Was erwartet Dich auf einer Safari?

Um es gleich vorweg zu nehmen: eine Safari ist immer ein Abenteuerurlaub. Garantiert ist nichts. Selbst die Reiseroute kann hinfällig werden, wenn starker Regen Straßen unpassierbar macht. Und ob und welche Tiere Du siehst, kann erst recht niemand voraussagen. Mit solchen Unwägbarkeiten solltest Du gut umgehen können, sonst wirst Du eine Safari möglicherweise als frustrierend empfinden.

Darüber hinaus gibt es einige weitere Dinge, über die man sich im Klaren sein sollte, bevor man die Reise – denn nichts anderes bedeutet safari auf Swahili – antritt. Ich möchte hier, ohne irgendjemanden abschrecken zu wollen, einen kurzen Überblick geben, der auch der besseren Reisevorbereitung dienen soll. Vielleicht interessiert Dich auch mein Artikel zu meinen persönlichen Safarierfahrungen.

Tiere – oder auch nicht

Natürlich hat jeder eine Wunschliste von Tieren, die er/ sie gerne sehen möchte. Ist ja klar. Bei mir sind es die Elefanten und die Raubkatzen, die mein Herz höher schlagen lassen.

Nahaufnahme eines Elefanten im Hwange-Nationalpark in Simbabwe.
Einer der tollen Elefanten im Hwange NP in Simbabwe.

Leider ist ein Nationalpark kein Zoo, hier die Löwen, dort drüber die Elefanten, weiter hinten links die Affen. Es gibt also keine Sichtungsgarantie. Die Tiere haben gewisse Gewohnheiten, wo sie sich aufhalten, wann sie aktiv sind usw., aber grundsätzlich richten sie sich natürlich nicht nach den Besuchern. Zum Beispiel sagte uns der Guide beim morning game drive (Abfahrt 6 Uhr früh) als erstes, eigentlich sei das gar keine gute Idee, jetzt zu fahren, die Tiere kämen sowieso erst raus, wenn es hell würde. Und genau so war es dann auch. Natürlich hätten wir auf Raubtiere stoßen können, die frisch gerissene Beute fressen, aber dazu hätte schon sehr viel Glück gehört.

Aber selbst wenn Du zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist, heißt das nicht, dass das Tier sich auch an die Verabredung hält. Freunde von mir waren mal mehrere Tage lang mit dem eigenen Fahrzeug im Krüger NP unterwegs, ohne auch nur ein einziges Tier zu sehen. Am letzten Tag gab sich endlich ein Löwe die Ehre.

In anderen Ländern ist das ja auch nicht anders. Auf der Fahrt von Jasper zum Maligne Lake (Kanada), immerhin eine Strecke von knapp 50 km, sah ich nichts, während ein Mann von drei Elchen und zwei Bären schwärmte, die er am selben Tag gesehen hatte.

Drei Gazellen im Etosha NP, Namibia.
Gazellen im Etosha National Park.

Manchmal sieht man auch Tiere, jede Menge Tiere sogar, aber es sind halt immer die gleichen. Am ersten Safaritag ist noch alles neu und aufregend, jede Gazelle ist ein eigenes Foto wert, doch nach ein paar Tagen hat man sich an manchen Viechern schon sattgesehen. Meine Mitreisende Siobhan knurrte, wenn sie jetzt noch so ein verdammtes Impala sähe, finge sie an zu schreien. Auch Zebras sind erstaunlich zahlreich.

Vieles ist einfach Glück. In der Masai Mara sahen wir im Abstand von wenigen Minuten zwei Leoparden. Mein Neffe sah in Südafrika sogar eine Leopardenmutter mit ihrem Baby. Im Ngorongoro-Krater in Tansania erspähte ich eines der wenigen Nashörner, auch wenn der Guide es zunächst nicht glauben wollte. Das sind dann Erinnerungen, die auf ewig bleiben.

Ein Nashorn und ein Warzenschwein im Ngorongoro-Krater NP, Tansania.
Nashorn und Warzenschwein im Ngorongoro Krater.

Kontakt zu den Tieren

Selfie mit Löwenbaby? Direkten Kontakt mit wilden Tieren vermeidet man besser, insbesondere, wenn sie Zähne, Hörner, Krallen oder ähnliches haben. So ein Park ist kein Streichelzoo. Es gibt ja immer noch schockierend viele Menschen, die es für eine gute Idee halten, einem wilden Tier möglichst nahe zu kommen, um ein Selfie zu machen oder es zu streicheln. Im Interesse Deiner eigenen Gesundheit sowie der des Tieres solltest Du darauf unbedingt verzichten.

In den Parks gibt es in der Regel strenge Abstandsregeln. Häufig sorgt das für einige Enttäuschung bei den Besuchern, die gerne näher an die Tiere herankämen. Manche Guides versuchen auch, ihr Trinkgeld aufzubessern, indem sie die Abstandsregeln bewusst verletzen. Dadurch wird das Tier nur unnötigem Stress ausgesetzt. Nimm Dir ein ordentliches Fernglas und eine Kamera mit entsprechendem Zoom bzw. Teleobjektiv mit und genieß den Anblick aus der Ferne. Du würdest auch nicht wollen, dass plötzlich irgendwelche Fremden auf Deinem Balkon stehen und Selfies mit Dir machen.

Zwei Löwinnen liegen mit ihren Babys im Schatten, Tarangire NP, Tansania.
Diese zwei Löwinnen lagen mit ihren Babys im Schatten. Ein anderer Guide schlug unserem vor, gemeinsam näher heranzufahren… unser Guide lehnte das glücklicherweise ab.

Die Abstandsregeln dienen der Sicherheit von Tier und Mensch. In Kenia kamen wir aus Versehen einem Elefantenbullen etwas zu nah, der schon anfing, mit den Ohren zu wedeln – das erste Warnsignal. Schnell weg. Nachher sagte der Guide, Elefanten könnten bis zu 50 km/h schnell laufen (das ist deutlich schneller, als man in der Masai Mara fahren kann) und das Auto mit dem Rüssel umwerfen, um es schließlich zu zertrampeln.

In manchen Parks haben sich die Tiere inzwischen so sehr an die Menschen in ihren Fahrzeugen gewöhnt, dass sie sich von selber mehr nähern, als gut für sie ist. Da gibt es dann immer wieder Situationen, wo zum Beispiel Geparden ihren Kopf in ein Safarifahrzeug stecken. Tolles Foto, aber brandgefährlich, denn wenn der Gepard zubeißt, ist vom Arm, der die Kamera hält, nicht mehr viel übrig.

Aus dem gleichen Grund steigt man während der Safari auch niemals aus dem Fahrzeug aus. Selbst wenn man ihn nicht sieht, kann ein hungriger Löwe gleich hinter dem nächsten Stein liegen.

Viele Stunden im Fahrzeug

Auf einer Safari wirst Du viele Stunden im Fahrzeug verbringen. Viele Mitteleuropäer machen sich keinen rechten Begriff davon, wie groß die Entfernungen in Afrika sein können. Möglicherweise musst Du zunächst mit einer Stunde Anfahrt über eine ungeteerte Straße bis zum Park rechnen – und abends natürlich wieder zurück zur Unterkunft. Für die Fahrt von Park zu Park geht locker ein ganzer Tag drauf. Auch die Parks selber sind sehr groß. Manchmal hast Du Glück und triffst gleich auf ein Rudel Löwen, manchmal musst Du lange herumfahren, bis Du endlich etwas findest. In Etosha sahen wir direkt nach der Einfahrt einen Schakal an einem Wasserloch und dann stundenlang absolut nichts.

Tja, und dann kamen wir zu unserer Lodge, wo eine Giraffe und ein Nashorn fotogen am Wasserloch auf uns warteten. Es hätte so einfach sein können.

Eine Giraffe und ein Nashorn stehen nebeneinander an einem Wasserloch im Etosha NP, Namibia.
Giraffe und Nashorn am Wasserloch der Lodge in Namibia.

Starke Temperaturschwankungen

Je nach Land und Jahreszeit musst Du mit großen Temperaturunterschieden rechnen. Tagsüber ist es angenehm warm bis zu heiß, doch sobald die Sonne untergeht, kann es empfindlich kühl werden. Gerade wenn man dann in einem Zelt oder Holzchalet übernachtet, ist Zähneklappern vorprogrammiert. Am Sambesi-Fluss schlotterte ich im Mumienschlafsack trotz mehrerer Lagen Kleidung und Wollsocken.

Morgendliches Frieren im Chobe NP in Botswana.

Körperliche Anstrengung

So verrückt es klingt, wenn man den ganzen Tag nur sitzt: eine Safari kann verdammt anstrengend sein. Während stundenlanger Fahrten in mehr oder weniger gut gefederten Fahrzeugen und auf mehr oder weniger gut befahrbaren Straßen wirst Du ordentlich durchgeschüttelt. Dies ist bekannt als „African massage“, wie Guides gerne leicht boshaft lächelnd mitteilen. Die Luft ist häufig sehr staubig und in stark besuchten Parks auch mit Abgasen belastet, dazu kommen die Temperaturen. Die 14-tägige Traumsafari kann da leicht zur Tortur werden.

Das Essen

Bei Entwicklungshelfern heißt es gerne, in Asien sei das Essen gut und die Musik schrecklich, und in Afrika sei es andersrum. So weit würde ich jetzt nicht gehen, aber allzu hohe kulinarische Erwartungen werden auf Safari tatsächlich leicht enttäuscht.

In den Lodges wird meist „international“ gekocht, es gibt also verkochte Spaghetti, Burger, Sandwiches etc. Bei Safaris, wo der Guide kocht, hängt natürlich alles von dessen Kochkünsten ab. Ich war hier oft positiv überrascht, gerade wenn man sich überlegt, dass meist mit ein oder zwei Töpfen und Pfannen auf dem offenen Feuer gekocht wird. Und es gab auch ein paar echte Highlights – ich erinnere mich noch sehr gerne an die kleinen gefüllten Kürbisse, die direkt im Feuer gegart wurden.

Weniger erfüllend waren die endlosen Sandwiches mit Scheibletten-Käse, die es zur Mittagszeit gab…

Fahr trotzdem!

Klar, die Tiere siehst Du im Zweifel in einer Naturdoku im Fernsehen besser. Wenn also einer der genannten Faktoren für Dich ein Geht-gar-nicht ist, dann überlässt Du die Safaris besser anderen.

Ansonsten – ja, es lohnt sich aus meiner Sicht auf jeden Fall, gewisse Strapazen auf sich zu nehmen. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, wilde Tiere in ihrem Lebensraum zu sehen. Ich kann seit meiner ersten Safari in keinen Zoo mehr gehen. Im Idealfall wirst Du viel mehr Tiere sehen als im Zoo, viel mehr verschiedene Arten, und diese zusammen in offener Wildbahn statt in getrennten Gehegen.

Landschaft mit Baobab im Tarangiere NP, Tansania.
Baobab im Tarangire NP in Tansania.

Zu den Tieren kommen im Idealfall schöne Landschaften und ganz viele andere Eindrücke durch den Kontakt mit ganz fremden Kulturen. Auch die Unterhaltungen mit anderen Reisenden sind bei einer solchen Reise anders als am Hotelpool auf Mallorca. Abends brennt im Zweifel ein Lagerfeuer, der Himmel ist voller Sterne. Und Afrika hat aus meiner Sicht auch die besten Sonnenuntergänge!

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