Vor einigen Tagen verkündete mein Freund Peter, er fahre demnächst nach Bhutan. Daraufhin war mir klar: Es wird Zeit, meine Fotos zu sichten und einen Artikel zu schreiben.
Meine eigene Reise nach Bhutan fand im Jahr 2016 statt und war leider nur sehr kurz. Sie war Teil einer Reise in Nordostindien: Von Kolkata ging es damals über Darjeeling nach Sikkim und schließlich nach Bhutan. Aber trotz oder vielleicht wegen der Kürze ist sie mir sehr lebhaft in Erinnerung geblieben.
Ebenfalls wegen der Kürze waren wir in einem ziemlichen Schweinsgalopp unterwegs. Daher erinnere ich mich nicht mehr so richtig detailliert – dieser Artikel wird also sehr bilderlastig. Aber das ist in einem photogenen Land wie Bhutan auch kein Fehler.
Wie kam ich überhaupt auf und nach Bhutan?
Vom Land mit dem Bruttonationalglück hatte ich schon einiges gehört – dass es wunderschön sei, aber auch sehr teuer. Deshalb stand Bhutan bei mir lange auf der „Das wird wahrscheinlich nichts“-Liste. Doch dann stand meine erste (und bislang einzige) Indienreise an: Anlass war ein einwöchiger Yogaretreat in Kerala. Wegen nur einer Woche nach Indien, das ging natürlich nicht, also war schnell klar, dass ich mir noch ein Auto mit Fahrer mieten würde, um einige Tage lang die nähere Umgebung zu erkunden.
Alles klar, jetzt war nur noch der Flug zu buchen.
Ich zögerte. Irgendwie fühlte sich das noch nicht richtig an. Da fehlte noch was.
Was kann man denn da noch machen … (Ja ja, schwierige Frage bei einem so kleinen Land wie Indien! 😆) Ich spielte alle möglichen Optionen durch und stolperte schließlich bei einem bekannten deutschen Reiseveranstalter über eine Tour im Nordosten. Teuer, aber sehr interessant – und mit drei Tagen Bhutan. Unverhofft kommt oft. Diesmal zögerte ich nur kurz, bevor ich buchte.
Bhutan stand also ganz am Ende meines vierwöchigen Aufenthalts in der Region.
Unterwegs in Bhutan
Wir kamen mit dem Auto. Die letzte Übernachtung in Indien war in der Nähe der Grenze – ich glaube, es war im Jaldapara Nationalpark. So richtig kann ich mich nicht mehr erinnern, außer an das wirklich schlechte Essen, das man uns dort servierte. Aber immerhin war es von dort aus nur ein Katzensprung bis zur Grenze. Dort erwartete uns gleich ein Hinweis:

Am Ausgangspunkt unserer Fahrt waren wir etwa auf Meereshöhe – unser erstes Ziel in Bhutan, die Hauptstadt Thimphu, liegt hingegen auf 2.400 Metern. Dementsprechend ging es die gesamte Fahrt über bergauf. Zunächst sahen wir nur Berge, Wald … und Affen.


Unterwegs unser erstes bhutanesisches Mittagessen. Gleich wurde uns eines der Nationalgerichte kredenzt, nämlich Kartoffeln in einer Sauce, die geschmacklich in Richtung Blauschimmelkäse ging. Sehr schmackhaft – und irre scharf. In der bhutanesischen Küche wird viel, wirklich viel Chili verwendet. Deshalb sind die Portionen auf meinen Bildern auch so klein. Es gab Buffet – ich wollte lieber vorsichtig anfangen. 😬

Thimphu
Nach Ankunft in Thimphu machten wir uns mit unseren Guides auf zur Stadtbesichtigung.
Zunächst besuchten wir den Thimphu Chörten (National Memorial Chorten) aus dem Jahr 1974. Dieser wurde von der Königinmutter zur Erinnerung an ihren Sohn Jigme Dorje Wangchuck, den 3. Druk Gyalpo, gebaut.


Ein Chörten ist „ein Kultbau des tibetischen Buddhismus; er stellt die lokale Weiterentwicklung eines Stupa dar. In den Gebieten des Himalaya-Gebirges (Tibet, Ladakh, Zanskar, Bhutan) existiert jedoch schon seit Urzeiten auch die Tradition des Aufeinanderlegens von Steinen an bestimmten Stellen; in einem Chörten scheinen sich beide Traditionsstränge vermischt zu haben.“ (Wikipedia)
Der Chörten ist also ein wichtiges religiöses Bauwerk, das dementsprechend frequentiert war.



Hier schienen sich auch eine ganze Menge älterer Leute aufzuhalten. Wahrscheinlich, weil hier immer was los ist und man gute Chancen hat, Bekannte zu treffen.
Danach ging es auf den Markt, wo es allerlei Bekanntes und Neues zu entdecken gab.




Und schließlich in den Dzong, die Festung. Hier darf kein Bhutaner ohne korrekt sitzende Nationaltracht rein. Unser Guide überprüfte daher nochmal seine Schärpe.



Zuletzt waren wir noch in der Kunsthandwerksschule.


Aus Indien kommend, waren für uns die Unterschiede zwischen den beiden Ländern sehr frappierend. Schon rein optisch – so ziemlich alle waren in Nationaltracht gekleidet, selbst die Mannschaften beim Wettkampf im Bogenschießen. Bogenschießen ist in Bhutan Nationalsport und wird sehr ernst genommen, auch der König ist Bogenschütze.

Vor allem aber war Thimphu viel, viel ruhiger und gelassener.


Dochula Pass
Am nächsten Tag ging es direkt weiter in Richtung Punakha. Dieser kleine Ort liegt nur gut 70 km von Thimphu entfernt. Die Straße ist sehr kurvig.

Laut Google Maps braucht man für die Strecke etwa zwei Stunden. Mir kam die Fahrt damals länger vor … aber wir hielten unterwegs auch mehrmals an. Auf der Rückfahrt kaufte unser Fahrer fünf Kilo Chilischoten als Mitbringsel für seine Frau und versicherte uns glaubhaft, sie würde sich darüber sehr freuen.

Unterwegs wartet ein definitives Highlight der Fahrt: der Dochula Pass auf über 3.100 Metern Höhe. Hier warten 108 Chörten, ein Tempel sowie ein toller Ausblick.


Die Chörten sind in drei Reihen gebaut. Sie sind aus dem Jahr 2004 und erinnern an die bhutanesischen Soldaten, die in der Operation All Clear fielen, als die Armee aufständische indische Separatisten aus ihren Camps in Bhutan vertrieb.

Hier wurde ich gleich von zwei jungen Frauen angesprochen, die unbedingt gemeinsam ein Foto machen wollten.


Punakha
Die Hauptattraktion von Punakha, den Dzong aus dem 17. Jahrhundert, sieht man schon von weitem. Für mich war der Besuch der Klosterfestung ein absolutes Highlight, nicht nur wegen der dramatischen Wolken. ⬇️











Punakha liegt in einem Tal, das landwirtschaftlich geprägt ist. Hier kann man auch gut wandern … leider hatten wir dafür keine Zeit.







Paro und das Tigernest (Taktsang)
Den letzten Tag unseres Aufenthalts in Bhutan verbrachten wir in Paro. Auch in diesem Tag liegen viele Felder – und der Flughafen.


Aber der interessierte uns nicht, denn wir wollten auf den Berg …

… nämlich nach …

… Taktsang, dem Tigernest. Zu diesem extrem wichtigen Kloster sollten alle Bhutaner*innen mindestens einmal im Leben pilgern. Unser Guide meinte, er sei etwa wöchentlich dort. Seine Chancen für eine vorteilhafte Wiedergeburt stehen also wahrscheinlich ziemlich gut.
Woher kommt der Name? Ich zitiere mal gleich Wikipedia: „Es gibt mehrere Legenden zu Taktshang, die auch den ungewöhnlichen Namen „Tigernest“ erklären. So glaubt man, dass Guru Padmasambhava auf dem Rücken eines Tigers dorthin geflohen ist und dass er den Tiger gezähmt hätte.
Eine andere, ähnliche Legende handelt von einer Gemahlin eines Kaisers, die eine Schülerin des Guru Padmasambhava wurde. Sie verwandelte sich in einen Tiger und trug Padmasambhava von Tibet zu den Höhlen von Taktshang. Dort meditierte der Guru und vollendete die achte Inkarnation. Seitdem gilt die Stätte als heilig und erhielt den Namen „Tigernest“.
Eine weitere Legende handelt von Tenzin Rabgye, dem Erbauer des Klosters im Jahr 1692. Es wird gesagt, dass Guru Padmasambhava in Form von Tenzin Rabgye wiedergeboren ist und dass er verschiedene Wunder vollbracht hätte.“
Außer Gläubigen sind natürlich viele Touristen unterwegs. Für die weniger Fitten stehen unterschiedliche Hilfsmittel bereit:


Wer aus spirituellen Gründen hier ist, sollte auf jeden Fall komplett selbst laufen. Wir waren auch ohne spirituelle Gründe natürlich brav zu Fuß unterwegs. 💪

Die Wanderung ist weder besonders lang noch besonders schwierig. (Die Einheimischen sind in der Regel nicht mit Wanderstiefeln unterwegs.) Der Aufstieg beträgt allerdings gute 500 Meter; das Kloster liegt auf 3.120 Metern. Irgendwann wird die Luft ziemlich dünn und die Schritte immer schwerer. Ich war schon bald im absoluten Schneckentempo unterwegs. Zum Glück gibt es reichlich Anlässe, stehenzubleiben und die Landschaft zu bewundern.



Während man hier hochkeucht, kann man sich mal in Ruhe überlegen, wie es wohl gewesen sein muss, am Bau dieses Klosters beteiligt zu sein. Abgesehen davon, dass es natürlich das Gute-Taten-Konto stark aufgefüllt hat, muss es eine wahnsinnige Plackerei gewesen sein, die Baumaterialien den Berg hinaufzuschleppen. Das Kloster wurde 1692 eingeweiht und musste um die Jahrtausendwende nach einem größeren Brand restauriert werden.
Und dann biegt man schließlich um eine Ecke und erblickt …

Seltsamerweise bleiben hier wirklich alle stehen. 🤭 Selfie time!


Das Gemeinste ist: Wenn man an dieser Stelle steht, ist das Kloster ja quasi schon zum Greifen nah. Aber jetzt muss man erst mal wieder sehr viele Meter absteigen, um danach erneut den Berg zu erklimmen. 800 Stufen. Auf dem Rückweg natürlich das gleiche Spiel. 🥵

Im Kloster selbst darf nicht fotografiert werden. Besucher*innen müssen angemessen gekleidet sein, aber es ist da oben sowieso ziemlich kalt. Also Pulli einpacken!

Als wir mehrere Stunden später wieder am Parkplatz ankamen, waren wir alle total platt. Zum Glück hielten wir bald an einem kleinen Restaurant. Hier gab es das beste Essen, das ich in Bhutan hatte.

Danach war noch Zeit, ein paar weitere der schönen Häuser und deren Verzierungen zu betrachten …




… bevor wir nach Paro zurückfuhren und uns dort kurz im Ort umsahen.

Die Nacht verlief dann leider gar nicht gut für mich. Offensichtlich war mein Körper mit dem Höhenunterschied nicht einverstanden und fand nicht zur Ruhe. Völlig gerädert stieg ich am nächsten Morgen ins Flugzeug und bekam kaum etwas mit von der tollen Aussicht auf die Himalayagipfel auf dem Rückflug nach Kolkata.
Warum sind Reisen nach Bhutan so teuer?
Bhutan möchte keinen Massen- oder Billigtourismus: „High Value, Low Volume“. Backpacker sind also nicht so willkommen.

Statt die Anzahl der Besucher*innen zu reglementieren, wird ein sehr hoher „Tagessatz“ pro Übernachtung erhoben. Als ich unterwegs war, lag dieser bei mindestens USD 250 in der Hauptsaison. Darin war alles enthalten, was man als Touri so braucht – Übernachtung, Vollpension, Guide, Fahrzeug, Fahrer und Eintritte.
Dieses System wurde offenbar überarbeitet. Statt der Tagespauschale wird nun ein „Sustainable Development Fee“ in Höhe von (Stand März 2025) USD 100 pro Nacht erhoben. Die Reisekosten, also Unterkunft, Verpflegung etc., kommen hinzu. Wer sich nur in den Tälern von Thimphu und Paro bewegt, braucht keinen Guide – außerhalb offenbar schon noch. Gerade bei einem mehrwöchigen Aufenthalt kommt also eine stattliche Summe zusammen.
Wie organisierst Du eine Reise nach Bhutan?
Zum einen bietet sich eine Gruppenreise an. In Deutschland gibt es ja diverse einschlägige Anbieter, die mit Agenturen vor Ort kooperieren und kürzere oder längere Programme anbieten, teilweise in Kombination mit Indien, Nepal o. ä. So habe ich es auch gemacht.
(Ich sage jetzt nicht, mit welchem Reiseveranstalter ich unterwegs war. Die Route und das Programm waren sehr gut. Ich war aber mit verschiedenen Aspekten der Durchführung überhaupt nicht einverstanden. Der deutsche Reiseleiter war völlig indiskutabel; beispielsweise hat er die ziemlich üppige Trinkgeldkasse nicht abgerechnet, und ich vermute, dass unser local guide in Indien kein Trinkgeld bekommen hat. In wessen Tasche das Geld stattdessen gelandet ist, kann man sich überlegen. Faul war er außerdem noch. Der deutsche Veranstalter hat bei der Organisation an den falschen Stellen gespart, Rückfragen und Beschwerden während der Reise wurden abgewimmelt oder ignoriert. Bei einer Reise dieser Preisklasse habe ich wesentlich höhere Erwartungen. Die Reise wird aktuell nicht angeboten, und ich würde nie wieder bei diesem Anbieter, der renommiert und gemeinhin als sehr teuer, aber sehr gut bekannt ist, buchen. Herausgerissen hat es die Agentur vor Ort, die deutlich mehr geleistet hat, als sie vertraglich gemusst hätte.)
Alternativ kannst Du auch einen Anbieter in Bhutan direkt ansprechen. Damit sparst Du Dir wahrscheinlich ein paar Euro, die sonst der deutsche Anbieter eingesteckt hätte. Das klappt aber vermutlich nur, wenn Du eine Privatreise buchst.
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