Auf das außerplanmäßige 13 von 13 – Nach Tallinn folgt heute ein 14 von 14. Es ist mein zweiter Tag in Estland.
Heute ist Tallinn kalt. Das habe ich halt davon, im Februar hierherzukommen. Aber dafür habe ich ja lange Unterwäsche eingepackt. Gestern war ich hauptsächlich in der Unterstadt unterwegs, heute gehe ich in die Oberstadt.
Frühstück in der Pulla Bakery. Ich habe deutlich länger geschlafen als erwartet und bin noch vollgefressen von gestern. Da reicht eine Kleinigkeit. Bei Pulla gibt es Zimt-, Kardamon- und Mandelschnecken, außerdem Focaccia. Und diese Teile mit Sahne, vastlakukkel heißen die. Dazu kommen wir später noch.
Vom Frühstück geht es direkt zur Stadtführung mit Gleb. Wir fangen in der Unterstadt an mit Händlerhäusern aus dem Mittelalter …
Im Erdgeschoss wurden Geschäfte gemacht, im ersten Stock wurde gewohnt, im zweiten wurden die Waren eingelagert. Die Häuser sind heutzutage übrigens gar nicht begehrt. Alle stehen unter Denkmalschutz. Wenn der Vorbesitzer also keine Zentralheizung und Wasserleitungen eingebaut hat, gibt es die jetzt auch nicht mehr. Und durch die dicken Wände dringt kein Handysignal. Schlecht im am stärksten digitalisierten Staat in der EU.
… bevor wir in die Oberstadt aufsteigen. Diese war früher dem Adel vorbehalten. Das gemeine Volk lebte am Fuße des Berges. Das verlief wohl nicht ganz spannungsfrei. Gleb erzählt einige Geschichten von Misshandlungen der einen Seite und entsprechender Rache der anderen.
Da sind wir wieder an der Kathedrale. Heute sehe ich sie von innen. Hier wärmen wir uns einige Minuten lang auf und lauschen einem Chor.
Gleb erzählt zur Aufmunterung, dass es letztes Jahr um diese Zeit mal -23 Grad kalt gewesen sei. 🥶 An dem Tag hatte er Gäste aus Island, denen das nichts ausmachte.
Gestern habe ich den Aussichtspunkt verpasst, heute merke ich, wie nah ich eigentlich dran war … Von der Kathedrale wären es nur weniger Meter in die andere Richtung gewesen. Naja, egal, es gab ja eh keinen nennenswerten Sonnenuntergang.
Am Ende der Tour steuere ich den Balti Jaama Turg, den Fressmarkt am Bahnhof, an. Hier kann man Lebensmittel kaufen (z. B. große Mengen Honig) und auch essen. Die Auswahl ist etwas uninspirierend. Es gibt mal wieder jede Menge Burger.
Mein Interesse gilt natürlich der Schokolade. Bei Anneli Viik gibt es sie zum Trinken (6 €, meine Güte, aber deutlich besser als die gestern bei einem anderen Chocolatier, die einfach nur enttäuschend war) und dazu diese hübschen und sehr schmackhaften Trüffel. Der mit den Blaubeeren war besonders fein.
Hinter dem Markt ist eine Wohngegend. Hier stehen noch jede Menge traditionelle Holzhäuser. Sie machen einen bewohnten Eindruck. Das war gestern gegenüber vom Restaurant Moon leider nicht der Fall, das Haus schien langsam zu verfallen.
Einige Gehminuten weiter ist das Kreativzentrum Telliskivi. Ein paar der Läden sind geöffnet. Die Filzschlappen sind so günstig, dass ich Zweifel habe, ob die wirklich aus Wolle sind. Ansonsten gibt es diverse schöne Sachen, z. B. bei Kelpman Textiles, aber erneut atemberaubend teuer. Also mache ich Selfies mit Kunst.
Schließlich halte ich die Kälte nicht mehr aus und flüchte ins Estonian Museum of Applied Art and Design. Hier gefällt es mir sehr gut. Das Museum ist (natürlich) in einem mittelalterlichen Gebäude untergebracht und präsentiert verschiedene Formen von Kunstgewerbe. Dies hier ist eine Installation zum estonischen Wald.
Auf dem Weg zurück zur Villa Hortensia komme ich endlich durch die Katharinengasse mit den Bögen. Auch hier haben sich verschiedene Kunsthandwerker angesiedelt. Leider wieder alles sauteuer.
War ich im Endeffekt in 48 Stunden in allen Kunsthandwerksläden in Tallinn? Nicht ganz, aber ich habe mir redlich Mühe gegeben.
Frühes Abendessen. Bei Nikolay Bar-buffeé gibt es pies (hier mit Waldpilzen und Zwiebeln) sowie vastlakukkel. Im Grunde sind das estnische Faschingskrapfen, traditionell mit Sahne gefüllt. Bei mir sind noch Kirschen dabei. Lecker.
Seit heute bis Fasching läuft zum ersten Mal das Tallinn Bun Fest, das diese Krapfen noch mehr fördern soll. Was man sich halt so ausdenkt als Tourismusbeauftragter. 😉 Außer in der Touristeninformation sehe ich allerdings in der ganzen Stadt keine weitere Information zum Fest. Auch die teilnehmenden Cafés sind sehr zurückhaltend.
Gesättigt mache ich mich auf den Weg in die Oper. Es gibt ein gemischtes Programm mit Ballett und Oper. Echt schön! Die Garderobennummern sind leider nicht wirklich alt, sondern haben auf der Rückseite die Werbung einer Großbank.
Auf dem Rückweg zum Hotel mache ich noch einen kleinen Schwenker durch die wirklich schön beleuchtete Altstadt, bevor meine Knochen mich ins Warme treiben.
Morgen soll es noch kälter werden – für mein Ziel Riga werden bis zu -12 Grad vorausgesagt.
Das reicht dann jetzt an Tagesrückblicken für diese Reise. 😉
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