Es war mal wieder Zeit für einen Yogaretreat. Mit Laurent Roure war ich schon in Andalusien und in Kerala (Indien). Diesmal stand Galicien in Nordspanien auf dem Plan.
Galicien selbst scheint nur wenigen Menschen ein Begriff zu sein. Mit Santiago de Compostela, der bekanntesten Stadt, können viele schon eher etwas anfangen. Ich wusste auch nicht viel über die Gegend. Schnell stellte ich fest: Da gibt es einiges zu sehen.
Galicien ist optisch und kulturell total anders als der spanische Süden. Keltische Wurzeln statt muslimischer Prägung, grüne Wälder statt roter Felsen, Meigas statt moros y cristianos. Dolmen sind hier allerdings auch zahlreich vertreten – diesmal habe ich keinen einzigen besichtigt.
Natürlich verband ich den Retreat mit einem kleinen Roadtrip.
Santiago > Lugo
Schon bei der Recherche fiel positiv auf, dass Galicien bei den meisten Spanienurlaubenden nicht auf dem Plan steht: Es ist hier wesentlich weniger überlaufen und auch deutlich günstiger als anderswo. Der Mietwagen, den ich am Flughafen Santiago abholte, war schon mal echt günstig. Dafür stellte sich bei der Übernahme heraus, dass die Tankklappe nicht richtig öffnete und schloss … „Wir reparieren das schnell“, meinte der Typ von der Mietwagenfirma. Zehn Minuten Drücken und Schrauben später wurde mir ein anderes Auto zugeteilt.
Bin ich froh, dass er das selbst gemerkt hat – und nicht ich in Panik an der Tankstelle dachte, ich hätte was kaputtgemacht!!
Santiago wollte ich mir bis zum Schluss der Reise aufsparen. Deshalb fuhr ich zunächst nach Lugo. Auf den 90 km über Land staunte ich, wie viele Pilgernde mir entgegenkamen. Und das in einer ziemlichen Hitze. Bis Lugo hatte das Thermometer etwa 34 Grad erreicht. Ich fuhr direkt in die Parkgarage. Lieber 8,95 € zahlen, als noch 20 Minuten lang einen Parkplatz suchen.
Entsprechend energisch verlief mein Nachmittag. Zunächst lag ich ermattet auf dem Bett. Aber ich konnte jetzt ja unmöglich meinen einzigen Nachmittag in Lugo verschlafen. Also los – zunächst in den Supermarkt. Denn was hatte ich zu Hause vergessen? Die Sonnencreme. Ausgerechnet. 🙄

Danach schleppte ich mich von Schatten zu Schatten. Und war ziemlich entzückt von dem, was ich da sah!


Da alle Museen bis mindestens 16 Uhr Siesta machten, führte mein erster Weg natürlich zur Eisdiele. Danach war ich im Provinzmuseum, im Haus der Mosaike und im Mithräum. Anschließend umrundete ich die Altstadt noch auf der Stadtmauer … reine Rachsucht, denn in Lugo ist der Gang, anders als z. B. in Dubrovnik, kostenlos.

Und posierte natürlich vor der Kathedrale.

Alles in allem war Lugo ein gelungener Auftakt für diese Reise. Auch wenn am Abend meine Klamotten klebten wie eine zweite Haut.
Hügelfestung, Hängebrücke, Felsbögen
Ein halber Tag reicht nicht für Lugo, aber leider musste ich weiter. Nachdem ich am Vortag fast weggeschmolzen war, hielten sich die Temperaturen (und auch die Sonne) am zweiten Tag stark zurück.
Castro de Viladonga
Nur eine halbe Stunde von Lugo entfernt befinden sich die Überreste einer alten Hügelfestung, des Castro de Viladonga. Davon gab es im heutigen Galicien einige. Sie wurden dann ausgerechnet durch die Städte der Römer zunehmend verdrängt.
Ich wollte eigentlich nur mal schnell die Überreste des Castros angucken. Aber was ich sah, wirkte doch so interessant, dass ich zehn Minuten wartete, bis das Museum öffnete.

Das war ein lohnender Besuch. Ich denke, man muss nicht unbedingt jedes Castro besuchen, aber eines gesehen zu haben, war schon spannend. Ich frage mich ja immer, was da noch so unter der Erde liegt, wovon wir nichts ahnen.
Ruta del Ferrocarril
Anschließend überquerte ich die Grenze nach Asturien und brach in San Tirso de Arbes zu einer kleinen Wanderung auf. Der Weg folgt einer alten Eisenbahnlinie, daher heißt er Ruta del Ferrocarril. War ganz nett, aber auch nicht so richtig super. Daher drehte ich nach etwa 3/4 der Strecke um.

Praia As Catedrais
Weiter nach Norden, ans Meer. Ich peilte den Kathedralenstrand, Praia As Catedrais, an. Hier kann man unter Felsbögen flanieren – allerdings nur bei Ebbe. Der Strand ist so beliebt, dass man sich im Sommer eine Genehmigung holen muss. (Detailliertere Infos findest Du in meinem separaten Blogpost zum Thema.)
Aber Ende Juni ist noch nicht Sommer, der Andrang hielt sich noch in Grenzen. Das Wetter leider auch.
Na egal, denn optisch macht der Strand auch bei bedecktem Himmel trotzdem echt was her. 😍


Trommelwirbel … wir durften zu den Bögen …


Ich weiß gar nicht, wie ich früher den ganzen Tag am Strand verbringen konnte. Nach anderthalb Stunden hier war ich fix und alle. Schnell noch was essen. Bei Yenka gab es eine „kleine“ Tortilla. Klein, wenn zehn Personen von ihr satt werden wollen. Mir war sie am nächsten Tag noch ein mehr als ausreichendes Mittagessen.
Abends lief ich im Dorf herum und fotografierte die horréos, alte Getreidespeicher, und Katzen.



Rías Altas
Am 3. Tag in Galicien bekam ich endgültig einen Sonnenbrand. Trotz SPF 50+.
Mein nächstes Ziel war ein Vorort von A Coruña. Die Strecke ist in knapp anderthalb Stunden zu schaffen. Oder man macht eine Tagestour daraus, indem man nicht die kürzeste Strecke wählt, sondern sich an der Küste entlanghangelt! Ich habe lange überlegt, ob ich das machen soll. Denn östlich von A Coruña liegt der Parque Natural Fragas do Eume, einer der größten Küstenwälder Europas. Hier kann man wohl auch einige ziemlich schöne Wanderungen machen, braucht dafür aber auch einen ganzen Tag.
Im Endeffekt entschied ich mich für die Küstentour.
Cantis de Papel
45 Minuten ab Unterkunft. Ich hatte ja sogar überlegt, nach der Praia As Catedrais zum Sonnenuntergang dorthin zu fahren – aber dann war es so bewölkt gewesen, dass von Sonne keine Rede sein konnte. Also fuhr ich am nächsten Morgen hin. Und wie ich da so durch die Gegend gurkte über immer schmaler werdende Straßen, fragte ich mich schon, ob das einfach nur Zeitverschwendung sei, ein Ziel, das auf professionellen Fotos cool aussieht, aber in echt eher enttäuscht.
Aber nein. Die Klippen sind echt cool.


Das ganze Areal ist frei begehbar. Pfeile weisen den Weg. Trittsicherheit ist hier schon vonnöten, festes Schuhwerk sinnvoll (obwohl es auch mit Sandalen machbar ist … habe ich gehört 😬).
Nordküste
In O Barqueiro, einem hübschen kleinen Ort, machte ich Mittagspause mit Blick auf den Hafen …




Nur 15 Minuten entfernt wartete „die schönste Bank der Welt“. Die Bank selbst ist nicht so besonders schön, aber der Blick hat es in sich.


Die Nordküste ist ziemlich zerklüftet, kaum gerade Straßen, es geht ständig auf und ab, und wenn man es am wenigsten braucht, kommt Gegenverkehr in der Kurve mit überhöhtem Tempo. Aber das ist der Preis für die Strecke, die an zahlreichen Aussichtspunkten sowie am Dorf Santo André de Teixido vorbeiführt.

Santo André de Teixido ist nach Santiago de Compostela der am zweitwichtigste Wallfahrtsort in Galicien. Der Gedanke ist wohl, dass alle, die den Ort nicht lebend besuchen, nach ihrem Tod hierherkommen werden.
Ok, dieses Schicksal bleibt mir wohl erspart. 😉 Und die Lebenden, die da waren, schienen sich auch primär für die heimische Gastronomie zu interessieren.
Schließlich nahm die Verkehrsdichte immer weiter zu, ich schien mich also einer Stadt zu nähern …
A Coruña
Den Namen A Coruña hatte ich schon öfter an Flughäfen als Ziel gesehen, wusste aber lange nicht, wo genau sich dieser Ort eigentlich befindet. In Galicien also.

A Coruña hat definitiv die besten Straßenlaternen, die ich bislang in Spanien gesehen habe. Außerdem gibt es mit dem Herkulesturm einen römischen Leuchtturm aus dem 2. Jahrhundert, der noch immer aktiv genutzt wird … und innen ein kleines Museum beherbergt. Bei Kreuzfahrttouristen ist die Stadt ziemlich beliebt, weil man innerhalb von fünf Minuten im Zentrum ist. Zum Glück wird sie aber noch nicht so häufig angesteuert.
Oder auch leider, denn weil am Tag meines Besuchs kein Schiff im Hafen lag, war auch keine englischsprachige Stadtführung zu kriegen. Also machte ich wieder eine spanischsprachige mit … und verstand wieder kaum etwas. Netterweise fasste César immer stichpunktartig auf Englisch zusammen, was er gerade ausführlich erklärt hatte.
Und damit die Kultur nicht zu kurz kommt, war ich auch noch in einer sehr interessanten Ausstellung über das Gold der Akan, selbstverständlich in einer Eisdiele und in einem für seine heiße Schokolade und Kartoffelchips bekannten Café.

Mehr Galicien …
- Roadtrip Galicien II: Costa da Morte & Rías Baixas
- Roadtrip Galicien III: Santiago de Compostela
- 11 Highlights in und um Lugo
- Am Kathedralenstrand Praia As Catedrais
- 14 Highlights in A Coruña
- Muinos do Folón e do Picón
- Ruta da Pedra e da Auga
- Illas Cíes
- Tickets für die Kathedrale von Santiago de Compostela
Logistik
Mietwagen
Gibt es natürlich am Flughafen. Ich habe bei Go by Car gemietet und war sehr zufrieden. Sehr freundlicher Mitarbeiter, kein Versuch, mir irgendwelche Versicherungen oder sonstigen Leistungen zu verkaufen. Das Auto wurde sofort ausgetauscht, als sich zeigte, dass mit der Tankklappe etwas nicht stimmte. Die Rückgabe war ebenfalls freundlich und effizient.
Einziger Minuspunkt: Ich hatte extra einen Toyota Aygo bestellt und bekam einen deutlich größeren Dacia Sandero, mit dem ich mich durch die engen spanischen Gassen quetschen musste … Luxusproblem. 😂
Unterkunft
- Lugo: Hospedería San Froilán, hinter dem Priesterseminar. Schlicht, sauber und echt günstig. Frühstück inbegriffen, aber nicht so umwerfend. Naja, bei dem Preis (31,50 € in meinem Fall) … Nach rechts ist die Busstation, geradeaus die Altstadt.
- Praia As Catedrais: Casa Elena. Von Mutter und Sohn geführte Pension in zwei Häusern. An der Durchgangsstraße gelegen, nachts aber dennoch ziemlich ruhig. Schöner Garten mit Parkplätzen, interessantes Dorf.
- A Coruña: Hotel El Pescador. Etwas außerhalb in Santa Cristina gelegen, aber mit dem Bus bist Du schnell im Zentrum. Mein Zimmer unter dem Dach hatte Meerblick. Die Zimmer nach hinten raus sind auch sehr ruhig. Es gibt Frühstück und eine Parkgarage.
3 Kommentare