Polen IV: Praktische Tipps für Posen (Poznan)

Häuser und Brunnenfiguren auf dem Marktplatz von Poznan.

Posen ist mit etwa 540.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Polens. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs stand die Stadt lange Zeit fast durchgehend unter deutscher Herrschaft. Im Krieg wurde sie „nur“ zu etwa 55 % zerstört und ist heute wieder sehr schön aufgebaut. Neben einer schönen Altstadt bietet Posen auch eine sehr bewegte Geschichte und hervorragendes Eis zu bieten. Was will man mehr?

Nach einer längeren Renovierungsphase bis zum Herbst 2023 sind die meisten Bauzäune inzwischen wieder verschwunden. Und die Restaurants sind ohnehin geöffnet.

Bei der Planung meiner Reise (in Kombination mit Danzig) hatte mein Stiefvater Posen als „Zeitverschwendung“ bezeichnet. Wie er darauf kam, ist mir schleierhaft, denn er war ja noch nie in Polen. Zum Glück habe ich nicht auf ihn gehört. Ich fand es vielmehr schade, nicht mehr Zeit zur Verfügung zu haben. Drei volle Tage hätte ich locker dort verbringen können.

Was gibt es zu entdecken und zu tun? In diesem Mini-Guide ⬇️ findest Du praktische Informationen und Tipps zu Posen. Außerdem habe ich entsprechende Infos zu Danzig für Dich ebenso zusammengestellt wie einen kompletten Reisebericht über Danzig & Posen mit dem Zug.

Posen erkunden

Einen guten Überblick verschaffst Du Dir mit einem geführten Stadtrundgang, z. B. von Walkative. Da Posen noch nicht so viel Tourismus abbekommt wie andere Städte, finden diese vorwiegend am Wochenende statt.

Alternativ kannst Du Dir, sofern Du nicht für eine Privatführung bezahlen möchtest, bei VoiceMaps eine sehr gut gemachte Audiotour für ca. 6,50 € kaufen. Auch auf der Website der Stadt Poznan werden verschiedene Rundgänge vorgestellt.

Sehenswürdigkeiten in der Posener Altstadt

Posen hat den drittgrößten Marktplatz (Stary Rynek) in Polen. Abgesehen von den leider üblich hässlichen neuen Gebäuden in der Mitte des Platzes ist er sehr schön.

Fassaden und Passanten am belebten Marktplatz in Posen.

Auf dem Marktplatz steht auch das Renaissance-Rathaus, in dessen Turm man zweimal täglich die Ziegenböcke beim Kampf beobachten kann. Gemeinsam mit den bunten Krämerhäusern daneben ein wunderbares Fotomotiv.

Rathaus und Krämerhäuser in Posen.

Die Geschichte zu den Ziegenböcken geht – stark verkürzt – so: Ein junger Koch sollte in der Rathausküche ein Wildgericht für ein Festmahl kochen, verbrannte das Fleisch aber komplett. Als „Ersatz“ klaute er zwei Ziegenböcke, um diese zu schlachten und zu grillen. Die Ziegenböcke entkamen ihm, liefen in den Rathausturm hinauf und kämpften dort, sehr zum Amüsement der Gästeschar, die sich vor dem Rathaus versammelt hatte.

Täglich um 12 und um 15 Uhr treten die Ziegenböcke an.

Natürlich ist der Marktplatz voller Cafés und Restaurants, es findet sich aber auch ein Museum für Musikinstrumente, das sehr interessant sein soll.

Nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt, steht die barocke Kirche des heiligen Stanislaus (Poznan Fara) aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ich bin kein ausgesprochener Kirchenfan, fand diese aber wirklich beeindruckend und schön. Eintritt frei.

Fassade der Stanislaus-Kirche in Posen.
Blickfänger dank Fassade in pink.
Blick durch das Mittelschiff zum Altar der Stanislaus-Kirche in Posen.
Am Altar der Stanislaus-Kirche in Posen.
Säulen und Statue in der Stanislaus-Kirche in Posen.

Direkt daneben kannst Du Dich im Innenhof des ehemaligen Jesuitenkollegs ausruhen. Dahinter befindet sich ein hübscher kleiner Park.

Ebenfalls ganz in der Nähe, auf dem Kolegiacki-Platz, findest Du eine Bronzeskulptur der Ziegenböcke …

Bronzeskulptur der Posener Ziegenböcke

… sowie unter Glas das Fundament einer alten Kirche und, wenige Schritte weiter, das Archäologische Museum. Hier sind sehr viele Beschriftungen nur in Polnisch vorhanden, aber dafür kostet der Eintritt auch nur 15 zl. Montags geschlossen.

Graffiti der Posener Ziegenböcke
Um die Ecke vom Marktplatz gibt es die Ziegenböcke auch noch als Wandmalerei.
Wandmalerei von zwei Ziegen vor angedeuteter Fassade mit der polnischen Aufschrift "Guten Tag in Posen".
Diese Ziegen sehen schon eher aus wie Steinböcke …

Posen hat nicht nur eins, sondern gleich zwei Königsschlösser. Das erste, eine Rekonstruktion des Originals aus dem 13. Jahrhundert, thront über dem Marktplatz. Auf dem Gelände befindet sich heute das Nationalmuseum, außerdem gibt es eine Aussichtsplattform mit Blick über die Altstadt.

Der Turm des Posener Königsschlosses ragt über Fassaden am Marktplatz auf.

Östlich der Altstadt: Dominsel und Śródka

Der Posener Dom steht etwa einen Kilometer östlich der Altstadt auf einer eigenen Insel. (Auch für die Insel gibt es eine sehr gute Audiotour auf Voicemaps.) Der Eintritt kostet 6 zl.

Frontansicht des Posener Doms.
Der Posener Dom von vorne …
Innenansicht des Posener Doms.
… von innen …
Rückansicht des Posener Doms, im Vordergrund die rote Bischof-Jordan-Brücke.
… und von hinten.

Direkt neben dem Dom steht auch das Gebäude von Polens ältester Universität, der Lubrański-Akademie.

Frontansicht der Lubrański-Akademie.
In der Lubrański-Akademie ist heute das Museum der Erzdiözese beheimatet.

Einige Meter weiter die Straße entlang befindet sich das Archäologische Reservat Genius Loci.

Weiter östlich von der Dominsel, am anderen Ufer der Warta, findest Du den sehr charmanten Stadtteil Śródka, der ursprünglich eine eigene kleine Stadt war. Neben Street Art …

… findest Du hier auch nette kleine Lokale sowie das Kulturzentrum Brama Poznania.

Das zweite Schloss, gebaut ab 1905 für Kaiser Wilhelm II. (der es nie in Gänze besichtigt hat), steht weiter außerhalb der Altstadt.

Zum Malta-See, dem Naherholungsgebiet im Osten der Stadt habe ich es leider nicht geschafft.

Westlich der Altstadt: Preußische Spuren

Mit „westlich der Altstadt“ meine ich die Gegend zwischen dem Wolności-Platz und den Bahngleisen. Viele Gebäude hier entstanden, nachdem Posen im späten 18. Jahrhundert nach der zweiten Teilung Polens in den preußischen Staat eingegliedert worden war. Auf der Fredry-Straße kommst Du zum Beispiel am Collegium Maius vorbei. Hier war mal die Königlich Preußische Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen beheimatet, die deutsche Familien zur Ansiedlung in diesen überwiegend polnisch besiedelten Gebieten bewegen sollte. Hat nicht so gut geklappt. Die Deutschen wanderten lieber in die USA aus.

Ganz in der Nähe befinden sich auch das Königliche Residenzschloss und der Adam-Mickiewicz-Park mit dessen Statue und dem Denkmal an die Todesopfer der Proteste vom Juni 1956.

Gelegentlich kannst Du eine schöne Jugendstilfassade erspähen …

Jugendstilfassade in Poznan.

… und das 1908 eröffnete Kino Muza, das zweitälteste in Polen, das noch immer in Betrieb ist.

Essen

Das Wichtigste zuerst: Die Spezialität schlechthin ist das St.-Martins-Hörnchen. Dabei handelt es sich um ein reich gefülltes Croissant. Der Name „Rogal świętomarciński“ ist eine geschützte Ursprungsbezeichnung, weshalb auch nicht jede x-beliebige Bäckerei einfach irgendwelche Croissants als St.-Martins-Hörnchen verkaufen darf.

Ein St.-Martins-Croissant der Konditorei Hanna Piskorska.
„Echte“ St.-Märtins-Hörnchen gibt es z. B. bei Hanna Piskorska. Die Konditorei hat in der südwestlichen Ecke des Marktplatzes einen Straßenverkauf.

Im Croissant-Museum kannst Du Dich mit der Herstellung vertraut machen und die Croissants natürlich auch selbst verkosten.

Die größte Konzentration von Restaurants und Cafés scheint auf dem und den Marktplatz herum sowie in der Straße Wroclawska zu sein. Natürlich gibt es polnische Küche mit viel Fleisch sowie Burger und Pizza.

Restaurant Vis-à-Vis – direkt vor dem Rathaus. Gehobenes Niveau, kleine Karte, sehr gute Qualität. Bisschen teurer, aber immer noch deutlich günstiger, als vergleichbares Essen in Deutschland wäre.

Vorspeise im Restaurant Vis-à-Vis.

Pierożak Pierogarnia – hier kannst Du Dir aus je sieben bis acht Sorten süßer und salziger Piroggen Deine persönlichen Favoriten zusammenstellen. Bezahlt wird pro Stück. Die Piroggen werden vor Ort hergestellt. Die vegane Variante fand ich nicht so toll, ansonsten schmeckte alles sehr gut. Fast-Food-Ambiente.

Pierogarnia Stare Mlyne – Piroggen und anderes in eher rustikalem Ambiente.

Wiejskie Jadło – in einer Seitenstraße vom Marktplatz. Tolle Pilzsuppe und Piroggen. Die Schweinshaxe schien auch sehr beliebt zu sein.

Beste Pilzsuppe ever.

Piekarnia gruzinska Tbilisi – nicht in der Altstadt, aber den Umweg wert. Extrem leckeres und gut gefülltes Khachapuri.

Posen hat auch eine beeindruckende Eisdielendichte. Die Kugel scheint aktuell (Mai 2024) ab 7 zl zu kosten. Ich war sehr entzückt von Ice Scream.

Anreise nach Posen – Flug & Zug

Der Posener Flughafen wird vornehmlich von Billigfliegern angeflogen. Darunter sind viele Ziele in Großbritannien – weshalb eine erstaunliche Anzahl von Briten in der Stadt unterwegs sind. Es gibt auch Verbindungen von Frankfurt und München.

Mit dem Zug bist Du in nur drei Stunden in Berlin oder Danzig; nach Breslau dauert die Fahrt weniger als zwei Stunden, während Du nach Krakau fünf Stunden oder länger unterwegs bist. Auch in andere Landesteile Polens bestehen Verbindungen. Direkt neben dem Bahnhof liegt auch der Busbahnhof.

Bus & Tram in Posen

Der Bahnhof liegt etwas ungünstig zur Altstadt. Es empfiehlt sich, mit Bus oder Tram weiterzufahren. Verbindungen findest Du z. B. auf Google Maps. Tickets kannst Du am Automaten kaufen und musst sie bei Fahrtantritt entwerten. Alternativ kannst Du sie im Fahrzeug kaufen. Dazu musst Du an der Tür einsteigen, die mit dem Contactless-Symbol gekennzeichnet ist. Hier findest Du ein kleines, gelbes Gerät mit schwarzem Touchscreen (Sprachauswahl Deutsch/Englisch möglich). Du wählst Dein Ticket aus, hältst Deine kontaktlose Karte hin, es piept, fertig. Hier erhältst Du kein Papierticket. Für eine Fahrtdauer von maximal 15 Minuten zahlst Du 4 zl, für längere Fahrten 6 zl.

Während der Sommermonate fährt übrigens an den Wochenenden auf der „Touristenlinie“ 20 eine Nostalgietram mit Holzinterieur, in der die Fahrscheine noch von einer Schaffnerin verkauft und von Hand entwertet werden. 6 zl (Kartenzahlung möglich).

Blick ins Innere einer Nostalgietram der Linie 20 in Poznan; im Vordergrund die spezielle Fahrkarte.

Übernachtung in Posen

Auch in Posen gibt es sehr viele individuell gestaltete Ferienwohnungen. Ich war in einer mit der Adresse Święty Wojciech 30. Dabei handelt es sich um einen sehr schönen Backsteinaltbau, der toll renoviert wurde. Es gibt dort ziemlich viele, aber (soweit ich das überblicken konnte) nicht nur Ferienwohnungen. Das Gebäude kann ich wärmstens empfehlen, nur vielleicht nicht eine der Wohnungen im Hochparterre. Einziger Nachteil der Lage: langer Weg zum Frühstück, wenn Du Dich nicht selbst verpflegen willst.

Gute Rezensionen bekommen auch die folgenden Hotels in der Altstadt, die ich aber nicht selbst besucht habe:

  • PURO
  • Palazzo Rosso
  • Schoeps Residence

Ein B&B Hotel gibt es auch.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Reisen

3 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert