Das kleine Dorf Gorafe liegt etwa eine Stunde Fahrtzeit von Granada entfernt in einem wunderschönen Tal. Überhaupt ist die Landschaft in dieser Gegend atemberaubend.
Gorafe ist bekannt für seine Wüste, den desierto de Gorafe. Diese liegt gleich östlich vom Dorf. Man rühmt sich hier auch damit, Europas Grand Canyon zu sein.
„Europas Grand Canyon?“, lästerte ein Freund, „ich habe ja immer Zweifel bei solchen Vergleichen.“ Und natürlich ist der Grand Canyon in Arizona eine ganz andere Nummer. Dafür sind in Gorafe wesentlich weniger Menschen unterwegs, und der Aufenthalt ist um einiges günstiger.
In der Gegend um Gorafe gibt es zudem eine sehr hohe Anzahl von megalithischen Dolmen.
Was kann man in der Wüste von Gorafe ansehen?
Die meisten Gäste kommen wegen der Wüste in den Ort. Sie ist frei (und kostenlos) zugänglich. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, wenn Du Badlands, Canyons, Schluchten, Ödnis und farbige Gesteinsschichten magst.
Es gibt mehrere Routen, auf denen Du die Wüste erkunden kannst:
Ruta del Desierto de Gorafe
Die meisten Gäste wollen auf die 25 km lange Ruta del Desierto de Gorafe, das krumme gelbe Oval auf der Karte. Eine Autofahrt mit reichlich Fotostopps dauert etwa 3,5-4 Stunden.
Auf dieser Strecke siehst Du so ziemlich alles, was die Wüste an Farben und Formen zu bieten hat. Du siehst auch die Vegetation sehr gut – zu 90 % Espartogras. An der Nordseite wächst es dicht und grün (hier gibt es ein Minimum an Luftfeuchtigkeit), an der Südseite kaum.
Etwa auf der Hälfte der Strecke liegt der Mirador de Coloraos, der als das absolute Highlight angesehen wird.
Ich persönlich fand einen anderen Aussichtspunkt, an dem wir kurz darauf anhielten, viel beeindruckender.
Und kurz darauf war auch nicht schlecht …
Zum Puntal de Don Diego kommst Du auch. Ihn kannst Du auch erreichen, indem Du auf dem Plateau oberhalb von Gorafe einfach geradeaus nach Norden fährst.
Cañada de la Ventanilla
Etwa drei Kilometer nördlich von Gorafe startet der Wanderweg Cañada de la Ventanilla. Das Infoschild ist etwas versteckt. Es gibt keinen Parkplatz, allerdings soll es ca. 500 Meter vorher eine Parkmöglichkeit geben.
Die Wanderung ist etwa 9 km lang und auf der Karte oben der grüne „Kreis“. Sie überschneidet sich ein Stück weit an der Ruta del Desierto. Ich hatte leider keine Gelegenheit, die Wanderung zu machen. Die Fotos, z. B. auf Wikiloc, sehen aber toll aus.
Discordancia Angular de Gorafe
Etwa 5 km nördlich von Gorafe ist die Discordancia Angular de Gorafe zu sehen. Auf der linken Seite der Straße ist ein kleiner Parkplatz. Hier kann man zwar nicht wandern. Dafür sieht man sehr gut, wie der ehemalige Meeresboden nach oben gedrückt und verfaltet wurde und sich darauf weitere Gesteinsschichten gebildet haben. Ein spannender kleiner Zwischenstopp auf dem Weg nach Alicún de Las Torres.
Wie unterwegs sein?
Um die Wüste und die Badlands zu erkunden, gibt es mehrere Möglichkeiten: Du kannst eine geführte Tour machen oder selbst fahren bzw. gehen.
Geführte Touren im Geländewagen
Geführte Touren werden u. a. von Granada aus angeboten und sind ziemlich teuer. Anbieter sind bei GetYourGuide zu finden. Vor Ort bietet z. B. Jose Manuel von Cuevas El Torriblanco Rundfahrten auf der Ruta del Desierto im Geländewagen sowie Wanderungen an (ab 50 € pro Person, November 2024). Er vermietet auch Höhlen, die oben auf dem Plateau liegen und vermutlich einen tollen Blick in den Sonnenuntergang haben. Das hier ist unbezahlte Werbung aus Überzeugung. Ich habe die Rundfahrt kurzfristig gebucht. Es war sehr gut investiertes Geld.
Jose Manuel und sein Bruder Pepe kennen die Gegend sehr gut und fahren Dich nicht nur herum, sondern erklären auch ausführlich Geologie, Natur und Geschichte. Achtung: Die Touren sind auf Spanisch und Französisch!! Pepe spricht etwas Englisch, aber es hilft definitiv, wenn Du zumindest so halbwegs Spanisch kannst.
Ein anderer Anbieter ist Geopark Granada. Hier wird wohl auch Englisch gesprochen.
Mit dem eigenen Fahrzeug
Die Ruta del Desierto ist frei zugänglich, sodass Du auch mit Deinem eigenen Fahrzeug fahren kannst. Die Piste ist allerdings in keinem guten Zustand und nur etwa 2 km lang betoniert.
Danach ist sie gut erkennbar, aber den Elementen ausgesetzt und alles andere als eben. Ein Fahrzeug mit hoher Bodenfreiheit solltest Du daher schon haben – das einzige Vehikel, das uns auf der Tour entgegenkam, war einer dieser militärisch anmutenden Camping-LKWs. Mit meinem Mietwagen (Opel Corsa) wäre ich nicht weit gekommen.
Mit dem Motorrad oder Fahrrad (bzw. E-Bike) kannst Du die Strecke ebenfalls bewältigen. E-Mountainbikes vermietet Desert Bikes an der Plaza de la Constitución in Gorafe.
Wandern
Die Ruta del Desierto kannst Du natürlich auch zu Fuß absolvieren. Es ist halt eine lange und staubige Wanderung.
Die Cañada de la Ventanilla ist ein reiner Wanderweg.
Auf beiden Strecken gibt es kaum Schatten und keinerlei Infrastruktur, also keine Restaurants, Toiletten etc. Im Sommer wäre es glatter Selbstmord, die Wanderungen in Angriff zu nehmen.
Was gibt es in der Gegend sonst noch zu sehen?
In Gorafe gibt es die höchste Dichte megalithischer Dolmen in ganz Europa. 10 km nördlich, in Alicún de Las Torres, gibt es neben Dolmen auch heiße Quellen und Petroglyphen.
Die umliegenden Täler sind landschaftlich auch sehr schön. Es gibt auch immer wieder etwas zu entdecken.
Westlich von Gorafe liegt Granada.
Eine gute Stunde Fahrtzeit südlich von Gorafe liegt die Wüste von Tabernas mit Badlands und Westernkulissen. Olivenöl kannst Du wenige Kilometer entfernt direkt beim Erzeuger kaufen, z. B. bei Oro del Desierto.
Und nur einen Katzensprung von Tabernas entfernt liegt Almería und der angrenzende Naturpark Cabo de Gata mit seinen Stränden und Buchten und seinen Wandermöglichkeiten.
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