Den Süden und Osten Albertas haben viele Besucher gar nicht auf dem Schirm. Verständlich, da die Rockies, insbesondere die Gegend um Banff/ Lake Louise und Jasper, viel präsenter in unserer Wahrnehmung sind. Und auch schade, denn die Gegend hat viel zu bieten. Schon rein optisch ist die Landschaft aus Prairie und Badlands ganz eigen. Neben dem in Alberta fast omnipräsenten Öl und der Landwirtschaft sind auch indigene Kulturen und Prähistorisches gut vertreten.
Writing-on-Stone Provincial Park
Den Writing-on-Stone Provincial Park habe ich nur zufällig auf Google Maps gefunden, als ich meine Route im südlichen Alberta plante. Er liegt gute 200 km östlich vom Waterton Lakes NP und ist bekannt für seine Petroglyphen, die die Blackfoot dort über Jahrhunderte hinterlassen haben. Das ist jetzt natürlich eher Spezialinteresse und nicht für jedermann gleichermaßen aufregend. Ich fand es sehr lohnend, dorthin zu fahren, aber ob ich die Anfahrt (etwa vier Stunden von Calgary) auf mich genommen hätte, wenn ich nicht ohnehin „in der Gegend“ gewesen wäre, sei dahingestellt.
Was vielleicht nicht jedem ganz klar ist: man befindet sich hier auf für die Blackfoot heiligem Land, das diese auch nach wie vor nutzen. Er zählt seit 2019 auch zum UNESCO-Weltkulturerbe. Am Milk River entlang gibt es einen beschilderten Pfad, den man auf eigene Faust erläuft und auf dem man neben Felsritzungen auch die bizarren Felsformationen, die Hoodoos, bewundern kann. Die Felsritzungen waren dort leider nicht gut zu erkennen, weil sie recht hoch im Fels sind und es einen Zaun gibt, der Vandalismus verhindern soll. Das klappt leider nur bedingt. Zäune sind ja bekanntlich für viele Menschen lediglich eine Aufforderung zum Übersteigen, seufz.
Ich hatte zudem einen Platz bei einer geführten Wanderung bekommen. Hier ist man, natürlich mit einem Guide, in einem Gebiet unterwegs, das normalerweise aufgrund archäologischer Untersuchungen für Besucher gesperrt ist. Je nach Dauer der Tour sieht man drei oder fünf Stätten mit Ritzungen, an die man auch nah herankommt. Sehr empfehlenswert! Unser Guide, selber Archäologe, war enthusiastisch bei der Sache und erklärte detailliert.
Ich wäre gerne noch länger geblieben, um die Landschaft auf mich wirken zu lassen, musste aber noch mal gute zwei Stunden nach Norden fahren bis nach Brooks, denn am nächsten Tag wollte ich in den…
Dinosaur Provincial Park
Als mir mein damaliger Chef erzählte, es gebe in Alberta jede Menge Dinosaurierfunde, dachte ich zunächst, er wolle mich veräppeln. Aber tatsächlich ist die Provinz ein Hotspot für Fossilien. Die Gründe dafür erklärt das Royal Tyrrell Museum in einem YouTube-Video. Schwer vorstellbar, dass es in Alberta mal tropisch-feucht gewesen sein soll…
Der Dinosaur Provincial Park liegt mitten in den Badlands und ist daher schon rein landschaftlich sehr interessant. Theoretisch kann man jederzeit selber Fossilien finden, da das Gestein erodiert und regelmäßig neue Funde freigibt. Man kann hier auf eigene Faust einen Rundweg fahren oder an einer der Aktivitäten teilnehmen – sogar selber an einer Ausgrabung teilnehmen. Ich hatte einen „Bonebed Hike“ gebucht, also eine geführte Wanderung in ein Knochenbett, wo sich bei Grabungen viele verschiedene Skelette gefunden hatten. Schockierenderweise fanden wir nichts.
Zurück in Brooks gönnte ich mir etwas Kultur: ich besichtigte die örtliche Walmart-Filiale…
Dinos in Drumheller
Abermals etwa zwei Stunden von Brooks entfernt liegt Drumheller. Die Hauptattraktion hier ist das Royal Tyrrell Museum, in dem sich alles um Dinosaurier dreht. Wenig überraschend ist es voller schreiender Kinder. Die Erwachsenen sind in der Regel auch nicht weniger aufgeregt. Ich persönlich interessiere mich nicht übermäßig für Dinosaurier – Jurassic Park habe ich nie gesehen -, war aber sehr beeindruckt vom Museum. Zwei, drei Stunden gehen hier im Handumdrehen vorbei.
Die sonstigen Sehenswürdigkeiten in und um Drumheller sind schnell aufgezählt. Am Highway 9, südwestlich der Stadt, kann man in den Badlands des Horseshoe Canyon wandern. Vom Museum aus kann man in nordwestlicher Richtung am Fluss entlangfahren und die Badlands ansehen, mit der Bleriot Autofähre übersetzen und zurück nach Drumheller fahren; zudem kann man in südöstlicher Richtung auf dem Highway 56 zum Hoodoos Trail fahren. Dort ist es gerade am späten Nachmittag sehr schön, auch wenn der „Trail“ nur etwa 100 Meter lang ist.
24 Stunden später war ich nach Calgary gefahren, hatte das Auto zurückgegeben und saß im Flugzeug nach Deutschland…
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