Usbekistans westlichste autonome Republik heißt Karakalpakistan. Der Name ist doch schon fast Grund genug, dorthin zu fahren, oder? Auf meinem ursprünglichen Reiseplan stand im Westen Usbekistans nur Khiva. Als ich las, dass es in diesem Ort namens Nukus ein bedeutendes Kunstmuseum, nämlich die Savitzky Collection, gibt, glaubte ich zunächst an einen Aprilscherz. Und dann wollte ich mal selbst gucken.
Anreise nach Nukus
Nach Nukus hätte ich tatsächlich auch direkt von Deutschland aus fliegen können. Denn Uzbekistan Airways flog damals Frankfurt – Nukus – Taschkent. Leider wäre das schweineteuer gewesen, deutlich teurer als ein Flug nach Taschkent. Also flog ich mit Turkish Airlines nach Taschkent und per Inlandsflug weiter. Die beiden Städte liegen übrigens 800 km Luftlinie oder etwa 1.100 km mit dem Auto auseinander. Usbekistan ist nicht gerade ein kompaktes Land.
Der Flug verlief problemlos. Natürlich ist Uzbekistan Airways nicht Lufthansa. Aber die Alternative wäre eben eine sehr lange Auto- oder Busfahrt gewesen. Da war der Flug definitiv das kleinere Übel. Da weder Taschkent noch Nukus internationale Drehkreuze sind, ging immerhin die Abwicklung ruckzuck.
In Nukus
Nukus war dann auch so richtig usbekische Provinz. Alles war leicht heruntergekommen, auch die Gegend um mein Hotel herum, und wirkte seltsam unbelebt. Immerhin war alles nah beieinander.
Hatte ich in Taschkent schon kaum westliche Touristen gesehen, sank die Zahl in Nukus auf gefühlt unter 0. Dabei gibt es gleich zwei Gründe, die Stadt zu besuchen: Zum einen ist sie Startpunkt für Touren zum Aralsee (beziehungsweise das, was davon übrig ist). Darüber hatte ich kurzfristig nachgedacht. Aber auf Katastrophentourismus stehe ich ja nicht so, und die Aussicht, viel Geld für lange Autofahrten und (teils giftigen) Staub auszugeben, hatte mich doch abgeschreckt.
Also kam ich aus dem zweiten Grund: In Nukus steht die Savitzky Collection.
Die Savitzky Collection
Die Savitzky Collection geht zurück auf Igor Savitzky. Dieser kam beruflich nach Usbekistan und war fasziniert. Er fing an, der örtliche Bevölkerung Schmuck und Alltagsgegenstände abzukaufen. Diese war offenbar recht entzückt, dass ihnen jemand tatsächlich Geld für diesen alten Plunder geben wollte. Daneben fing Savitzky an, Malerei von russischen Avantgarde-Künstlern zu sammeln. Das war nicht ohne, denn unter Stalin waren die quasi allesamt verboten. Savitzky reiste nach Moskau und kaufte wohl mitunter den Angehörigen stapelweise Bilder ab, die in deren Kellern herumlagen. So kamen im Laufe der Zeit 90.000 Objekte zusammen.
1966 eröffnete das Karakalpakstan State Museum.
Was gibt es also in den zwei Gebäuden der Savitzky Collection zu sehen? Zum einen Volkskunst. Zum anderen russische Avantgarde. Ich kenne mich damit nicht gut aus, aber ich fand die Sammlung extrem beeindruckend. Savitzky hat im Wesentlichen angekauft wie wild. Aus europäischer Perspektive stehen einem beim Anblick der Ausstellungsräume und des Konservierungszustands natürlich häufig die Haare zu Berge.
Das erste Gebäude beherbergt die Volkskunst. Diese erfreute sich bei meinem Besuch regen Interesses auch von usbekischen Gästen. Im zweiten Gebäude – wo die Malerei hängt – war es hingegen deutlich ruhiger.
Natürlich sollte man sich für diese Art der Kunst interessieren, Wenn man hierher kommt. Sonst geht es einem wie den beiden Schweizerinnen, die sich in Khiva beschwerten, die Savitzky Collection sei nicht zu empfehlen, denn: Es gibt dort weder Bilder von Monet noch von Picasso, „and we only like Monet and Picasso.“
Der Eintritt, für Ausländer natürlich teurer als für Usbeken, hat damals so um die 10 € gekostet.
Der Markt von Nukus
Natürlich gibt es auch in Nukus einen farbenfrohen Markt. Da war richtig was los. Ich war baff, dort einen Metzger zu sehen, der Schweinefleisch verkaufte. Aber dann fiel mir auf, dass es dort auch ziemlich viele koreanischstämmige Menschen zu geben schien, die damit wahrscheinlich kein Problem haben.
Heiße Nächte in Nukus
Nun ja, eine leichte Übertreibung. Ich erinnere mich an ein Abendessen in einem für örtliche Verhältnisse wahrscheinlich ziemlich stylischen, nach europäischem Dafürhalten eher seltsam eingerichteten Restaurant. Alle Gäste (von denen die Hälfte irgendwie mafiös aussah 😂) rauchten. Es war in der Nähe meines Hotels, also ging ich zu Fuß. Von Straßenbeleuchtung war wenig zu sehen, Bürgersteige gab es natürlich auch keine. Die Straße war ungepflastert und voller Schlaglöcher. Ein interessanter Tanz.
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