Von Tallinn nach Riga

Nach langer Überlegung habe ich mich entschieden, auch den Rest meiner kurzen Reise ins Baltikum in Anlehnung an das 12-von-12-Format zu präsentieren. Allerdings ohne mich auf eine bestimmte Anzahl von Bildern festzulegen, das wird einfach zu stressig. Auf Nach Tallinn und Tag 2 in Tallinn folgt also hier Tag 3, an dem ich von Tallinn nach Riga weiterfahre. Dort folgen 2 Tage in Riga.

Am Samstagmorgen ist in der Altstadt von Tallinn erst recht nichts los. Ich nutze die Gelegenheit, um menschenleere Fotos der Katharinengasse zu machen. Gestern standen die ganze Zeit spanische Teenager im Bild.
Frühstück im Reval Café, das schon um 9 Uhr öffnet. Es gibt Quarkpfannkuchen mit Sauerrahm und Kirschen. Das Kind am Nebentisch bekommt ein Eis.

Nach dem Frühstück streiche ich ziellos durch die Altstadt. Ich hätte mal besser einen früheren Bus gebucht. Denn am Samstagmorgen kann man in Tallinn so gut wie nichts machen. Die Geschäfte und Museen öffnen erst um 11 Uhr.

Doch was ist das? Es ist blauer Himmel zu sehen! Reißt die Wolkendecke gar auf? Schnell noch mal zum Aussichtspunkt.

Zu früh gefreut, es lockert nur in die andere Richtung auf. Immerhin posiert eine Möwe für Fotos.
Die Quarkpfannkuchen halten nicht so richtig lange vor, ich muss nochmal nachlegen. Zum Glück gibt es am Rathaus eine typisch estnische Spezialität: Poffertjes. 🤣 Schmecken gar nicht schlecht, allerdings fehlt der Stich Butter.
Nach langem Überlegen mache ich mich doch auf den Weg zu Chocolala. Und bin mehr als positiv überrascht: Hier kostet die heiße Schokolade nur 3 € und schmeckt hervorragend! Eine Praline gibt es kostenlos dazu. Ich wähle „spruce sprouts“, also Fichtensprossen. Sehr lecker.
Die Auslage. Ich musste mich stark beherrschen.
Um weiter die Zeit totzuschlagen, trete ich schließlich noch durch eine Tür, hinter der ich ein Geschäft wähne. Statt dessen stehe ich in diesem Flur und bin erstmal baff. Das Geschäft war dann am Ende des Ganges und (wie fast immer in Tallinn) sehr schön und sehr teuer. Seufz.
Eigentlich habe ich gerade gar keinen Hunger, aber wenn ich jetzt nichts esse, knurrt mir auf der Busfahrt der Magen. Bei Sai! ist es um kurz nach 12 schon gut voll. Mein Plan, das kleinste Sandwich zu nehmen, geht nicht auf. Grilled Cheese braucht am längsten. Also nehme ich Focaccia mit Burrata. Unboxing auf der Parkbank.
Um 14 Uhr geht es los nach Riga. Ich habe tief in die Tasche gegriffen und fahre im Loungebereich mit Einzelplatz. Das kostet 22,40 € für 4,5 Stunden Fahrt.

Gerade war es noch freundlich, jetzt schneit es auf einmal wie wild. Zunächst kriechen wir durch Vororte, bis es auf die Autobahn geht. Wobei, Autobahn ist jetzt übertrieben. Es ist eine Landstraße. Kein Wunder, dass der Bus so lange für 300 km braucht.

Südlich von Tallinn hört der Schnee plötzlich auf. Schönstes Licht auf Birkenwäldern.
Grenzübergang. Willkommen in Lettland.
Wir haben einen erneuten Schneesturm hinter uns, jetzt ist das Wetter wieder schön. Hier gelingt das Foto aus dem Bus mal halbwegs. Aufgrund einer Baustelle fahren wir sehr langsam.

Kurz darauf ist rechter Hand ein wunderbarer Sonnenuntergang über dem Rigaischen Meerbusen zu sehen, mit Schnee am Strand, lichten Wäldern und Wolken. Je näher wir Riga kommen, desto mehr Seen erstrecken sich an der Straße.

Als wir uns schließlich dem Zentrum Rigas nähern, kann ich kaum glauben, wie anders als Tallinn die Stadt wirkt. Die Straßen sind voll, offenbar ist halb Lettland hier unterwegs. Die Gebäude wirken größer, wir fahren an einem riesigen Einkaufszentrum vorbei, dessen Parkplatz voller Autos ist.

Der Busbahnhof von Riga ist durch eine mehrspurige Straße von der Altstadt getrennt. 15 Minuten und einige falsche Abbieger später stehe ich vor meiner Unterkunft, einem unerwartet großen Apartment in der Nähe des Doms.

Schnell noch zum Abendessen …

Ich lande im Ala Pagrabs, einem auch bei Rigaern beliebten Lokal mit Livemusik. Es ist total voll, ich bekomme noch einen Platz an der Bar. In Riga sind offensichtlich mehr Leute unterwegs als in Tallinn.
"Graue Erbsen", lettische Nationalspeise, in der vegetarischen Version.
Und warum bin ich hier? Um das Nationalgericht „grey peas“ zu probieren, also Erbsen. Wird normalerweise mit Speck und Zwiebeln gereicht, hier gibt es eine vegetarische Version mit Käsesauce. Alles wird in einer dicken Scheibe Roggenbrot serviert. Schmeckt ok. Das Rhabarbergetränk war sehr gut.

Halbzeit der Reise! Welche Stadt ist das interessantere Reiseziel?

  • Geschichte: In beiden Ländern ähnlich ereignisreich und häufig auch miteinander verwoben.
  • Architektur: Mittelalter vs. Jugendstil, wer soll da entscheiden??
  • Touridichte: Diese war im Februar eindeutig in Riga höher. Im Sommer ist es in beiden Städten voll.
  • Essen: ähnlich, viel Fleisch. Tallinn trumpft noch mit Marzipan auf, das angeblich/möglicherweise hier erfunden wurde.
  • Getränke: ähnlich, es gibt viel Bier und natürlich einen landestypischen Schnaps, der selbstverständlich der beste der ganzen Welt ist.
  • Schokolade: Hätte ich in Riga ein richtiges Schokoladengeschäft gefunden, hätte ich gerne den Vergleich gemacht … So bleibt mir nur, Tallinn und insbesondere Chocolala zum Sieger zu küren.
  • Markthallen: Eindeutiger Sieger ist Riga!
  • Souvenirs: Die waren eindeutig in Tallinn geschmackvoller und abwechslungsreicher.
  • Museen: Die schienen mir in Tallinn interessanter. Aber so richtig repräsentativ konnte ich das nicht untersuchen.
  • Preise: Beide Städte sind ziemlich teuer, Tallinn ist aber noch teurer.
  • Erreichbarkeit: Nach Riga gibt es mehr und günstigere Flüge als nach Tallinn.
  • Öffentlicher Nahverkehr: In beiden Städten gut, aber die wichtigsten Attraktionen erreicht man auch zu Fuß. In Riga etwas günstiger als in Tallinn.
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Kategorisiert in Baltikum

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