Usbekistan V: Buchara

Buchara ist eine der sagenumwobenen Städte an der alten Seidenstraße. Hier ist gefühlt jedes zweite Gebäude eine Madrasa – heute als Museum für Besucher zugänglich und voller Souvenirhändler. Gucken, fotografieren und shoppen sind sowieso die drei Hauptaktivitäten, denen man sich widmen kann – neben dem Vertilgen großer Menge Plov und Schaschlik. Erstes Learning: Schaschlik kommt aus dem Tadschikischen, und „schasch“ bedeutet sechs. Es kommen also sechs Stücke Fleisch an den Spieß.

Ich kam von Chiwa aus mit dem Taxi. Eigentlich wollte ich gerne mit dem Zug fahren, aber das wäre damals eine ewige Odyssee gewesen. Und als ich im Meros B&B in Chiwa Chris kennenlernte, der das gleiche Ziel hatte, war schnell klar, dass wir uns die Fahrtkosten teilen. Die waren bei Islambek Travel sowieso ziemlich günstig.

Während die Fahrt von Nukus nach Chiwa sehr entspannt gewesen war, fuhr unser Fahrer leider, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. So vergingen die 430 km quasi wie im Flug. 😬

Teepause: Chris kauft Somsa.

In Buchara angekommen, trennten sich unsere Wege. Tatsächlich sind Chris und ich uns dann auch nicht mehr begegnet, obwohl der touristische Bereich der Stadt eigentlich auch ziemlich kompakt ist.

Schnell im Hotel eingecheckt und ab ins Abenteuer!

I’m walking – unterwegs in Buchara

Ich war drei Nächte lang in Buchara, wenn ich mich richtig erinnere. Am ersten Tag kam ich nachmittags an und marschierte gleich los in die historische Altstadt. Diese wurde natürlich, genau wie Chiwa, ziemlich intensiv renoviert und wirkte manchmal wie ein Freizeitpark auf mich.

Für den nächsten Tag hatte ich eine private Stadtführung gebucht. Diese ging dann wirklich so ziemlich den ganzen Tag. In Usbekistan kriegt man richtig Leistung für sein Geld – bis man selbst nicht mehr kann. Nach unzähligen Madrasen schwirrte mir so der Kopf, dass ich kaum noch geradeaus schauen konnte. Sie könne mir da noch ein paar weitere Madrasen zeigen, bot meine Führerin an, wir müssten nur mit dem Taxi hinfahren. Um Gottes Willen, bloß nicht! Lieber auf den Markt.

Abgesehen von ihrem überbordenden Enthusiasmus (und Wissen – sie kannte sich echt gut aus) war sie supernett, top organisiert und sprach extrem gut Deutsch. Unterwegs trafen wir auf ihre Mutter, die ebenfalls Reiseleiterin war und gerade eine Reisegruppe betreute. Und sie empfahl mir ein Restaurant, in dem es wirklich guten Plov gab.

Den letzten Tag verbrachte ich damit, mich nochmal in Ruhe umzusehen, Fotos zu machen und zu shoppen. Naja, ich versuchte es zumindest, denn Einkaufen in Buchara ist ein teures Vergnügen. Dazu unten mehr.

Abendstimmung am Poi Kalon.

Was gibt es zu sehen?

Gebäudekomplex Labi Hovuz

Dieses Gebäudeensemble liegt an einem zentralen Platz in der Altstadt. Gerade abends versammeln sich hier auch viele Familien in den Restaurants, die um ein künstlich angelegtes Bassin liegen. Stichwort Schaschlik. Davon gibt es hier reichlich.

Hier findest Du die Nodir-Devonbegi-Madrasa aus dem Jahr 1623. Der Pischtak ist sehr auffällig mit seiner Simorgh-Darstellung. Auch ansonsten ist die Madrasa sehr schön verziert.

Direkt davor steht die Statue von Khoja Nasreddin.

Gegenüber der Madrasa steht die Nodir-Devonbegi-Khanaqa, nördlich die Kokaldosh-Madrasa.

Poi Kalon

Schon wieder ein Gebäudeensemble, und was für eines! Hier stehen sich die Mir-Arab-Madrasa und die Kalon-Moschee gegenüber.

Wieso ich den Platz nicht mit dem Minarett ⬇️ zusammen fotografiert habe, wird mir auf immer ein Rätsel bleiben.

Mir-Arab-Madrasa

Die Mir-Arab-Madrasa aus dem Jahr 1536

Kalon-Moschee

Die zweitgrößte Moschee Zentralasiens, fertiggestellt im Jahr 1512! Im Innenhof lässt es sich gut ausruhen und den Touristen und Einheimischen zusehen.

Die Pfeilergalerien haben mich total überrascht und erinnerten an Kreuzgänge.

Kalon-Minarett

Das Minarett aus dem Jahr 1127 kann man unmöglich übersehen. Ich war mal wieder total begeistert von der Musterung, die durch die Anordnung der Ziegel zustande kommt.

Hinter dem Minarett ist es deutlich ruhiger – super für eine Pause.
Die Abendbeleuchtung klappt in Usbekistan irgendwie immer.

Weitere Madrasen in Buchara

… ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 😉

Da ist zum Beispiel die Ulug’bek Madrasa

… oder auf der anderen Straßenseite die Abdulaziz-Khan-Madrasa.

Westlich vom Zentrum steht die Abdullah-Khan-Madrasa aus dem Jahr 1590. Ihr „Gegenspieler“ ist die etwas ältere Modari-Khan-Madrasa.

Abdullah-Khan-Madrasa.
Fliesendetail.

Synagoge von Buchara

Mit einer Synagoge hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Aber Buchara hatte mal eine recht große jüdische Bevölkerung. Seit dem Zerfall der Sowjetunion sind die meisten von ihnen in die USA oder nach Israel ausgewandert.

Aber halt nicht alle. Ich spazierte abends durch die Gassen und sah eine Gruppe Frauen, die vor einem Haus saßen und sich unterhielten. „As salam aleikum“, rief ich freundlich lächelnd.

Langer Blick. Dann: „Shalom.“

Ups.

Jedenfalls gibt es noch genügend Juden für eine Synagoge. Diese darf besucht werden. Ich war ganz verblüfft, dass meine Stadtführerin, natürlich Muslima, direkt hineinmarschierte, aber sie versicherte mir, das sei in Buchara kein Thema, hier verstehe man sich gut.

Torah in der Synagoge von Buchara.

Die Ark-Zitadelle

Bucharas Zitadelle stammt aus dem 5. Jahrhundert und fungiert heute hauptsächlich als Fotomotiv. Innerhalb der Mauern und gibt es ein kleines Museum und einige Räume zu besichtigen.

Außenmauern der Zitadelle Ark in Buchara.

Bolo-Hauz-Moschee

Definitiv eine der schönsten Moscheen in Buchara, in der auch heute noch gebetet wird. Ich war wieder ganz hingerissen von den Holzsäulen und den toll bemalten Decken.

Außenansicht der Bolo-Hauz Moschee in Buchara.
Detailansicht der Holzpfeiler der Bolo-Hauz Moschee in Buchara.
Blick an die Außendecke der Bolo-Hauz Moschee in Buchara.
Deckenverzierung, Bolo-Hauz Moschee in Buchara.

Samaniden-Mausoleum

Dieses Mausoleum steht in einem Park westlich der Zitadelle. Es sieht nicht nach viel aus, ist aber ziemlich bedeutend, wie der Wikipedia-Eintrag verrät: „Das Mausoleum ist das älteste erhaltene Zeugnis islamischer Architektur in Zentralasien und auch das einzige Baudenkmal der Samaniden-Dynastie, welches erhalten geblieben ist. Es ist insofern kulturgeschichtlich bedeutend, als die islamische Weltanschauung die architektonische Verzierung von Gräbern verbietet.“

Samaniden-Mausoleum, gespiegelt im Wasser eines Bassins, Buchara.

Sitorai Mokhi-Khosa Palast (Sommerpalast)

„Ort, an dem sich Mond und Sterne begegnen“, das ist doch ein schöner Name für einen Wohnsitz.

Kunstmuseum Buchara

Eher zufällig stieß ich auf dieses kleine Museum. Der Eintritt kostete nur etwa 50 Cent. Die Damen, die im Eingangsbereich saßen und handarbeiteten, guckten völlig entgeistert, dass da plötzlich eine Touristin stand und tatsächlich eine Karte haben wollte. Eine musste mich dann auch durch das Museum begleiten und in den Ausstellungsräumen das Licht an- und ausschalten.

Der Zustand des Hauses und auch vieler Bilder war natürlich desolat …

Gerahmte Bilder stehen auf dem Boden des Kunstmuseums von Buchara.

… aber die Ausstellung war wirklich ganz schön. Keine Kunst von Weltklasse, aber ein schöner Einblick in die usbekische Malerei.

Bucharas Basargebäude

Es gab in Buchara mehrere spezialisierte Basare. Die Gebäude, erkennbar an ihren Kuppeln, sind heute von Souvenirhändlern bewohnt.

Außenansicht des Basargebäudes Toqi Telpak Furushon, Buchara.
Toqi Telpak Furushon – der Kuppelbasar der Mützenverkäufer.
Verkaufsstand für Musikinstrumente, Buchara.
Musikinstruments, Pelzmützen, Teppiche – hier bleiben kaum Wünsche offen.

Selbstverständlich kann man auch außerhalb der Basare quasi alles kaufen, was das Herz begehrt. Und damit kommen wir auch schon zum nächsten Thema …

Kunsthandwerk & Shopping in Buchara

Buchara eignet sich hervorragend für Einkäufe von Kunsthandwerk. Vieles wird vor Ort hergestellt und ist sehr hochwertig. Häufig kann man den Künstlern bei der Arbeit zusehen.

Die Preise sind mitunter allerdings gesalzen und an die Kaufkraft der internationalen Gäste angepasst. In der Regel werden sie in US-Dollar genannt. Das kann zu Verwirrungen führen: Eine Touristin war ganz entzückt, ein handgeschmiedetes Messer zum Spottpreis von 120.000 Som (so um die 10 €) zu erstehen, wie sie glaubte. Sie staunte nicht schlecht, als ihr mitgeteilt wurde, gemeint seien 120 Dollar.

Glöckchen & Schlösser

Vorhängeschlösser in Tierform scheinen auch sehr beliebt zu sein.

Messer & Scheren

Wie erwähnt, gibt es in Buchara eine oder zwei Meisterwerkstätten, in denen Messer hergestellt werden.

Sehr bekannt und beliebt sind auch handgefertigte Scheren in Vogelform.

Suzanis

Besonders schön sind die handgestickten Suzanis. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich da hineingekommen bin, aber jedenfalls landete ich in einer Werkstatt für Suzanis und bekam mit einer Reisegruppe zusammen eine Führung (en français) und Demonstration.

Mit der Maschine gearbeitet (hier im Basar) sind sie etwas günstiger.

Was es sonst noch gibt

Ein echtes Highlight war der Besuch in einer Werkstatt für Handpuppen, die meine Führerin ansteuerte.

In Buchara gibt es mehrere Meister, die Miniaturen malen. Sehr hübsch und ganz schön teuer.

Usbekistan ist bekannt für seine Ikat-Stoffe. Tücher, Schals, Klamotten – alles ist für mehr oder weniger Geld in unterschiedlichen Materialien und Qualitäten zu haben.

Ikatweberei auf dem Basar.
Mit diesen Stempeln erhalten die Brote ⬇️ ihre Muster.
Bücherverkauf.
Etwas buntere Versionen der Kopfbedeckung, die fast alle Männer in Usbekistan tragen.

Klamotten gibt es natürlich auch quasi überall.

Auf dem Markt

Meine Führerin schien etwas überrascht, dass ich auf den Markt gehen wollte. Schließlich gab es noch mindestens zehn Madrasen, die sie mir hätte zeigen können! Aber dann half sie mir gerne, gesalzene Aprikosenkerne und diverse andere Leckereien zu kaufen. Und ich erfuhr, dass die großen Seifenstücke, die überall angeboten wurden, aus Baumwollsaat hergestellt und zum Wäschewaschen genutzt werden.

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10 Kommentare

  1. Liebe Julia,
    So ein interessanter Reisebericht! Und gute Tipps fürs Reisen auf eigene Faust in Usbekistan. Da werden schöne Erinnerungen an meine Usbekistan-Reise vor etwa 10 Jahren wach. Auch ich war damals beeindruckt vom Wissen und den guten Deutschkenntnissen unserer Guide. Ich war mit einer Gruppe von Freunden unterwegs und habe es bedauert, dass wir an manchen Orten zu wenig Zeit für individuelle Erkundungen hatten. Das nachzuholen, wäre für mich ein Grund, nochmal nach Usbekistan zu reisen. Wenn ich es mache, komme ich definitiv auf deine Tipps zurück!

    Liebe Grüße
    Angelika

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