12 von 12 – November 2025: im Kathmandu-Tal

Am 12. November 2025 erwache ich nicht im herbstlichen München, sondern in Nepal. Nach vielen Jahren bin ich mal wieder in Asien. Erst vorgestern bin ich aus Indien angekommen. Gestern haben wir (es ist mal wieder eine Gruppenreise) die alte Königsstadt Bhaktapur besichtigt. Ich bin noch völlig geflasht. Heute geht es weiter nach Osten: zum Kloster Namobuddha. Dieses ist nur knapp 30 km von unserem Ausgangsort entfernt. Trotzdem wird die Fahrtzeit vorsichtshalber mit 2,5 Stunden angegeben.

Auf dem Programm stehen heute die Besichtigung des Klosters, hoffentlich mit Puja-Zeremonie, gefolgt von einer Wanderung nach Dhulikel, wo wir übernachten.

Aber zunächst wartet auf der Dachterrasse unserer Unterkunft das Frühstück auf uns. Alle sind mehr oder minder verschlafen: So richtig ruhig ist es in der Nacht nur selten gewesen. Entweder haben die Straßenhunde gebellt, oder Gläubige haben beim Tempelbesuch kräftig die Glocke geschlagen.

Normalerweise beginnt mein 12 von 12 immer mit einem Blick in den Himmel. Stattdessen ist heute Blick auf die Stadt angesagt. Gestern hatten wir noch freien Blick auf schneebedeckte Berge. Heute hängen die Wolken tief.

Nach dem Frühstück fahren wir los. Der Hiace ist zwar nicht mit den Reittieren der hinduistischen Götter zu vergleichen, leistet uns aber treue Dienste. Das Gepäck reist auf dem Dach mit. Hier wird gerade mein Koffer verladen. Mir wird ganz schwindelig, wenn ich ansehe, wie unser Fahrer Dil auf dem Dach herumklettert.

Auf dieser ersten Fahrt schon wird das Motto der Reise genannt: Highways and Byways. Da die Hauptstraße durch das Kathmandu-Tal fast ständig hoffnungslos verstopft ist, fahren wir auf einer Nebenstraße über die Dörfer. Interessanter ist das allemal.

Schließlich kommen wir an unserer Lodge an, laden die Koffer ab und fahren weiter in Richtung Kloster. An einer Kreuzung werden wir schließlich abgeladen.

Way to stupa, das wird es wohl sein. Nach kurzem Fußmarsch erreichen wir unsere erste buddhistische Stätte und drehen unsere ersten Gebietsmühlen.

Nach einer kurzen Einführung in die Grundlagen des Buddhismus geht es weiter zum Kloster – immer den Gebetsfahnen nach. Plötzlich Musik. Wir geraten in eine Leichenprozession. Die Tote war die Ehefrau eines hochrangigen Mönchs. Uns kommen hunderte Menschen entgegen, die die Leiche auf dem Weg zur Verbrennungsstätte begleiten. Sie alle halten ein langes weißes Tuch fest. Es ist beeindruckend, aber auch ein wenig gespenstisch.

Nach dieser ungeplanten Pause steigen wir weiter die Treppen auf. Oben angekommen, ist die Aufregung dann groß. Denn die Berge sind endlich zu sehen! Fast vergessen wir das Kloster. Und vor lauter Fotos verpassen wir die Puja.

Um kurz nach 12 erschrecke ich unseren Guide zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen mit der Frage, wann es denn Mittagessen gebe. Die Frage scheint ihm nicht ganz zu behagen. Klar, wir sollen nicht direkt nach Ankunft dem Durchfall zum Opfer fallen. Man müsse schon aufpassen, was und wo man hier isst, warnt er uns wiederholt.

Essen tun wir schließlich in einem Lokal, das noch im Bau ist. Die Chefin hat bei unserem Anblick vermutlich gleich mal die Preise verdoppelt. 300 Rupien für einen Teller gebratene Nudeln, das sind keine 2 €. Wir sind aber schon so an die lokalen Preise gewöhnt, dass wir trotzdem grummeln.

Während wir auf unser Essen warteten, haben wir alle sehnsüchtig auf diese Schaukel geschaut. Jetzt ist endlich Zeit für Fotos. Was für eine Kulisse!

(Foto: Sabine.)

Anschließend laufen wir durch das Dorf. Eigentlich stand im Reiseplan was von einer Wanderung zurück zum Hotel. Keine Ahnung, wer sich das ausgedacht hat. Da wären wir zwei Stunden lang an einer staubigen Straße entlanggelaufen. Das Dorf ist wesentlich interessanter und lungenfreundlicher.

Wir sind hier übrigens im November auf etwa 1.700 Metern. Es ist angenehm warm.

Zurück im Hotel – sobald man im Schatten steht, wird es deutlich kühler – sind dort nun endlich auch die Berge zu sehen. Da unsere Zimmer den ersten, luxuriösen Eindruck der Lodge leider nicht bestätigen, sehe ich mich ein wenig in der Umgebung um. Ich will erstens die Zeit bis zum Abendessen überbrücken und zweitens ein Restaurant für eben dieses Abendessen suchen.

Unser Hotel liegt nur etwa zwei steile Minuten Fußmarsch von der Hauptstraße entfernt. Diese ist leider nur mäßig charmant. Immerhin ist jetzt, gegen 17 Uhr, wesentlich weniger Verkehr unterwegs als noch bei unserer Ankunft am Vormittag.

Und es gibt keine Souvenir- und Paschminashops, sondern lokales Leben. Endlich ordentliche Besen! Ich kaufe gleich zwei.

Zum Abendessen gehen wir zu sechst in ein Lokal. Natürlich sind wir die einzigen Ausländer und sorgen zweifelsohne für viel Gesprächsstoff beim Personal, einfach schon, weil wir so komisch bestellen.

Der nepalesische Thali ist leider schon aus. Also bestelle ich mir fried rice und bekomme eine Portion, die für eine ganze Familie reichen würde. Schmeckt sehr gut; das Curry, das E sich bestellt hat, schmeckt allerdings noch besser. Frittierte Momos, da sind wir uns alle einig, sind hingegen zu trocken.

„Die Julia ist eine Maschine“, sagt tags darauf eine Mitreisende, „niemand kann so viel Reis essen wie die Julia.“

Und dann geht’s auch schon ab in die Heia. Morgen steht uns die Rückfahrt nach Kathmandu bevor.

… alle weiteren Geschichten aus Nepal und Indien demnächst auf diesem Kanal. 😉

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