Im Anschluss an meine viertägige Safari in Tansania verbrachte ich noch eine Woche auf Sansibar. Arusha und Sansibar sind dank mehrerer täglicher Flüge bestens miteinander verbunden. Es gibt – Überraschung! – eine ganze Menge Menschen, die Safari und Strand kombinieren.
Aus dem angenehm kühlen Arusha kommend, trifft einen die tropische Hitze auf Sansibar erstmal wie eine Keule ins Gesicht. Und auch sonst ist die überwiegend muslimische Insel ganz anders als das Festland. Seesterne statt Löwen, Badelatschen statt Safarijeeps.
Ich wollte einfach nur ein paar Tage lang meine Ruhe haben. Dafür sei der Norden am besten geeignet, hatte Jenna von Paradies Safaris gesagt, und mir Nungwi als Standort empfohlen. Schlußendlich habe ich mir die sechs Nächte zwischen Jambiani an der Ostküste und Nungwi an der Nordwestspitze aufgeteilt. Zum Glück. Denn Jambiani war wunderbar ruhig, während Nungwi eher ein party place war. Seufz. Ok, auch auf Sansibar war wenig los, es mag also in Jambiani ganz anders aussehen, wenn der Ort voller Touristen ist.
Hier gibt’s noch was speziell zum Thema Quallen & Sansibar.
Jambiani
Am besten hat mir an Jambiani gefallen (abgesehen von der Ruhe), dass sich das Meer bei Ebbe sehr weit zurückzieht – es war die Rede von mehreren Kilometern. Der Strand wird also wahnsinnig breit und schon rein optisch interessant, außerdem gibt es viel zu entdecken: Fischerboote, Muscheln, Seesterne und auch jede Menge Seeigel und Quallen. Letztere sind natürlich der Grund, warum sich die Ostküste für einen Einfach-nur-Badeurlaub vielleicht nicht so unbedingt eignet.
Bei Ebbe ist immer was los: im seichten Wasser werden Algenfarmen gepflegt, Schnecken und Muscheln gesammelt, Boote gewartet, die Kinder spielen und baden, ein paar fliegende Händler halten ihre Waren hoch.
Das Dorf selber wirkte beim geführten Rundgang wie ausgestorben… nur ein paar Kinder kamen begeistert angelaufen angesichts der unerwarteten Abwechselung. In der Dorfschule bekam ich Arbeitshefte gezeigt; in der Krankenstation hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit der diensthabenden Ärztin. Im Vorbeigehen bekam ich eine Kokosnuss geschenkt.
Eigentlich hatte ich auch mal auswärts essen wollen (spread the love and the money), aber ich hatte nicht den Eindruck, dass in der Nähe des Hotels viel zu holen war. Auch der Minimarkt vor dem Hotel hatte nur ein spärliches Angebot. Na gut, das war zu verschmerzen, denn das Essen im Blue Oyster Hotel war, genau wie die Zimmer, super.
Mein Aufenthalt dort bestand im Wesentlichen aus essen, schlafen, lesen, aufs Meer gucken. Ich war segeln mit Captain Zapy, malte mit einem kleinen Masai-Mädchen Bilder im Sand (ihr künstlerisches Talent ist meinem weit überlegen) und unternahm einen ausgedehnten Spaziergang am Strand bei Ebbe. Morgens sprang ich ins badewannenwarme Meer. Sehr, sehr angenehm. Die Zeit ging viel zu schnell rum.
Jozani Forest & Spice Tour
Die Fahrt von Jambiani nach Nungwi ist recht lang, da bietet es sich an, sie mit einem Besuch des Jozani Forest und einer Gewürzplantage zu unterbrechen.
Den Jozani Forest fand ich super. Die Hauptattraktion sind die Sansibar-Stummelaffen (der englische Name Zanzibar red colobus monkey klingt irgendwie netter), die im Wald leben. Im Rahmen einer Führung besucht man den Wald an sich sowie ein Mangrovengebiet. Gemeinsam mit einer englischen Familie wurde ich einem jungen, enthusiastischen Guide zugeteilt, der begeistert bei der Sache war.
Sansibar ist als Gewürzinsel bekannt, also gibt es zahlreiche Gewürzplantagen, die sich auf (zahlende) Besucher freuen. Ich war schon anderswo auf ähnlichen Plantagen gewesen, der Lerneffekt war also nicht soooo groß für mich. Grundsätzlich sind die Besuche gut aufgezogen, aber es geht natürlich auch sehr darum, (teure) Gewürze und sonstige Produkte zu verkaufen. Ich fühlte mich wie auf einer Kaffeefahrt, während mir im Schnelldurchlauf erst verschiedene Seifen und Öle, später Gewürze vorgestellt wurden. Auch standen gleich mehrere Personen bereit, die nicht sonderlich subtil ein Trinkgeld erwarteten. Würde ich also nicht nochmal machen. Wer Gewürze noch nie „in echt“ gesehen hat, wird dem Besuch sicher mehr abgewinnen können als ich.
Nungwi
Wie mir Nungwi gefallen hätte, fragte der Fahrer, als er mich nach Stone Town brachte. Äh, ja, gut, sagte ich höflich, aber … „Aber Jambiani ist besser. Ruhiger“, ergänzte er. Richtig.
Nach der Ruhe von Jambiani war es fast ein Schock, nach Nungwi zu kommen, wo vergleichsweise der Bär steppte. Überall Musik, Restaurants, Flyer für Partys und vor allem beach boys. Am späteren Nachmittag am Strand, wenn man sich dort wieder aufhalten konnte, ohne direkt zu schmelzen, wurde ich im wahrsten Sinne des Wortes alle drei Schritte angequatscht: Hello my friend, jambo, how are you, hakuna matata, souvenir, boat trip, oder was sonst noch im Angebot war.
Immerhin gibt es auf der Westseite Sansibars kaum Seeigel und Quallen, nördlich vom Ort hat man am Strand auch wieder seine Ruhe, die Ausfahrt der Fischerflotte ist sehr schön anzusehen. Der Aufenthalt war auch günstiger, weil die Preise in den local restaurants natürlich niedriger sind als die im Hotel. Mir persönlich war es trotzdem zu viel Party.
Stone Town
Den letzten Tag verbrachte ich in Stone Town mit seiner historischen Altstadt. In den Hauptstraßen war hier natürlich noch mehr los, noch mehr souvenir, boat trip, hello jambo, aber dafür gab es auch viel mehr zu sehen.
Die Altstadt ist kompakt und alleine oder im Rahmen einer Stadtführung schnell „erwandert“. Noch schöner ist es fast, sich einfach durch die Gassen treiben zu lassen und nach den schönen, geschnitzten Haustüren Ausschau zu halten. Abends trifft sich dann die halbe Stadt im Park oder am Strand.
Fazit
Ich hatte viel über Sansibar gehört, das mich hatte zögern lassen, die Insel zu besuchen. Sie ist natürlich auch nicht das tropische Paradies, als das sie auf den ersten (Blog-)Blick erscheint. Das Auswärtige Amt rät zur Vorsicht, im Hotel wurde dringend darauf hingewiesen, alle Zimmertüren abzuschließen, die Hotels hatten bewachte Eingangstore. Die Armut ist hoch, überall liegt Müll.
Für mich war es trotzdem eine gute Woche. Abgesehen von Stone Town habe ich mich hauptsächlich in meiner Hotelbubble aufgehalten – ist eigentlich gar nicht mein Ding, aber ich war müde und brauchte Ruhe. Rückblickend wünsche ich mir nur, ich hätte Nungwi ausgelassen. Fünf Nächte Jambiani, zwei Nächte Stone Town hätten mir besser gefallen.
Logistik
Flüge
Sansibar wird von verschiedenen Airlines angeflogen, darunter Condor (die ich für den Rückflug nutzte), Ethiopian Airlines und mehreren Airlines vom Golf. Da ich zunächst auf Safari war, ging mein Hinflug zum Flughafen Kilimanjaro (JRO).
Von Arusha (es gibt dort noch einen kleinen Flughafen für Inlandsflüge) nach Sansibar flog ich mit Precision Air. Das größte Problem hier war die Bezahlung. Meine Bank lehnte die Kartenzahlung wiederholt ab; schließlich habe ich es irgendwie über PayPal hinbekommen. Der Kundendienst von Precision war sehr freundlich und hilfreich. Der Flug selber war überpünktlich (20 Minuten zu früh).
Sansibar-Aufenthalt und Aktivitäten
Ich habe das gesamte Arrangement gemeinsam mit der Safari über Paradies Safaris gebucht. Transfers und einige Ausflüge waren inklusive (natürlich kann man auch alles vor Ort buchen); die Bootsfahrt, den geführten Strandspaziergang und den Dorfrundgang habe ich im Hotel in Jambiani gebucht. Um den Flug von Arusha nach Sansibar musste ich mich ebenfalls selber kümmern, siehe oben.
Unterkünfte
In Jambiani habe ich im Blue Oyster Hotel übernachtet, in Nungwi in den Babalao Bungalows, in Stone Town im Dhow Palace Hotel. Das waren alles sehr schöne Unterkünfte auf ihre Art.
Das Blue Oyster ist ein sehr schönes und gepflegtes Hotel auf einem großzügigen Grundstück direkt am Meer. Bei Flut braucht man nur etwa 2 Minuten, bis man im Wasser ist. Das Restaurant und die Beach Bar sind sehr gut, wenn auch mit eher europäischen Preisen. Das Personal ist sehr gut ausgebildet und spricht prima Englisch. Die Zimmer sind in kleineren Gebäuden untergebracht. Ich hatte eines im Erdgeschoss mit einer sehr großen Terrasse.
Die Babaloa Bungalows sind eine kleine, ebenerdige Anlage. Sie liegen nicht direkt am Strand; auf dem Weg dorthin kommt man an einem kleinen Souvenirmarkt und Restaurants vorbei. Nungwi war allgemein deutlich lauter als Jambiani, tagsüber war auch Partymusik zu hören.
Das Dhow Palace ist komplett anders – ein „richtiges“ Hotel mit mehreren Etagen in einem Stadtpalast mit Innenhof und Holzbalkonen. Es war deutlich größer und hatte eine ganz andere Atmosphäre.
Schöne Fotos und klasse geschrieben – mir fällt dazu noch Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah ein, der aus Sansibar stammt und darüber auch geschrieben hat, zum Beispiel in „Das verlorene Paradies“.