5 Fehler, die Reiseneulinge machen – und wie Du es besser machst

Gebetsfahnen in Nordindien

Beginnst Du gerade erst, auf eigene Faust und möglicherweise ganz alleine zu verreisen? Dann hast Du wahrscheinlich viele offene Fragen. Wohin sollst Du fahren, wie lange, alleine oder in Begleitung, was kannst/sollst/musst Du da machen?

Das Alleinereisen ohne Gruppe und Guide will gelernt sein. Ich habe auch einige Zeit gebraucht, bis ich verstanden hatte, wo bei mir die Grenze zwischen Herausforderung und Überforderung lag, wann ich Spaß hatte und wann Stress. Wenn ich an meine ersten Reisen zurückdenke, fällt mir vieles ein, was ich heute anders machen würde. Daher schreibe ich in diesem Artikel über einige Fehler, die ich gerade bei Reiseneulingen (wie ich ja selber mal einer war) beobachte, und wie Du sie vermeiden kannst.

Wenn Du nur diese Einleitung liest, ist mein wichtigster Tipp: Lass es ruhig angehen. Reisen ist kein Wettbewerb, sondern soll Spaß machen. Du musst nicht gleich die sechsmonatige super-duper-Hammer-Weltreise machen. Such Dir erstmal ein Reiseziel, das vielleicht gar nicht ganz so weit weg ist und teste aus, wie Du damit klarkommst, Dir alles selber zu organisieren.

Fehler 1: „Falsches“ Reiseziel

Die meisten Länder und Orte haben aus meiner Sicht irgendwas zu bieten. Aber vielleicht nicht das, was Du suchst. Und so kannst Du durchaus Fehler bei der Wahl Deines Reiseziels machen. Um ein krasses Beispiel zu nennen: Du möchtest einen ruhigen Strandurlaub verbringen und buchst Dich zur Hauptsaison auf Mallorca in El Arenal ein.

Andere Möglichkeit: Das Ziel ist perfekt, aber der Zeitpunkt nicht. Vielleicht ist dort gerade Regenzeit, was Ausflüge, Transport, lange Tage am Strand etc. schwierig bis unmöglich macht. Oder es herrscht eine innenpolitische Krise oder gar Krieg. Ersteres ist ärgerlich, letzteres ein echter Fehler bei einer Reise.

Mir hat mal jemand von seiner Reise nach Venezuela erzählt. Da gibt es tolle Strände, und der Flug kostete nur 500 €. Was er und sein Kumpel überhaupt nicht wussten: Es herrschte eine hammerharte Wirtschaftskrise. Eigentlich hätten sie mit den Taschen voller US-Dollar kommen müssen, um halbwegs über die Runden zu kommen. Statt dessen hatten sie ziemlich schnell kein Geld mehr, kein Essen und keine Ahnung, wie sie den Urlaub überstehen sollten.

Daher mein Tipp: Lies immer als erstes die Reise- und Sicherheitshinweise vom Auswärtigen Amt. Suche auch im Internet nach Klimatabellen für Deine angepeilte Reisezeit. Dass z. B. der oben erwähnte Flug nach Venezuela so günstig war, hatte einen handfesten Grund.

Lass Dich auch nicht nur von Social Media und/oder Empfehlungen leiten. Nur weil Deine Freundinnen Dir von einem bestimmten Ziel vorschwärmen, heißt es nicht, dass es Dir dort auch gefallen wird. Ich kenne beispielsweise einige Leute, die gerne Kreuzfahrten machen und das ganz toll finden. Für mich wäre das nichts.

Fehler 2: Du nimmst Dir zu viel Programm vor

„It’s Wednesday, so it must be Paris.“, wie wir immer gerne über amerikanische und asiatische Reisegruppen frotzeln, die ganz Europa in 7-10 Tagen abarbeiten.

Du hast Deine Reise lange geplant, eine lange Anreise hinter Dich gebracht, nur begrenzt Zeit, da möchtest Du natürlich so viel wie möglich vom Reiseziel sehen. Völlig verständlich. Aber mach nicht den Fehler, Dich total zu überfrachten.

„Ich bin jetzt ein Wochenende lang in London, ich sehe mir das ganze British Museum an und dann noch die Tate Modern und das Victoria & Alberta Museum, außerdem mache ich eine Stadtführung, besichtige Westminster Abbey, gehe shoppen und in ein Musical und buche abends einen Pub Crawl! Es muss sich schließlich lohnen!“ Oder weiter weg: Du willst Bangkok, Chiang Mai, Phuket und mindestens 3-5 kleine Inseln im Golf von Thailand innerhalb von zwei Wochen sehen. Ich würde beides als Fehler bezeichnen. So ein Programm ist entweder gar nicht zu schaffen oder nur im Schweinsgalopp – kaum angekommen, musst Du schon wieder weiter.

Reisen kann verdammt anstrengend sein – die ungewohnte Umgebung, das Klima, vielleicht der Kulturschock. Wenn Du dann noch ein straffes, durchgetaktetes Programm hast, artet die Reise schnell in Stress aus. Schlimmstenfalls bist Du heilfroh, wieder nach Hause zu fahren, und schwörst dem Reisen auf unbestimmte Zeit ab. Das wäre auch schade.

Mein Tipp: Plane unbedingt Ruhezeiten ein und erlaube Dir Flexibilität. Wenn Du, wie ich, gerne ins Museum gehst, sei Dir bewusst, dass Dein Gehirn irgendwann nicht mehr in der Lage ist, Informationen aufzunehmen. Wenn Du einen Wanderurlaub planst, gönne Dir zwischendurch einen Tag Pause. Wenn Du in einer Großstadt bist, pick Dir Deine Highlights heraus und gib Dir die Zeit, sie in Ruhe zu besuchen, statt von A nach B nach C zu hecheln. Wenn Du eine Rundreise machst, geh davon aus, dass es Dich Zeit kosten wird, von einem Ort zum nächsten zu gelangen. Denn selbst wenn der Bus superpünktlich ist, kannst Du am Zielort nicht gleich Dein Tagesprogramm beginnen. Du musst erst zu Deiner nächsten Unterkunft gelangen, einchecken etc.

Oder vielleicht möchtest Du Dich einfach mal auf eine Parkbank setzen und den Leuten zusehen, oder Du trinkst noch einen zweiten Kaffee, weil das Café so nett ist. Wäre doch schade, auf solche besonderen Reisemomente zu verzichten, weil Du vor dem Abendessen noch vier Programmpunkte abarbeiten musst.

Fehler 3: Du bereitest Dich nicht ausreichend vor

Das ist in gewisser Hinsicht das Gegenteil von Fehler 2 bei Reisen.

Natürlich ist gar nichts dagegen einzuwenden, wenn Du auf gut Glück auf Reisen gehst, Dich treiben lässt und einfach schaust, was passiert. Wenn Du aber bestimmte Sehenswürdigkeiten besichtigen möchtest, ist es häufig ein Fehler, Dich gar nicht vorzubereiten. Das kann dann schwierig und/oder teuer werden.

Beispielsweise war ich im Sommer 2020 und 2021 in Rom und habe beide Male die Vatikanischen Museen besucht. Es gab keine Tageskasse, alle Eintrittskarten mussten im Vorfeld online gekauft werden. 2020 ging das mit einem Tag Vorlauf. 2021 waren es schon mehrere Tage. Im Oktober 2023 sind Tickets drei Wochen im Voraus ausgebucht.

Ich habe bei beiden Besuchen Leute gesehen, die sich offensichtlich überhaupt nicht informiert hatten und dachten, sie können einfach ins Museum gehen. Viele hielten auch den Petersdom für den Eingang zur Sixtinischen Kapelle. Beides falsch. Solche Leute wurden dann von Schleppern angesprochen, ob sie eine guided tour buchen wollten. So kommst Du zwar gegebenenfalls ins Museum, zahlst aber einen herben Aufpreis.

Mein Tipp: Lies Dich ein wenig ein, identifiziere diejenigen Sehenswürdigkeiten, die Du unbedingt sehen willst, und informiere Dich darüber, wie Du sie besuchen kannst. Insbesondere kläre die Frage, ob Du Eintrittskarten im Vorfeld kaufen kannst oder musst. Dann überlege, wie und wann diese Sehenswürdigkeiten in Deinen Reiseplan passen. Es kann für die Reiseplanung hilfreich sein, wenn Du bestimmte Eckpunkte als Gerüst hast.

Fehler 4: Du packst viel zu viel ein

Dieser Punkt ist natürlich kein Fehler, wenn Dein Insta davon lebt, dass Du Dich in möglichst vielen verschiedenen Outfits präsentierst.

Für alle anderen gilt der Grundsatz „weniger ist mehr“. Wie der Rough Guide vorschlägt: Pack nur ein, was du unbedingt brauchst, und dann nimm halb so viel Kleidung mit und doppelt so viel Geld. Damit fährt man tatsächlich ganz gut. Denn inzwischen kann man ja fast überall alles kaufen. Ich traf mal einen Norweger, der sechs Monate lang mit lediglich einer Schultertasche durch Asien reiste. Er rasierte sich nicht, nutzte ein Stück Seife zur Körper- und Wäschepflege und ersetzte Kleidung und Schuhe auf dem Markt, wenn sie auseinanderfielen. Das war natürlich extrem, aber ein interessanter Denkanstoß.

Bei meinen ersten Rucksackreisen hatte ich auch keine Ahnung, was ich einpacken sollte. So schleppte ich viel zu viel Zeug mit mir herum. Aber im Laufe der Zeit habe ich mir eine kompakte Reisegarderobe aufgebaut. Vorteil: Ich muss nicht lange überlegen, was ich einpacken soll, sondern nur in das richtige Fach im Schrank greifen. Nachteil: Ich habe den ganzen Urlaub über die gleichen Klamotten an. Folglich bieten auch meine Urlaubsfotos in dieser Hinsicht wenig Abwechselung. Die Kröte muss ich halt schlucken.

Meine konkreten Erkenntnisse:

  • Du kommst fast immer mit weniger Kleidung aus, als Du denkst.
  • Es gibt fast überall eine Möglichkeit, Wäsche waschen zu lassen.
  • Hostels und Gästehäuser haben häufig Waschmaschinen, die Gäste benutzen dürfen.
  • Alternativ kannst Du Einzelteile im Waschbecken oder in der Dusche durchwaschen und zum Trocknen aufhängen. Ich nehme dafür immer einen oder zwei Drahtbügel (von der Reinigung) und ein paar Wäscheklammern mit.
  • Selber waschen ist, je nach Klima, schwierig mit Baumwollstoffen. Diese trocknen nur langsam. Besser geeignet sind Mischgewebe, Kunstfaser oder Seide. Leinen trocknet meist auch recht schnell.
  • Seide ist leichter und wärmer als Baumwolle, Kaschmir ist leichter und wärmer als Wolle. Ein dünner Seidenschal hält beispielsweise den Hals warm, sieht schön aus und kann nachts als Augenmaske fungieren, wenn es im Zimmer zu hell ist.

Fehler 5: Rucksack oder Koffer? Unpassendes Reisegepäck

Die Meinungen gehen auseinander, ob Rollkoffer oder Rucksack besser geeignet sind für eine Reise. Aus meiner Sicht hängt das vom Reiseziel und der Reiseart ab.

Vorteil Rollkoffer: Du ziehst Dein Gepäck einfach hinter Dir her. Nachteil: Bei ungeteerten Straßen oder Treppen musst Du schleppen. Dein Spinnerkoffer ist total easy am Flughafen, aber nicht mehr so sehr, wenn Deine Unterkunft an einer ungeteerten Straße liegt und Dein Zimmer im dritten Stock ohne Aufzug ist.

Vorteil Rucksack: Du hast die Hände frei. Nachteil: Du trägst Gewicht auf dem Rücken.

Ich habe sowohl Rollkoffer als auch Rucksack und entscheide mich je nach Reiseziel. In Kanada (Mietwagen, alles asphaltiert) hatte ich beispielsweise meinen Rollkoffer dabei. Der ist ziemlich groß, was praktisch war, da ich Wanderurlaub und Dienstreise kombinierte und Temperaturen von 0 bis 27 Grad abzudecken hatte. Da musste ich einfach viel einpacken.

In Georgien und der Türkei (Bus, gelegentlich ungeteerte Straßen) war ich hingegen mit Rucksack unterwegs. Dieser hat außerdem den Vorteil, dass er kleiner ist als der Koffer und mich daher zwingt, bewusster zu packen. „Ach, das Teil schmeiße ich auch noch rein“ geht kaum.

Noch ein Wort zum Rucksack, wenn Du noch keinen hast: Kauf da nicht irgendeinen, weil er schön aussieht, weil Du ihn in einem Posting gesehen hast oder weil er gerade im Angebot ist. Lass Dich unbedingt im Fachhandel beraten!

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