Du suchst eine günstige Übernachtung oder hast einfach mal wieder Lust, nicht zu schlafen? Kein Problem! Mit einer Fahrt im Caledonian Sleeper erlegst Du zwei Fliegen mit einer Klappe. Und reist nebenbei noch von London nach Schottland oder umgekehrt.
Was ist der Caledonian Sleeper?
Der Caledonian Sleeper ist ein Nachtzug, der täglich außer samstags zwischen London (Euston) und Schottland bzw. in die andere Richtung verkehrt.

In Schottland fährt der Zug ab/nach Edinburgh, Glasgow, Aberdeen, Inverness und Fort William.
Caledonia ist übrigens der römische Name für den Teil Nord- und Westschottlands, den die Römer nicht einnehmen konnten. Heute ist es der poetische Name für ganz Schottland.
Welche Unterkunftsklassen gibt es im Caledonian Sleeper?
Ähnlich wie bei den Nachtzügen, die in Deutschland verkehren, gibt es drei Unterkunftsklassen:
- Sitzwagen (im Großraumabteil, so ähnlich wie ein ICE)
- Liegewagen „Classic“ (2 Einzelbetten übereinander, Waschbecken)
- Schlafwagen „Club en-suite“ (2 Einzelbetten übereinander, eigenes Bad mit Dusche)
- Schlafwagen „Caledonian Double en-suite“ (Doppelbett, eigenes Bad mit Dusche)
Der Caledonian Sleeper scheint voll auf „Sleeper“ zu setzen. In meinem Zug gab es nur einen Sitzwagen.
Ein Restaurant gibt es übrigens auch. Bei Schlafwagenbuchung ist das Frühstück inklusive.
Was kostet der Caledonian Sleeper?
Bei meiner Reise (September 2025) lagen die Preise für die einfache Fahrt wie folgt:
- Einzelplatz im Sitzwagen: ab £54
- Classic: ab £200
- Club en-suite: ab £260
- Caledonian Double en-suite: £380
Vielleicht zu bedenken: Die Betten sind nur 180 cm lang.
Wie buche ich den Caledonian Sleeper?
Am besten direkt auf der Website. Kalender aufrufen, gewünschte Klasse anklicken, dann werden die Preise angezeigt.
Das Ticket wird per E-Mail zugestellt und muss zum Check-in heruntergeladen werden.
Wie ist der Sitzwagen ausgestattet?
Der Sitzwagen hat eine 2+1-Bestuhlung. Auf der einen Seite des Ganges gibt es also zwei Plätze nebeneinander, auf der anderen einen Einzelplatz.
Jeder Platz hat eine Fußstütze, einen Klapptisch, eine Steckdose (nur UK-Stecker/USB) und ein Schließfach für Wertsachen. Außerdem bekommst Du ein „Sleep Kit“ mit Schlafmaske, Ohrstöpseln und einem kleinen Stück Seife.

Der Sitz ist bequem, lässt sich allerdings nur wenig verstellen. Anders als im Flugzeug lassen sich bei der Kopfstütze die Seitenteile nicht hochklappen. Ohne Nackenkissen rollt also Dein Kopf ungestützt von Seite zu Seite.
Am einen Ende des Waggons gibt es eine großzügige Gepäckablage, am anderen eine behindertengerechte Toilette. Über den Sitzen gibt es ebenfalls Gepäckablagen. Verpflegung inklusive Frühstück kannst Du bestellen. (Aber im Zweifel kommst Du so früh an, dass Du am Bahnhof oder in der direkten Umgebung für weniger Geld frühstücken kannst.)
Wie war die Fahrt?
Ich fuhr von Edinburgh nach London. Die Abfahrt in Edinburgh ist um 23:40 Uhr; Ankunft in London am nächsten Morgen planmäßig um 7:15 Uhr.
Der Wartesaal im Bahnhof Edinburgh Waverley ist erstaunlich angenehm und ruhig. So gegen 22 Uhr schließt allerdings auch der dortige Burger King.

Der Zug fuhr um 22:15 Uhr ein. Kurz darauf bildete sich die Warteschlange für den Check-in, der um 22:30 beginnen soll. Bis das Personal bereit war, den Check-in tatsächlich zu starten, verging allerdings noch einige Zeit.
Beim Check-in wurde die Fahrkarte geprüft und mitgeteilt, wo sich der gebuchte Wagen befindet. „Die Türen werden in drei Minuten geöffnet“, hieß es. Das stimmte nicht. Wir standen alle noch etwa 20 Minuten lang in der Kälte, bevor wir den Zug betreten durften. Die Abfahrt erfolgte pünktlich.
Da es draußen schon dunkel war, habe ich von der Fahrt selbst nicht viel mitbekommen. Angeblich soll die Landschaft sehr schön sein. Zu Beginn kam jemand durch den Wagen, um Bestellungen für das Frühstück aufzunehmen. Nach etwa ein oder zwei Stunden wurde ein anderer Zug angekoppelt.
Irgendwann bin ich, die ich im Zug eigentlich kaum schlafen kann, eingeschlafen. Ich bin leider mehrfach aufgewacht, weil mein Kopf mangels Nackenkissen sehr schmerzhaft zur Seite weggeknickt war. Und weil Mitreisende meinten, sich um 4 Uhr morgens laut unterhalten zu müssen. 🙄
Nach etwa sieben Stunden Fahrt rollten wir in London Euston ein.

Vorteile des Nachtzugs
Du sparst Dir eine Übernachtung im Hotel. Bei den aktuellen Preisen kann das ein sehr starkes Argument sein. Die Fahrt im Caledonian Sleeper war meine günstigste Übernachtung auf dieser Reise. 😒
Anders als z. B. im nächtlichen ICE laufen nicht ständig Schaffner durch den Wagen.
Wenn alles gut läuft, ist die Fahrtzeit sehr großzügig kalkuliert. Wir kamen eine halbe Stunde früher als geplant in London an.

Nachteile des Nachtzugs
Es ist schwierig bis unmöglich, eine bequeme Schlafposition zu finden. Es ist im Zweifel laut durch die Mitreisenden. Das Licht bleibt die ganze Nacht an.
Es fanden übrigens die gesamte Fahrt über keine Durchsagen statt. Bisschen ungünstig für Leute, die in Watford Junction aussteigen wollten – auch dort kamen wir eine halbe Stunde vor Plan an.
Ein Freund hat mir noch von einer Kollegin erzählt, die den Zug von London nach Edinburgh nehmen wollte und am nächsten Morgen in London aufwachte. Der Zug hatte auf halber Strecke ein technisches Problem und war einfach wieder nach London zurückgefahren – ohne die Fahrgäste zu informieren!!!
Alternative Züge zwischen London und Schottland
Das Zugsystem in Großbritannien ist schon lange privatisiert. Es gibt also zig verschiedene Anbieter, die Dich von A nach B bringen können. Zwischen London und Schottland verkehren neben dem Caledonian Sleeper noch:
Der LNER Azuma ist mit 4:20 Stunden Fahrtzeit der schnellste, im Grundpreis aber auch der teuerste Zug. Einen Vergleich der Anbieter gibt es bei Little Lost Travel (englischsprachig).