Dieser Beitrag über den runden Geburtstag entsteht im Rahmen der Blogparade von Claudia Stellmacher-Köthe. Zeitlich passt das Thema ganz gut, denn in die 5 ist am Horizont bereits auszumachen.
Claudias eigentliches Thema lautet „Gedanken zu meinem nächsten runden Geburtstag“. Ich weiß gar nicht so genau, ob ich diesem Tag so viel Bedeutung beimessen möchte, dass ich mir darüber jetzt schon viele Gedanken mache. Die Gründe dafür werden vielleicht weiter unten deutlich. Also lassen wir doch einfach meine bisherigen runden Geburtstage Revue passieren.
Ich werde 10 – So aufregend!
Mein erster zweistelliger Geburtstag! Ich platzte schon Wochen vorher fast vor Aufregung. Es war sowieso eine turbulente Zeit. Ich war gerade mit der 4. Klasse fertig und stand kurz vor dem Wechsel aufs Gymnasium, und familiär war auch einiges im Gange.
An den eigentlichen Geburtstag habe ich keine Erinnerungen. Nur eins weiß ich noch: Wie wahnsinnig enttäuscht ich war, weil ausgerechnet meine Patentante, die sonst immer als Erste angerufen hatte, diesen Geburtstag vergessen hatte.
Ich werde 20 – Entspannt im Park
Zu meinem 20. Geburtstag rief meine Patentante mich schon längst nicht mehr an. Irgendwie schade, denke ich im Nachhinein, aber damals habe ich mir darüber keine weiteren Gedanken gemacht. (Um Missverständnisse zu vermeiden: Wir hatten immer ein gutes Verhältnis. 🙂 )
Stattdessen verbrachte ich den Nachmittag mit ein paar Leuten aus der Uni im Englischen Garten beim Picknick. Es gab keinen Anlass zu denken, dass folgende Geburtstage anders aussehen würden. So wie mit 20 geht es doch immer weiter, oder? Blissful ignorance.
Ich werde 30 – Total entnervt
20 war ja ok gewesen. Aber 30! So alt wollte ich nicht werden. Das war eine echte Zäsur. Schon Wochen, wenn nicht Monate vor diesem Geburtstag war ich angespannt.
Eine kleine Party sei doch eine gute Idee, wenn sich der Tag schon nicht vermeiden ließe, fand ich. Also lud ich wieder ein paar Leute ein. Klar, irgendwer sagt immer ab. Aber diesmal sagten alle ab. Alle. Und diejenigen, die nicht sofort komplett absagten, teilten mir so halbherzig mit, dass sie noch nicht wüssten, ob sie kommen könnten, dass mir ein klares Nein lieber gewesen wäre.
Die Party wurde also wieder gestrichen. Immerhin kündigte meine Schwester mit ihrem Freund ihren Besuch an. Ein Trost.
Danach ging es bergab.
An meinem Geburtstag regnete es. Den ganzen Tag. In Strömen. Meine Laune war nicht nur deswegen unterirdisch. Meine Schwester und ihr Freund bereuten ihre Selbstlosigkeit, den Tag mit mir zu verbringen, gewiss ganz massiv. Abends wollten wir essen gehen. Wir hatten ein Restaurant in Neuhausen gefunden, das wir interessant fanden. Gute halbe Stunde entfernt mit der U-Bahn. Dort angekommen, standen wir vor verschlossenen Türen. Obwohl wir die Öffnungszeiten zuvor auf der Website geprüft hatten. Ich bekam fast einen Schreikrampf vor Frustration.
Also wieder in die U-Bahn und zur Uni gefahren – dann gehen wir halt einfach zum Atzinger. Da weiß man, was man hat. Womit wir allerdings nicht gerechnet hatten: Wir bekamen die mauligste Kellnerin, die ich seit langem erlebt hatte. Das Essen schmeckte auch nicht besonders gut. Jetzt waren wir alle drei sauer.
So können wir nicht nach Hause gehen, fanden wir: Wir müssen jetzt noch irgendwo hin. Aber versuch mal, abends im Münchner Univiertel einfach so einen Tisch zu finden! Schließlich landeten wir doch noch in einem netten Café und entspannten uns langsam wieder. Zumindest ein bisschen.
Zum Glück kann man nur einmal 30 werden.
Ich werde 40 – Auf der Autobahn
Nach diesem 30. Geburtstag bereitete mir der Gedanke an meinen 40. etwas Bauchschmerzen.
Das lag auch daran, dass ich neun Jahre zuvor mal ein Gespräch mit einem Schweden gehabt hatte. Ulf hatte lange in den USA gelebt und war vor kurzem mit seiner Familie wieder nach Schweden gezogen. Ihm sei immer klar gewesen, sagte er, dass er zu seinem 40. Geburtstag wieder in seinem Heimatort leben würde. Mir stockte der Atem, denn: Wenn ich zu meinem 40. Geburtstag wieder in meinem Heimatort leben würde, würde das nur eines bedeuten, nämlich Scheitern auf der ganzen Linie.
Und wohin zog ich einen Monat vor meinem 40. Geburtstag wieder? Korrekt. In dieser Zeit habe ich mich viel mit der Frage beschäftigt, was für mich Erfolg und Scheitern bedeuten. (Noch dazu kam ich aus London, einer der Städte, in denen ich gelebt habe. Das war schon herb.)
Meinen eigentlichen 40. Geburtstag verbrachte ich zu einem großen Teil auf der Autobahn. Mit Schwester, Neffe und Stiefvater war ich an der Ostsee gewesen.
Mein Geburtstag fiel auf einen Samstag, das Ferienhaus war immer von/bis Samstag zu mieten. „Ist das nicht blöd? An deinem Geburtstag?“, hatte meine Schwester gefragt. Egal, fand ich, wir waren ja schließlich gemeinsam unterwegs.
Natürlich gab es auf der Fahrt Stau. Meine Schwester fluchte. Aber irgendwann rollten wir in Hannover ein, unserem Etappenziel. Einen Spaziergang später saßen wir in einem sehr schönen syrischen Restaurant und schlugen uns den Bauch voll.
Das war jetzt nicht der schlimmste Geburtstag, den ich je hatte.
Nicht verschweigen möchte ich, dass meine Schwester und mein Stiefvater mich mit krudem Mobbing dazu brachten, die Rechnung zu übernehmen. (Nein, stimmt nicht. Also, das mit dem kruden Mobbing. Es war geschickte Manipulation. 😆)
Ich werde 50 – What’s Next?
Allmählich rückt die 50 näher. Ehrlich gesagt, kann ich es kaum fassen. Wie kann das sein? 50 ist doch … schon ganz schön alt, oder? Ich fühle mich aber gar nicht alt. Und mein Leben ist so komplett anders, als das meiner Mutter in diesem Alter.
Wo wir schon bei meiner Mutter sind. Die wurde ja auch mal 50. Es war schrecklich. Denn sie wollte nicht 50 werden. Auf keinen Fall. Monate zuvor war bei uns schon die Hölle los. Dummerweise war sie auf so viele andere 50. Geburtstage eingeladen worden, dass sie sich gezwungen sah, ebenfalls einzuladen. Die für sie akzeptable Lösung: „Ich feiere nicht meinen 50. Geburtstag, ich feiere das Ende meines 49. Lebensjahres.“ (Korrekt wäre natürlich das 50. Lebensjahr gewesen, aber die 49 war ihr wichtig.) Ok, sagte ich, dann mache ich auch eine Party. So war das ganze Haus voll, die einen im Erdgeschoss, die anderen oben, und alle hatten Spaß.
Hoffentlich wird es bei mir ähnlich lustig. Nur auf die Anspannung kann ich verzichten. Die hatte ich ja mit 30 schon.
Ich werde 60, 70, 80, 90 – Viel, viel später
An dieser Stelle ist noch Platz für eine Anekdote: Kurz nachdem mein Stiefvater 60 geworden war, durfte er sich von seiner Mutter (damals schon über 90) anhören: „Du gehst jetzt auf die 70 zu.“
Mittlerweile ist er sogar schon über 80.
Meine Oma und Uroma sind über 90 geworden.
Es liegt also womöglich noch einiges vor mir.
In diesem Sinne: Happy Birthday.
Liebe Julia, da hast du ja spannende und interessante Nuller hinter dir. Möge der 50 wild und wunderbar werden!
Vielen Dank, liebe Claudia!