Als mir meine Studienfreundin N vor viiiiiielen Jahren erzählte, sie sei mit ihren Eltern im Oman gewesen, musste ich erstmal auf der Karte schauen, wo dieses Land denn genau lag. Arabische Halbinsel, Vorderasien. Ich war erstaunt – diese Region passte gar nicht in Ns „Beuteschema“. Ich konnte mir nicht viel mehr vorstellen als Wüste. Sie war total begeistert.
Jahre später flog ich mit Oman Air nach Sri Lanka. Das bedeutete zweimal Umsteigen in Maskat. Angenehmer Flughafen, selbst mitten in der Nacht, nicht so groß und grell wie Dubai. Kann sein, dass das dazu beitrug, dass ich, gerade nach London gezogen, mich für eine Weihnachtsreise in den Oman entschied.
Das war damals (vor über zehn Jahren) eine organisierte Reise in einer kleinen Gruppe, gebucht bei einem englischen Veranstalter. Sie wurde in mancherlei Hinsicht ganz anders als erwartet. Aber ich kam genauso begeistert wie N zurück.
Warum der Titel? Weil man im Oman andauernd Kaffee und Datteln angeboten bekommt. Kein Wunder, dass wir nach der Reise eine WhatsApp-Gruppe hatten, die Coffee & Dates hieß.
Maskat
In Maskat angekommen, stellte sich heraus, dass unsere Gruppe fast nur aus Alleinreisenden bestand. Schnell freundete ich mich mit Lindsey und Chantal an. Unser Reiseleiter Sunil war zu unserem Erstaunen kein Omani, sondern Inder. Das sollte noch problematisch werden.
Nach dem Checkin im Hotel unternahmen wir mit dem Bus ein erstes Sightseeing in Maskat. Die Stadt ist sehr angenehm und entspannt. So richtig viele Sehenswürdigkeiten gibt es aber nicht.




Am nächsten Morgen fuhren statt eines Busses Geländewagen vor. Vier Personen pro Auto, rief Sunil, im ersten aber nur drei. Denn im ersten fuhr er mit. Das wussten Lindsey, Chantal und ich aber nicht, als wir direkt zum ersten Auto stürzten. Unter unseren Mitreisenden hatten wir bereits einige Personen ausgemacht, mit denen wir nicht unbedingt mehrere Tage auf engstem Raum verbringen wollten. 😬
Spätestens an dieser Stelle lief die Reise aus Sunils Sicht aus dem Ruder. Er hatte sich das so gedacht, dass er auf dem Beifahrersitz sitzen und uns nach Belieben an seinem Wissen teilhaben lassen würde. Wir waren hingegen der Meinung, dass wir, die wir für die Reise bezahlt hatten, bestimmt nicht dem Reiseleiter den besten Platz überlassen würden. Und so musste Sunil, als er vorne einsteigen wollte, feststellen, dass der Platz bereits belegt war. Denn dort saß ich und unterhielt mich mit Salah, unserem Fahrer und Konvoyführer.
(Der erfahrenste Fahrer führt den Konvoy an. Der zweiterfahrenste fährt als Letzter. Dazwischen kommen die weniger erfahrenen Fahrer. So fällt keiner zurück, wenn gerade in der Wüste etwas passieren sollte.)
Das waren jetzt schon zwei Probleme. Denn wie sich herausstellen sollte, konnten Sunil und Salah sich nicht ausstehen. Und Sunil hatte ein Riesenproblem damit, dass wir unsere Fragen zum Alltagsleben im Oman lieber von Salah (der immerhin Omani war) beantworten ließen. Wir eröffneten das Gespräch mal direkt persönlich: „Salah, wie alt bist du? Bist du verheiratet? Warum nicht? Was macht man denn hier, wenn man heiraten will, wie findet man eine Frau?“
Salah antwortete bereitwillig. Die anderen drei Fahrer, allesamt total lieb und nett, waren hingegen zu schüchtern, um sich mit „ihren“ Touris zu unterhalten. Und so wurden unsere Mitreisenden in den anderen Autos im Verlauf der Reise zunehmend eifersüchtig. Sie vermuteten, Sunil würde den ganzen Tag exklusives Hintergrundwissen zum Oman mit uns teilen, während sie nichts erführen.
Derweil saß Sunil ebenso eifersüchtig auf dem Rücksitz und schwieg, während wir Salah von drei Seiten mit Fragen löcherten … Denn leider war Sunils Landeskenntnis nur oberflächlich. Woher sollte er als Ausländer auch wissen, wie ein omanischer Haushalt so organisiert ist?
Bevor uns das alles klar wurde, besichtigten wir erstmal die Große Moschee.




Wadi & Strand
Danach fuhren wir nach Süden. Ich habe keine wirkliche Erinnerung mehr daran, wo wir gehalten haben. Möglicherweise ist das hier Wadi Tiwi:




Und kurz darauf waren wir auch schon am Strand. Hier wurde übernachtet, denn ich hatte mich auf eine Tour mit drei Nächten im Zelt eingelassen.
Ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat. Denn eigentlich hasse ich Campen. Noch dazu wildes Campen mitten zwischen den Dünen, wo man zum Duschen am besten ins Meer springt. Zum Glück waren die Temperaturen tagsüber und nachts richtig angenehm. Und die Umgebung war total interessant.


Am Strand gab es jedenfalls viel zu entdecken, abends wurde ein Lagerfeuer entzündet und ein wunderbares Essen serviert (der Koch fuhr in einem eigenen Pickup mit).


Sur
Am nächsten Tag fuhren wir weiter die Küste entlang. In Sur werden dhows gebaut, also die traditionellen Holzboote. Wir besichtigten die Werften und liefen im Ort umher.







Der zweite Strand
Von Sur aus war es nicht mehr weit bis zu unserem zweiten Campingort. Doch bevor wir ankamen, gab es einen kleinen Notfall. Denn kaum waren wir von der Straße abgefahren, steckte eines der Fahrzeuge fest.

Und so erfuhren wir, dass Salah, der das Auto innerhalb von ein paar Minuten wieder „ans Laufen brachte „freigefahren“ hatte, als einer der besten Offroadfahrer im Oman bekannt ist: „Wenn der dich nicht aus dem Sand rauskriegt, schaffst du es gar nicht.“ Wir waren also in besten Händen.

Während die Zelte aufgebaut wurden, kletterten wir keuchend die Düne hinauf und machten zahllose Fotos.



Spätestens hier zeigten sich die Probleme mit Sunil. Wir wollten alle was sehen und erleben, er hatte uns am liebsten im Auto. Wenn er uns aussteigen lassen musste, war ihm sichtlich unwohl. „Ich gebe euch fünf Minuten“, ermahnte er uns bei jedem Halt, egal wo und weshalb – bald war „five minutes!“ ein Running Gag bei uns. Das Programm für den nächsten Tag hatte er meist in zwei Sätzen abgehandelt, denn: „Morgen erzähle ich euch mehr.“ Tat er dann aber nur selten.
Und er lehnte Salahs Angebot, uns alle seine Campingdusche nutzen zu lassen, ab. Einfach nur, weil er ihn nicht leiden konnte. Das erfuhren wir allerdings erst später, und daher …



Wahiba Sands
Weil man nie genug Sand haben kann, fuhren wir in die Wüste. Unser nächstes großes Ziel war die Wüstenstadt Nizwa, aber bis dahin erwartete uns eine weitere Übernachtung im Zelt.
Wahiba Sands nennt man die große Wüste von rund 12.500 km². Hier leben eigentlich nur Beduinen. Straßen gibt es nicht, nur Fahrtkorridore. Ich fand es dort wunderschön.







Unterwegs hielten wir noch bei einer Beduinenfamilie zum Kaffee (natürlich mit Datteln). Meine Güte, waren das hübsche Kinder.
Und schließlich rollten wir in Nizwa ein.
Nizwa & Umgebung
Nizwa war definitiv ein großes Highlight auf dieser Reise mit vielen Highlights. Zunächst bekam Sunil beinahe einen Nervenzusammenbruch, denn die gesamte Gruppe forderte einen Besuch im Supermarkt. Als dann noch ein anderer Reiseteilnehmer leicht spöttisch fragte, ob wir jetzt wieder fünf Minuten bekämen, war der Ofen fast ganz aus. Wir bekamen 20 Minuten.
In Nizwa hatten wir wieder ein „richtiges“ Zimmer statt eines Zelts. Alle rannten direkt unter die Dusche, um drei Tage Sand und Staub abzuwaschen.

Nach einem weiteren dramatischen Sonnenuntergang landeten wir noch in einem anderem Hotel, in dem auch Alkohol ausgeschenkt wurde. Es wurde ein sehr lustiger Abend. Außer uns waren nur Omanis da, auf jedem Tisch standen mehrere Bierdosen. Und nachher stiegen alle in ihre Autos und fuhren nach Hause. 😵💫
Am nächsten Morgen ging es dann (nüchtern) ins Zentrum.

Der Tag unseres Aufenthalts in Nizwa war bewusst gewählt, denn immer freitags ist dort Viehmarkt. Ein echtes Spektakel – natürlich waren hauptsächlich Männer unterwegs, alle traditionell gekleidet in strahlend weißer Dishdasha und individuell bestickter Kumma.



Wenn ich mich richtig erinnere, läuft der Markt so: In der Menschenmenge bildet sich eine kreisrunde Bahn. Der Verkäufer führt sein Tier im Kreis und ruft seinen Preis. Potentielle Käufer können bieten. Wenn das Tier dreimal im Kreis geführt wurde, ohne dass ein neuer Preis geboten wurde, gilt der Kauf.



Gekauft haben wir nichts, aber begeistert waren wir auf jeden Fall. Danach waren wir noch auf dem Markt für alles andere als Vieh. Salah half uns beim Shoppen.

Und warum ist jemand wie Salah kein Guide? Weil er, wie uns der Reiseveranstalter später mitteilte, kein Interesse gehabt hatte, die Ausbildung zu durchlaufen. Und weil er auch nicht gut genug Englisch sprach, um den Bericht anzufertigen. Sehr schade, denn er war ein hervorragender Gastgeber. Beim Abschied sagte er, er hätte uns gerne noch zu sich nach Hause eingeladen (alles ganz proper, er lebte noch bei seinen Eltern, weil unverheiratet), müsse aber am nächsten Tag früh für einen Landausflug raus, wo er einen Konvoy von, äh, 50 oder so Geländewagen anführte.
(Wenn Du mal im Rahmen einer Kreuzfahrt nach Maskat kommst, mach bitte nicht den Fehler, den Wüstenausflug zu buchen. Du fährst drei Stunden lang durch die Wüste, trinkst bei den Beduinen einen Kaffee – natürlich mit Datteln – und fährst dann wieder drei Stunden lang durch die Wüste zurück. Mach Dir lieber einen entspannten Tag in Maskat.)
Letzter Stopp in Nizwa war das Fort aus dem 17. Jahrhundert.






Und schon hieß es wieder weiterfahren. Weit kamen wir aber nicht, denn am Straßenrand wurden Teppiche verkauft. Unten im Tal lebten ein paar Familien, die diese Teppiche aus den Haaren ihrer Ziegen von Hand herstellten.

Wollt ihr was kaufen, fragte Salah, ich kriege einen guten Preis für euch, und stieg direkt in die Verhandlungen („Discount!“) ein. Es wurde eine schwierige Entscheidung. Das war das einzige Mal, dass ich mit einem Teppich aus dem Urlaub zurückgekommen bin (der vierte von rechts auf dem Foto oben 😁).
Next stop, ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, das ist der Aussichtspunkt an Omans höchstem Berg, dem Jebel Shams.


Und dann waren wir noch im Dorf Bait Al Safah.





Zurück nach Maskat
Acht Tage lang waren wir unterwegs, und das war ganz klar viel zu wenig Zeit. Was man da alles noch hätte ansehen können!! Auf dem Rückweg nach Maskat hielten wir nur noch für ein paar weitere Ausblicke …


Unser letzter großer Programmpunkt war eine Bootsfahrt mit Übernachtung. Unsere dhow wartete schon auf uns und enttäuschte nicht … solange man sich früh genug einen ordentlichen Schlafplatz gesichert hatte. Kabinen gab es nämlich nicht.



Im Meer fluoreszierte es, über uns leuchteten die Sterne. So hatte ich wenigstens was davon, dass ich kaum ein Auge zubekam.

Morgens gingen wir wieder an Land und hatten dann noch den ganzen Tag Zeit, uns in Maskat zu verlustieren. Ich weiß gar nicht mehr, was wir gemacht haben, aber das war mein letztes Bild:

Fazit
Prädikat absolut lohnenswert. Ich würde sofort wieder hinfahren. Oman ist ein tolles und abwechslungsreiches Land mit vergleichweise wenig Tourismus. „Magisch“, fand ein Bekannter von mir, der mehrere Jahre lang in Dubai gelebt hat. Im Dezember waren die Temperaturen sehr angenehm – es war weder zu heiß noch zu kalt, auch nachts im Zelt nicht. Ich habe mich absolut sicher gefühlt und hatte nie auch nur den vagen Eindruck, angestarrt zu werden. Die Omanis sind sehr zurückhaltend.
Das Essen war für mich als Vegetarierin etwas eintönig. Ich habe noch nie so viel Linsen mit Reis gegessen. Das lag aber auch daran, dass Sunil uns in den Restaurants immer nur Dal mit Reis, Rind mit Reis, Huhn mit Reis als Optionen nannte. Lindsey und Chantal waren irgendwann so entnervt, dass sie auf einen Teller am Nebentisch zeigten und sagten, sie wollten genau dieses Gericht auch haben.
Unser Reiseplan sah keine größeren körperlichen Aktivitäten vor, aber es gibt reichlich Wandermöglichkeiten und auch Wanderreisen im Oman. Das ist sicherlich sehr lohnenswert, wenn man sich für Wüsten und Felsen interessiert.