Die Green Tour in Kappadokien

Die Green Tour ist ein Tagesausflug in Kappadokien. Ausgehend von Göreme werden von quasi allen Veranstaltern und Reisebüros „verschiedenfarbige“ Tagestouren angeboten: die rote, die grüne und die blaue. Diese folgen jeweils der gleichen Route und besuchen die gleichen Sehenswürdigkeiten, kosten aber je nach Anbieter unterschiedlich viel. Die Red Tour bleibt näher an Göreme; die Green Tour, um die es hier geht, führt bis ins Ihlara-Tal. Mithilfe dieser Touren kannst Du die zentralen Sehenswürdigkeiten in Kappadokien innerhalb kurzer Zeit besuchen.

Was man auf diesen Touren allerdings nicht macht, sind Wanderungen in den Tälern rund um Göreme. Wenn Du dort wandern möchtest, musst Du Dir also entweder einen Guide organisieren oder alleine los. Letzteres ist völlig unproblematisch.

Was siehst Du auf der Green Tour?

Amulette gegen den bösen Blick.

Die Green Tour in Kappadokien führt ultimativ ins Ihlara-Tal, etwa 100 km von Göreme entfernt. Auf dem Weg dorthin stoppst Du an einem Aussichtspunkt über Göreme, an einer unterirdischen Felsenstadt (Derinkuyu oder Kaymakli) und am Selime-Kloster, das ebenfalls in den Stein gehauen ist. Das Mittagessen im Ihlara-Tal ist inbegriffen. Ebenfalls auf dem Programm steht der Besuch einer Onyxfabrik. Hier besteht kein Kaufzwang.

Ich war in einer kleinen Gruppe von insgesamt acht Leuten plus Guide Esma und Fahrer unterwegs.

Aussichtspunkt und Onyxfabrik

Wir waren kaum losgefahren, da hielten wir schon wieder an: Der Aussichtspunkt über Göreme und Uchisar ist schnell erreicht. Hier waren die Tauben versammelt, die angeblich noch im Pigeon Valley leben.

Direkt hinter dem Aussichtspunkt befand sich eine Onyxfabrik, deren Besuch ebenfalls auf dem Programm stand. Es gibt Tee (natürlich), man wird durch die Verkaufsräume geführt, es besteht keine Kaufverpflichtung. Das war zwar ganz nett, aber im Grunde viel zu lang. Es interessierte auch keinen von uns so wirklich – wäre also schlauer gewesen, sich darüber im Vorfeld abzusprechen und Esma mitzuteilen, dass wir diesen Stopp lieber überspringen möchten. Die Zeit wäre anderswo besser verbracht gewesen.

Ihlara-Tal

Statt als nächstes die unterirdische Stadt zu besichtigen, fuhren wir direkt zum Ihlara-Tal, um dort den anderen Gruppen aus Göreme zuvorzukommen. Beim Eingang hatte sich ein Obstverkäufer positioniert, der gutes Geschäft mit uns machte. Einer fängt an zu kaufen, alle anderen kommen ebenfalls auf den Geschmack – und überhaupt, wir mussten ja noch mindestens eine Stunde bis zum Mittagessen überleben! Wir trugen große Tüten davon.

Das Ihlara-Tal ist sehr beliebt. Das Foto sieht zwar menschenleer aus, am Eingang ging es aber zu wie auf dem Rummelplatz. Esma war sichtlich besorgt, uns im Getümmel zu verlieren.

Ins Tal selber steigt man über eine lange Treppe ab. 350 Stufen, habe ich irgendwo gelesen. Das scheint einige Besucher bereits stark an ihre physischen Grenzen zu bringen. Dem entsprechend ist man mit jedem Schritt, den man selber tut, von weniger Menschen umringt. Am Talboden angekommen, läuft man dann am Fluss entlang und kommt an vielen in den Stein geschlagenen Kirchen und einigen Rastplätzen vorbei. Kurz nach dem Ausgang warten die Restaurants auf Gäste. Hier sitzt man nett über dem Fluss, aber es ist natürlich eine Massenabfertigung. Das Essen ist entsprechend mittelmäßig, wahrscheinlich das (ich will nicht sagen schlechteste, aber) liebloseste, das ich in der Türkei hatte.

Kloster Selime

Auch das Kloster Selime steht auf dem Programm der Green Tour in Kappadokien. Auch dieses ist in den Stein gehauen und das größte Kloster dieser Art in Kappadokien. Leider war es während unseres Besuchs ziemlich windig, was einem Sandsturm gleichkam. Das war dann leider nicht so lustig. Am Parkplatz warteten immerhin einige interessant gefiederte Hühner auf uns.

Blick aus einer Höhle des Klosters Selime.
Blick aus einer Höhle des Klosters Selime.

Höhlenstadt Kaymakli

Eines der Highlights der Green Tour in Kappadokien ist der Besuch einer unterirdischen Stadt. In unserem Fall war das Kaymakli. Zu diesem Zeitpunkt, es war späterer Nachmittag, waren wir tatsächlich quasi die einzigen Besucher. Dafür mussten wir uns auch echt beeilen – sogar die Souvenirstände waren schon dabei zu schließen. Sehr schade, denn es wäre interessant gewesen, sich dort in Ruhe umzusehen.

Kaymakli, UNESCO-Weltkulturerbe seit 1985, wurde schon etwa im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. angelegt und ist acht Etagen tief. Hier lebten wohl mal bis zu 3.500 Personen. In der byzantinischen Zeit diente die Anlage auch Christen als Zufluchtsort vor religiöser Verfolgung. Hier sieht man Ställe, Lagerräume, Wohnräume und Gänge, lange, enge Gänge.

In der Höhlenstadt Kaymakli.
In der Höhlenstadt Kaymakli.
Ein Steinrad in Kaymakli, das bei Gefahr einen unterirdischen Gang versperrte.

Immer wieder sieht man auch große Steinräder. Diese wurden bei Gefahr vor die Gänge gerollt, um diese zu versperren.

Man kann die Anlage (vier Ebenen sind zugänglich) ohne Guide besuchen; die Route ist mit Pfeilen ausgeschildert. Natürlich erschließt sich nicht alles, was man sieht, sofort. Bei Klaustrophobie ist ein Besuch in Kaymakli oder auch den anderen unterirdischen Städten natürlich schwierig. Man befindet sich komplett unter der Erde und meist in engen Gängen, in denen man nicht immer gerade stehen kann.

Mein Fazit

Die Green Tour ist eine gute Möglichkeit, einige der Topsehenswürdigkeiten in Kappadokien an einem Tag für vergleichsweise kleines Geld zu sehen. Das Ihlara-Tal ist hübsch und stellt einen starken Kontrast zu den Tälern um Göreme dar. Das Kloster Selime und die unterirdische Stadt sind interessant und sehr wichtige Monumente in der Gegend. Wenn Dich das interessiert, dann mach die Tour gerne.

Mir selber hat die Tour mittelgut gefallen. Das ist meine persönliche Meinung – meine Mitreisenden waren hingegen begeistert.

Ihlara fand ich hübsch, aber nicht umwerfend – wer in Europa regelmäßig wandert, war sicher schon mal in einem Tal mit Fluss. Zudem hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon reichlich Felsenkirchen gesehen, und die unterirdische Stadt war zwar interessant, aber wir wurden hindurchgescheucht. Alles in allem war es ein schöner Tag, aber ich hätte mehr davon gehabt, wenn ich bei Göreme wandern gegangen wäre.

Hinzu kam leider noch, dass unsere Reiseleiterin zwar sehr nett und bemüht war, aber leider schlechtes Zeitmanagement hatte. So saßen wir gefühlte Ewigkeiten irgendwo herum, an anderen Orten mussten wir uns hingegen unnötig beeilen. Das mag ich gar nicht, so dass das meine Freude an der Tour stark geschmälert hat.

Informationen zur Green Tour

Die Green Tour in Kappadokien ist eine Ganztagestour. Abfahrt in Göreme ist etwa zwischen 9 Uhr und 9:30 Uhr. Grundsätzlich ist es also möglich, vor der Tour einen Ballonflug zu machen. Es kommt sicher auch auf die Jahreszeit an, also wann die Flüge starten. Deine Unterkunft kann Dir da weiterhelfen. Wann Du wieder in Göreme ankommst, hängt davon ab, wie schnell Deine Gruppe ist und wie die Verkehrslage ist. Ich persönlich würde keinen Bus am selben Abend mit Abfahrt vor 20 Uhr buchen. Aber besprich auch das mit Deiner Unterkunft.

Wenn Du „Green Tour Kappadokien“ googelst, findest Du diverse Angebote mit unterschiedlichen Preisen. Ich denke eigentlich nicht, dass Du im Voraus buchen musst. Deine Unterkunft wird die Tour gerne vor Ort für Dich buchen; alternativ verkauft gefühlt jeder zweite Shop in Göreme ebenfalls alle Touren.

Wenn ich das System richtig verstanden habe, läuft es so, dass alle Anbieter ihre Gäste „in einen Topf schmeißen“. Das heißt, Gäste verschiedener Reisebüros sitzen gemeinsam in einem Bus. Das führt zu einer besseren Auslastung der Fahrzeuge und größerer Effizienz.

„Bus“ bedeutet in diesem Fall einen Kleinbus in Sprinter-Größe. Im Preis inkludiert sind alle Eintritte sowie das Mittagessen ohne Getränke.

Alternativ zu einer Gruppe kannst Du Dir auch ein Taxi für den Tag mieten. Damit hast Du größere Flexibilität, aber keinen Guide. Auch die Eintritte und das Mittagessen musst Du separat bezahlen. Natürlich werden auch alle Veranstalter gerne eine Privattour mit Guide für Dich organisieren.

Die Tour ist nicht besonders anstrengend. Es empfiehlt sich aber, feste Schuhe zu tragen. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist die Green Tour leider nicht zu empfehlen.

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