Von Barcelona nach München mit dem Zug

Barcelona und München sind gut 1000 km Luftlinie voneinander entfernt. Mit dem Auto prognostiziert Google eine Fahrtzeit von mindestens 13,5 Stunden. Bewältigt man so eine Strecke mit dem Zug? Na klar!

Zumindest wenn man, so wie ich, ohnehin nicht so gerne fliegt und lieber mit dem Zug unterwegs ist. Hinzu kommt, dass diese Fahrt schon lange auf meiner Liste steht. Schon, als ich 2013 in Alicante lebte, liebäugelte ich damit. Ich wollte das als kleine Urlaubsreise mit Unterbrechungen machen: ein paar Tage in Barcelona, vielleicht ein paar Tage in Marseille, definitiv ein paar Tage in Paris.

Als ich im Herbst 2024 einen Roadtrip in der Gegend um Almería plante, passte die Rückreise per Zug super in den Plan.

Vamos!

Barcelona – Paris mit dem TGV

Mit dem TGV geht es in knapp sieben Stunden von Barcelona Sants (Abfahrt 9:28 Uhr) nach Paris Gare de Lyon (Ankunft 16:12 Uhr). Wenn Du die Reise in Madrid antreten willst, fährst Du um 6:40 Uhr am Bahnhof Puerta de Atocha los und kommst um 9:10 Uhr in Barcelona an, wo Du umsteigen musst.

18 Minuten Umsteigezeit erscheinen mir persönlich ein bisschen knapp. In Spanien musst Du beim Betreten der Hochgeschwindigkeitsbahnhöfe durch eine Sicherheitskontrolle. Hier ist mit Wartezeiten zu rechnen – und ich bin mir nicht sicher, ob Du beim Umsteigen auch nochmal geprüft wirst. Schreib es mir gerne in die Kommentare, wenn Du weißt, wie das läuft.

Was passiert am Bahnhof?

Gerade auf den größeren Bahnhöfen solltest Du nicht auf den letzten Drücker erscheinen. Direkten Zugang zum Gleis, so wie bei uns, gibt es nicht. Vor Betreten der Wartehalle – dies ist in der Regel maximal 60 Minuten vor Abfahrt möglich – musst Du durch eine Kontrolle. Hier wird zunächst Dein Ticket gescannt und dann Dein Gepäck durchleuchtet – so ähnlich wie am Flughafen, aber es geht schneller. Scheren, Messer und sonstige gefährliche Gegenstände werden konfisziert.

In der Wartehalle wartest Du darauf, dass Dein Gleis bekanntgegeben wird. Sobald das geschieht, stellst Du Dich dort in die Warteschlange – denn Zugang zum Gleis bekommst Du erst ca. 15-20 Minuten vor Abfahrt des Zuges. Bevor Du aufs Gleis gehst, wird Dein Ticket erneut kontrolliert.

In Sants war das Gleis bereits angeschlagen, als ich gegen 8:45 Uhr am Bahnhof ankam. Der Sinn und Zweck war wahrscheinlich, die Fahrgäste von vornherein zur „richtigen“ Kontrolle zu schleusen. Es gibt hier nämlich drei verschiedene Zugänge, und zu Gleis 5 und 6 kommt man am besten durch den etwas versteckten Zugang C. (In Puerta de Atocha gab es nur einen Zugang, durch den alle gingen. Das Gleis wurde kurzfristig bekanntgegeben. Das führt natürlich dazu, dass ständig Leute kreuz und quer durch die Wartehalle hetzen.)

Das war die Wartschlange in Sants 40 Minuten vor Abfahrt. Nachdem der Zugang geöffnet wurde, gingen wir die Treppe herunter zum Gleis, wo der Zug stand.

Zwischen Paris und Barcelona (und zum Teil auch weiter nach Madrid) fährt ein doppelstöckiger TGV Ouigo der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF.

Natürlich gibt es auch im TGV ein gastronomisches Angebot. 😉 Dieses befindet sich im Wagen 14.

Auf dieser Strecke brauchst Du ein ausgedrucktes Ticket! SNCF besteht auch darauf, dass jedes Gepäckstück mit dem Namen und der Telefonnummer seiner*s Besitzer*in ausgestattet ist. Wobei das de facto nicht kontrolliert wird.

Wie ist die Fahrt?

Nach der Abfahrt in Barcelona fährt man zunächst ziemlich lange durch Tunnel. Dann wird die Landschaft aber sehr schön. Gerade zwischen Perpignan und Montpellier, wenn der Zug durch den Regionalen Naturpark Narbonnaise en Méditerranée fährt, gibt es viel zu sehen: z. B. Schwäne, Reiher, Störche und sogar Flamingos!

Da! Flamingos! Es geht doch nichts über Fotos aus dem Zug.

Bis Valence hält der Zug mehrmals, danach fährt er nonstop nach Paris durch. Hier wird die Landschaft irgendwann uninteressanter.

Übernachtung in Paris

Es gibt die Möglichkeit, die Fahrt in einem Rutsch zu machen. Du musst allerdings den Bahnhof wechseln.

Nach der Ankunft am Gare de Lyon um 16:12 Uhr bleiben gut 1,5 Stunden, um zum Gare de L’Est zu kommen. Dort fährt um 17:52 Uhr ein TGV nach München. (Bzw. nach Frankfurt/Main um 19:06 Uhr, nach Köln/Dortmund um 17:45 Uhr ein Eurostar ab Gare du Nord.)

Mit der RER/Métro schaffst Du die Strecke in unter einer halben Stunde. Es ist sinnvoll, das Ticket bereits im Zug oder in der App zu kaufen. Denn es gibt an den Bahnhöfen nur wenige Ticketautomaten. Die Warteschlangen sind entsprechend lang.

Aber wenn Du es so eilig hast, dann flieg doch lieber, oder?

Paris ist immer wunderbar, auch wenn Du nur von einer Bäckerei zur nächsten tingelst und Dich mit Croissants vollstopfst. Also buche Dir ein Hotelzimmer!

Pro Tipp: Da in Paris ständig aus welchem Grund auch immer alles ausfallen kann – insbesondere die Métro 🙄 – suche ich mir immer eine Unterkunft, die fußläufig zum Bahnhof ist. Dann verpasse ich meinen Zug wenigstens nicht, weil ich gerade irgendwo im Tunnel feststecke. In der Nähe von Gare de l’Est/Gare du Nord gibt es viele Hotels, die auch preislich erträglich sind. Diesmal war ich im Hotel Relais du Pré und hatte ein für Pariser Verhältnisse riesengroßes Zimmer. Die Gegend ist auch ziemlich ruhig und doch verhältnismäßig zentral gelegen.

Paris – München mit dem TGV

Nach Paris bin ich schon öfter mit dem Zug gefahren. Das lief immer super und war sehr bequem. Der größte Vorteil ist meiner Meinung nach, dass man direkt in der Stadt ankommt und nicht erst vom Flughafen Charles de Gaulle (ohnehin eine Katastrophe) mit der RER fahren muss.

der Pariser Bahnhof Gare de l'Est.
Züge in Richtung Osten fahren im Paris am Gare de l’Est ab.

Zwischen Paris und München (bzw. auch anderen deutschen Städten) gibt es mehrere Verbindungen täglich. Diese sind entweder direkt oder mit Umsteigen. Angesichts der aktuellen Lage bei der DB halte ich es für vorteilhaft, eine Direktverbindung zu wählen. Bei Umsteigeverbindungen würde ich darauf achten, dass ich nicht die letzte Verbindung des Tages habe, damit noch die Chance besteht, dass ich mein Ziel erreiche.

Was passiert am Bahnhof?

Beim Betreten des Bahnhofs gibt es, anders als in Spanien, keine Gepäckkontrolle. Doch auch in Frankreich erfährt man erst ca. 25 Minuten vor der Abfahrt, auf welches Gleis man muss. Im DB Navigator wird schon früher ein Gleis angezeigt – in meinem Fall leider das falsche.

Am Zugang zum Gleis werden die Tickets gescannt. In Paris gibt es nur Kopfbahnhöfe. Der Zugang zum Gleis ist also ebenerdig.

Wie ist die Fahrt?

Zwischen Paris und Straßburg fährt der Zug nonstop. Die Landschaft ist mittelmäßig interessant. Danach überquert man schon die Grenze zu Deutschland (Grenzkontrollen möglich). Nun gibt es mehr Stopps, da der Zug wie ein normaler ICE verkehrt.

Wie ist der TGV?

Der TGV ist der Hochgeschwindigkeitszug der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF. Die Züge sind doppelstöckig und haben wie der ICE ein Bistro (Le Bar). Oben kann es während der Fahrt ganz schön schaukeln.

Die Gepäckablagen über den Sitzen sind winzig klein. Dafür befinden sich an beiden Endes des Waggons sowie in der Mitte Gepäckablagen. Die Sitze sind breiter als im ICE, aber meist ziemlich durchgesessen.

Innenleben des TGV in der 1. Klasse: Auf der einen Seite des Ganges sind zwei Sitze, auf der anderen gibt es Einzelplätze.

In Frankreich ist das Telefonieren während der Fahrt nur im Zustiegsbereich des Zuges gestattet.

Das Zugbegleiterteam ist bei grenzüberschreitenden Fahrten mehrsprachig (wobei nicht jede*r Englisch kann). Zwischendurch kommt eine mobile Minibar vorbei.

Die Alternative: Nachtzug

Neben der Verbindung am Tag gibt es auch die Möglichkeit, mit dem Nachtzug zu fahren. Dazu fährst Du mit dem TGV bzw. AVE von Spanien aus in Richtung Marseille. In Perpignan steigst Du abends in einen Intercity Nuit, der sehr gemächlich nach Paris schaukelt. Diese Verbindung besteht nicht täglich.

Von Paris aus gibt es einen Nightjet nach Deutschland, der aber schon Wochen, wenn nicht Monate im Voraus ausgebucht zu sein scheint.

Was kostet die Fahrt?

Diese Frage ist bei Zugfahrten inzwischen kaum noch zu beantworten, weil es so viele verschiedene Tickets gibt. Ich buche nach Möglichkeit immer den Sparpreis, der gegen Gebühr stornierbar ist.

Für die Strecke Barcelona – Paris im November 2024 lag das günstigste Angebot bei 59 € in der 2. Klasse (nicht stornierbar). Für ein stornierbares Ticket wurden 69 € aufgerufen. Ich habe noch einen Zehner draufgelegt und bin stornierbar 1. Klasse gefahren. Auf dieser Strecke bekommst Du mit einer BahnCard keinen Rabatt.

Für die Strecke Paris – München war der TGV am Abend die günstigste Option: ab 49,99 € für den Super Sparpreis (nicht stornierbar). Ich war früh dran und habe für 68,99 € den Sparpreis 1. Klasse bekommen (ohne BahnCard). Die Sitzplatzreservierung war im Preis inbegriffen. Das ist der große Vorteil bei den reservierungspflichtigen Zügen.

Bei den Nachtzügen kommt es darauf an, ob Du Sitz-, Liege oder Schlafwagen buchst. Die Sitzplätze im Intercity Nuit fangen recht günstig an. Die Nightjets sind leider zum Teil echt teuer, insbesondere, seit die ÖBB die dynamische Preisung eingeführt haben. Man kann unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob es sinnvoll ist, dass Züge doppelt so teuer sind wie Flüge. 😟

Ein Vorteil des Zugfahrens ist natürlich (noch??), dass man sein Gepäck ohne Zusatzkosten mitnehmen darf. Und Deine Flüssigkeiten musst Du auch nicht vorzeigen.

Wie buche ich eine Fahrkarte?

Auf der DB-Website oder im DB Navigator.

Das ist tatsächlich am unkompliziertesten. Wer hätte das gedacht? 😯

Die Renfe-Website kennt Paris als Zielort nicht. Die SNCF-Website ist ein Alptraum und zeigt keine Verbindung für die Strecke an. Oder zumindest keine mit dem Zug, sondern nur Flixbusse. 16 Stunden im Bus, quelle horreur!

Allerdings haben spanische und französische Züge andere Vorausbuchungsfristen als deutsche. Es kann also sein, dass Dir angezeigt wird, die gewünschte Verbindung könne aktuell nicht gebucht werden. Das kann auch verschiedene andere Gründe haben (Bauarbeiten auf der Strecke, Zug ausgebucht), aber probier es einfach zu einem späteren Zeitpunkt erneut.

Bei der Bahn hatte ich befürchtet, ich müsste Barcelona bis München durchbuchen. Aber zu meinem großen Erstaunen wurde mir auch nur ein Ticket für Barcelona – Paris angeboten, und zwar zum gleichen Preis, den ich vorher schon bei The Trainline gesehen hatte. Das war sehr erfreulich, weil die Bahn die Übernachtung in Paris offenbar nicht abbilden konnte. Jedenfalls ließen mich die angezeigten Verbindungen vermuten, ich solle direkt weiterfahren.

Wenn Du in einem Rutsch durchfahren möchtest, ist es sinnvoll, ein zusammenhängendes Ticket zu kaufen. Falls Du verspätet in Paris ankommst, verfällt das Ticket für den Anschlusszug nicht. Wir waren beispielsweise bei der Ankunft in Paris 25 Minuten verspätet. Die Leute hinter mir, die einen Anschlusszug nach Amsterdam hatten, wurden ziemlich unruhig.

Sehr gute Informationen zu Zügen und Fahrkarten in ganz Europa hat auch immer der Man in Seat 61 (englischsprachig).

Buen viaje – bon voyage – gute Reise!

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Kategorisiert in Reisen

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