war im Durchschnitt etwa zwei Mal pro Woche im Theater. I love going to the theatre. Damit meine ich alles, was auf einer Bühne stattfindet, also Schauspiel, Ballett, Musical oder Konzert. (Nur die Oper habe ich ausgelassen.) Ich war häufig im Royal Opera House, das ganz in der Nähe meines Büros war und wo es einfach himmlisches Ballett gibt, ich war in vielen anderen bekannten Häusern und auch in kleinen Theatern. Die Atmosphäre war überall toll.

In diesem Artikel möchte ich Dir einen Überblick über einige der wichtigsten Theater in London geben. Zudem findest Du hier Informationen zum Theaterbesuch und zum Kartenkauf.

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Welches Theater in London?

Tanz & Oper

  1. Royal Opera House. Der Platzhirsch in Covent Garden. Top Produktionen mit internationalen Stars. Teuer und so gut wie immer komplett ausverkauft. Bei der Onlinebuchung wird für jeden Platz ein Foto des Sitzes und des Blicks auf die Bühne gezeigt! Ich war aus Kostengründen immer im Amphitheater, also ganz oben. Das geht auch für Ballett, allerdings würde ich dafür plädieren, nicht zu weit hinten und nicht in den Seiten zu sitzen. Die Dachterrasse des ROH ist gerade im Sommer wunderbar. Es werden auch Führungen angeboten.
  2. English National Opera im London Coliseum. Etwas günstiger als das ROH. Jedes Jahr gibt es eine Emerging Dancer Competition für Nachwuchstänzer.
  3. Sadler’s Wells. Sehr gute Bühne für Tanz ohne eigenes Ensemble. Hier gastieren regelmäßig Kompanien aus UK und aus dem Ausland. Deutlich kleiner als das ROH, hier kann man also auch von den Plätzen ganz hinten sehr gut sehen.

Die großen Schauspielbühnen

  1. National Theatre. Ein brutalistischer Betonbau in Southbank, also am Südufer der Themse, mit mehreren Bühnen.
  2. Old Vic Theatre. Die frühere Wirkungsstätte von Kevin Spacey.
  3. Shakespeare’s Globe. Nicht das Originalgebäude, aber im elisabethanischen Stil erbaut. Unten in der Mitte nicht überdachte Stehplätze (günstig), drumherum Sitzplätze mit Dach. Ganz andere Atmosphäre als in einem „normalen“ Theater und schon deshalb interessant.

Bühnen mit gemischtem Programm

  1. Barbican. Noch mal Brutalismus. Hier gibt es mehrere Bühnen für Schauspiel und auch Musik; der Barbican ist die Spielstätte des London Symphonic Orchestra (ehemals unter Sir Simon Rattle, der jetzt das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks leitet).
  2. Royal Albert Hall. Besonders bekannt als Austragungsort der Night of the Proms.

Kleinere Bühnen

  1. Royal Court Theatre. Am Sloane Square mit Fokus auf Autoren.
  2. Southwark Playhouse. Hier habe ich mal eine umwerfende Produktion vom Sommernachtstraum gesehen.

Musicalbühnen

Musicals sind nicht mein Lieblingsgenre. Zum Glück, denn sonst wäre ich noch wesentlich häufiger im Theater gewesen.

Es gibt in London sehr viele Musicals und entsprechend viele Bühnen. Ich liste die Bühnen hier nicht auf, weil auf vielen jahrelang das gleiche Stück und sonst nichts läuft. Wenn Du in ein Musical gehen möchtest, ist es effektiver, wenn Du z. B. bei TKTS schaust, was gerade läuft.

Die Tickets sind übrigens in der Regel deutlich günstiger als am Broadway in New York.

Außerhalb der Vorstellungen

Viele Theater sind historische Gebäude und sehr opulent ausgestattet, also schon rein optisch einen Besuch wert. Da die öffentliche Förderung immer weiter zurückgefahren wird, sind viele auf zusätzliche Einnahmequellen angewiesen. Es lohnt sich also, die einzelnen Theater-Websites anzusehen. Das Theatre Royal Drury Lane kann man beispielsweise auch zum Afternoon Tea besuchen.

Wie finde ich eine Aufführung in London?

Was läuft denn eigentlich? Das findest Du erstens natürlich heraus, indem Du die Websites der jeweiligen Theater besuchst. Dies ist gerade bei den größeren Häusern empfehlenswert. Eine weitere Möglichkeit ist es, über einen Anbieter wie TKTS zu schauen, was gerade gespielt wird – hier findest Du eine große Bandbreite auch kleinerer Bühnen.

Bei Time Out gibt es auch immer gute Überblicke und Kritiken zu aktuellen Stücken.

Wie funktioniert Theater in London?

Grundsätzlich ist das Theater in London sehr leger. Jeans und Pulli sind völlig ausreichend, es muss keine Abendgarderobe sein. Auch im Royal Opera House sieht man Leute, die aussehen, als würden sie zuhause auf dem Sofa liegen, statt im Theater zu sitzen. Wobei die Leute auf den richtig teuren Plätzen meist auch entsprechend gekleidet sind.

Beim Einlass musst Du aus Sicherheitsgründen mit Taschenkontrollen rechnen.

Es gibt Garderoben, aber viele Besucher*innen nehmen ihre Jacken mit an den Platz.

Die Bar ist fast noch wichtiger als die Aufführung. Dort findet man sich vor Beginn der Vorstellung und in der Pause ein. Vielfach kann man seine Getränke auch vorbestellen, so dass man nicht anstehen muss – das Glas Wein erwartet einen in der Pause. In Großbritannien ist man ja sehr gesellig, gerade, wenn man die Gelegenheit hat, sich an einem Glas festzuhalten. Die Bars stellen auch eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle gerade für kleinere Theater in London dar. Ich war mal in einer Aufführung, in die künstlich zwei Pausen eingearbeitet worden waren, einfach nur, um den Leuten noch etwas Geld aus den Rippen zu leiern. Immerhin sind die Preise meist nicht exorbitant.

Am Ende der Aufführung kommen die Darstellenden drei Mal auf die Bühne, dann geht das Licht an.

Wie kaufe ich Karten für das Theater in London?

Im Wesentlichen gibt es drei Möglichkeiten, um an Theaterkarten zu kommen. Je nach eigenem Budget kannst Du ggf. auch kurzfristig über einen Hotel-Concierge noch Karten besorgen.

Vorverkauf

Fast jedes Theater in London bietet Vorverkauf an, sowohl online als auch am box office, also an der Tages- bzw. Abendkasse. Für Onlineverkäufe wird häufig ein Aufschlag pro Karte erhoben. Du kannst Deine Karten mehrere Wochen oder Monate im Vorfeld kaufen und zahlst natürlich den vollen Preis.

Restkarten

Reduzierte Restkarten gibt es kurzfristig über Anbieter wie TKTS London. Es gibt in der Gegend um den Leicester Square überall Schilder, die „Theatre tickets 50% off!“ versprechen. Der kleine TKTS-Kiosk am Leicester Square war meine Anlaufstelle, als ich in London lebte. Das ist ein legitimer Anbieter. Inzwischen gibt es Karten auch online zu kaufen, jeweils für heute, morgen und übermorgen. Hier kannst Du schon im Vorfeld regelmäßig nachschauen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, für welche Bühnen es Karten gibt. Bestimmte Stücke, insbesondere Musicals, die schon länger laufen, haben immer solche reduzierten Karten. Andere Bühnen verticken auf diesem Wege ihre letzten Restkarten. Die Rabatte können erheblich sein – ich habe mal Parkettkarten für die English National Opera gesehen, die von £130 auf £30 reduziert waren. Das war aber eine absolute Ausnahme.

Restkarten „on the day“

Viele Theater in London halten eine bestimmte Anzahl von Karten aus dem Vorverkauf zurück, die am Tag der Vorstellung verkauft werden. Wenn die Vorstellung also online ausverkauft ist oder es nur noch Karten mit eingeschränkter Sicht gibt, kann das eine Möglichkeit sein, doch noch einen guten Platz zu bekommen. Auf der Website des Theaters wird meist erläutert, wann die Karten zu kaufen sind. Möglicherweise musst Du Dich schon früh in die Schlange einreihen, wenn das Stück sehr beliebt ist.

Die Karten können zum Sonderpreis abgegeben werden oder auch nicht. Ich habe auf diese Weise im Barbican mal für £10 einen der besten Plätze bekommen, der im Vorverkauf um die £50-60 gekostet hätte.

Soll ich Theaterkarten im Vorfeld kaufen?

Wenn Du eine bestimmte Produktion auf jeden Fall sehen willst, dann ja – kauf Deine Karten, sobald Du weißt, wann Du in London sein wirst. Wenn Du unbedingt auf einen bestimmten Platz sitzen möchtest, dann auch ja.

Wenn Du spontan ins Theater in London gehen möchtest und Dir relativ egal ist, was Du siehst, dann kannst Du mit ein bis zwei Tagen Vorlauf oder gar am selben Tag Karten kaufen. Das hat den Vorteil, dass die Karten häufig reduziert verkauft werden, beispielsweise am Leicester Square.

Spontan Karten kaufen wird mit hoher Wahrscheinlich nicht funktionieren:

  • Am Royal Opera House – hier musst Du im Vorfeld buchen, Punkt. Allerdings gibt es vor jeder Vorstellung eine returns queue, also eine Schlange, in die man sich im Foyer einreihen kann und in der Karten angeboten werden, die zurückgegeben wurden. Das kann funktionieren, muss aber nicht. Ich selber habe es nie ausprobiert. Am besten sind die Chancen wohl, wenn man alleine oder zu zweit ist und keine finanzielle Obergrenze hat. Denn es kann gut sein, dass die verfügbaren Karten allesamt für das Parkett sind und jeweils dreistellig kosten.
  • Bei Blockbuster-Produktionen. Der Hamlet mit Benedict Cumberbatch war auf Monate im Voraus ausgebucht. Auch für Harry Potter gab es keine Karten.

Muss ich richtig gut Englisch können, um ins Theater in London zu gehen?

Wie so häufig lautet die Antwort: It depends. Kommt darauf an.

Wenn Du grundsätzliche Verständigungsprobleme auf Englisch hast, wirst Du im Schauspiel voraussichtlich Schwierigkeiten haben, der Handlung zu folgen. Aber Du kannst ja in ein Musical gehen, wo es nicht nur um die Worte, sondern auch um das Spektakel geht.

Auch wenn Du sehr gut Englisch sprichst, wirst Du je nach Stück und Inszenierung nicht alles verstehen: Das ist einfach so. Ich selber hatte regelmäßig Verständnisprobleme. Das liegt daran, dass nicht zuletzt aus dramaturgischen Gründen

  • (zu) schnell gesprochen wird
  • regionale Akzente eingesetzt werden
  • soziale Akzente eingesetzt werden

In der Schule lernen wir im besten Fall das Queen’s English – inzwischen wahrscheinlich King’s English – also die Version der Oberschicht. Im echten Leben gibt es endlos viele Versionen des Englischen. Am Akzent und an der Verwendung bestimmter Wörter kann man genau erkennen, aus welcher Gegend und vor allem aus welcher sozialen Schicht jemand kommt. Letzteres ist noch immer irre wichtig. Kate Fox erklärt das detailliert in ihrem sehr interessanten Buch Watching the English.

Praktisches Beispiel: Ich habe zwei Jahre lang im East End gelebt. Meine Nachbarin Elaine kam nun bestimmt nicht aus der Oberschicht, rauchte wie ein Schlot und sprach krasses cockney. Wenn wir uns unterhielten, verstand ich nichts. Zum Glück erzählte sie viel und fragte wenig.

Im Theater werden solche Akzente bewusst eingesetzt. Die native speakers wissen sofort, worum es da geht und was da vermittelt wird. Alle anderen wundern sich, warum sie diese oder jene Person auf der Bühne kaum verstehen.

In einer klassischen Shakespeare-Inszenierung, womöglich noch von der Royal Shakespeare Company, werden wahrscheinlich keine Akzente eingesetzt. Dafür verstehst Du dann wenig, weil das elisabethanische Englisch einfach so anders war. Das geht den Briten um Dich herum aber genauso.

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