Schottland: Edinburgh in 1-2 Tagen

Keimzelle für diese Reise war eine Ausstellung in London, die ich sehen wollte. Wenn ich schon in London bin, kann ich auch nach Schottland fahren und vielleicht endlich mal die Highlands besuchen. Gesagt, gebucht! Naja, ganz so schnell ging es dann doch nicht, denn zunächst fiel ich beim Anblick der Übernachtungspreise in Ohnmacht. Es wurde also eher ein Kurztrip. In Edinburgh ging die Reise los. Das hier ist mein Reisebericht; ich habe aber auch ein paar praktische Tipps zusammengestellt.

Vor 15 Jahren war ich schon mal ein paar Tage lang in Edinburgh. Gerne erinnere ich mich an ein wunderbares B&B, in dem die Heizung nachts klopfte, und an eine düstere, aber irgendwie auch heimelige Atmosphäre in der Stadt. Einen damals gekauften Schal trage ich noch immer sehr gerne.

Damals war die Reise nach dem Wochenende wieder vorbei. Diesmal fuhr ich von Edinburgh aus noch weiter in die Highlands.

Tag 1: Hello there!

Mit so ziemlich der mürrischsten Crew, die ich bei EasyJet je erlebt habe, kamen wir pünktlich in Edinburgh an. Die Treppe wurde an das Flugzeug herangeschoben, die Türen geöffnet – aber wir konnten nicht aussteigen. Denn es war kein Bodenpersonal da, das uns den Weg ins Terminal hätte weisen können.

20 Minuten lang standen wir so da. Was für ein Start.

Und es regnete. Zum Glück nicht so stark. So sollte es den Rest der Reise über bleiben: wechselhaft. Ein bisschen Regen, ein bisschen Sonne, manchmal quasi alle vier Jahreszeiten innerhalb einer Stunde.

Blick aus der Tram: Es regnet. Dafür gibt es Gepäckfläche.

Eine kurze Tramfahrt später wurde ich in meinem Airbnb von Russell und Katze Gerard begrüßt. Ein Schotte. Also, Russell. (Gerard war eher ein Britisch Kurzhaar.) Ich verstand nur die Hälfte von dem, was er mir erzählte. Der schottische Akzent kann ganz schön herausfordernd sein. Ich hatte mal ein Date mit einem Schotten, der sehr viel redete. Ich habe etwa 30 % verstanden. Nicken, lächeln und hoffen, dass es keine Frage ist.

So nett Russell war, ich wollte ja was von der Stadt sehen! Also sprang ich wieder in die Tram und fuhr ins Zentrum. Hello there, Edinburgh, you haven’t changed at all! Vage Erinnerungen hatte ich noch, wie ich feststellte … z. B. daran, dass die Stadt allgemein ziemlich hügelig ist. Aber dass ich von der Trambahn erstmal den Berg in die Altstadt erklimmen muss, hatte ich irgendwie verdrängt. 😄

Der erste Blick auf die Altstadt von Edinburgh.

Vor 15 Jahren war es bewölkter und allgemein herbstlicher (kein Wunder, es war November). Die Stadt hat mir damals auch schon sehr gut gefallen. Gerade durch die sehr einheitliche Architektur entsteht so eine ganz besondere Atmosphäre. Die Altstadt und die Neustadt gehören beide zum Weltkulturerbe. Die Altstadt ist ironischerweise in Teilen jünger als die Neustadt, da sie nach dem Great Fire of Edinburgh (1824) neu aufgebaut werden musste.

An diesem ersten Nachmittag bin ich nur herumgelaufen. Für einen Museumsbesuch war ich zu spät dran. Kurz habe ich noch überlegt, eine abendliche Führung in den vaults zu buchen, aber dann war ich doch zu müde und zu hungrig. Also nur gucken. An der Royal Mile gibt es immer noch nur Restaurants und Souvenirläden … die irgendwie alle das gleiche Zeug verkaufen und auch alle die gleichen Sonderangebote haben. Trotzdem habe ich lange mit so einem hübschen Tweedmantel geliebäugelt (der natürlich nicht im Angebot war).

Hinter mir Edinburgh Castle, den Berg hinunter Holyrood Palace: die Royal Mile.

Selbstverständlich tummeln sich auf der Royal Mile alle Touris. Einfach mal so was zu essen zu bekommen, kann geradezu unmöglich sein. Im ersten Laden wurden mir gleich mal 1,5 Stunden Wartezeit avisiert. Ein paar Straßen weiter freute man sich dann über meine Anwesenheit.

Die schöne Cockburn Street.

Und schließlich war ich zu müde, um noch weiterzulaufen. „Zu Hause“ hatte ich noch einen sehr netten Abend mit meinen Gastgebern.

Zum Schluss noch ein Spiegelselfie im Airbnb.

Tag 2: Stadtführung & Museum

Mein einziger voller Tag begann mit zwei Terminen am Vormittag: 8:15 Uhr Frühstück in der Neustadt, 11:00 Uhr Führung in der Altstadt. Dazwischen lag erstaunlich viel Zeit. In Großbritannien wird man ja inzwischen nach einer bestimmten Zeit wieder aus dem Lokal geworfen, damit der Tisch neu verkauft werden kann.

Kein Problem, denn die Sonne lachte. Also ging ich nach dem Frühstück erstmal zur Burg.

Blick auf die Neustadt. „Neu“ ist relativ – sie wurde zwischen 1767 und 1850 gebaut.

Drin war ich nicht, das wäre zeitlich nicht hingekommen. Außerdem ist es drinnen wohl nicht soooo interessant, wenn man sich, so wie ich, nicht brennend für mittelalterliche Burgen interessiert.

Wie man sieht, gibt es jede Menge Menschen, die sich für mittelalterliche Burgen interessieren. Die Tickets waren ausverkauft.

Also steuerte ich stattdessen die Victoria Street an. Diese sollte laut Google Maps sehenswert sein; zudem hat sie gleich zwei Geschäfte, die ich mir ansehen wollte: Walker Slater, die auf Tweedkleidung spezialisiert sind, und Knoops, ein Schokoladengeschäft. In dem einen wurde ich fündig, in dem anderen leider weniger.

Die Menschenmengen im Vordergrund stehen für den Harry-Potter-Merchandise-Shop an.
Foto- und Schokoglück. Letzteres kostete allerdings £6,20. 😵‍💫

Und schon war es 11 Uhr. Calum und seine Hündin Rowie standen zur Stadtführung bereit. Rowie ist zwar erst drei Jahre alt, hat aber schon 500 Führungen gemacht! Und dabei wahrscheinlich eine Million Leckerlis verputzt.

Calum hat zwar keine Beweise dafür, kann sich aber gut vorstellen, dass Rowie mit Greyfriar’s Bobby verwandt ist. 😉

Die Tour lohnt sich wirklich, auch wenn man nicht der größte Hundefan ist (teilweise bekam Rowie mehr Aufmerksamkeit als Calum …). Dank Calum weiß ich endlich, woher der Begriff „shitfaced“ (besoffen) kommt: Im Mittelalter erging der Erlass, dass alle Nachttöpfe bis 22 Uhr zu leeren seien. Damals wurde der Inhalt ja einfach aus dem Fenster gekippt. Zur gleichen Zeit schlossen die Pubs und deren Gäste schwankten nach Hause. Da traf manches Projektil sein Ziel.

Und die vielen closes heißen so, weil sie früher nachts tatsächlich abgeschlossen wurden.

Nach der Tour scheiterte mein zweiter Versuch, in Makars Mash Bar zu essen. Da blieb mal wieder nur der Gang in den Supermarkt, denn der Magen hing mir schon in den Kniekehlen. Und da für den späteren Nachmittag Regen vorhergesagt war, sauste ich anschließend auf den Carlton Hill. Nur zehn Minuten vom Stadtzentrum entfernt, ist die Perspektive plötzlich eine ganz andere.

Im Norden sah es gar nicht freundlich aus, dabei schüttete es weiter südlich bereits heftig.

Danach wollte ich in die Nationalgalerie. Die hat in Edinburgh mehrere Dependancen – ich hatte mir die moderne Abteilung ausgesucht. Diese liegt natürlich maximal unpraktisch, wenn man öffentlich unterwegs ist. Doch zuvor meinte ich aus irgendeinem Grund, erst noch kurz ins Dean Village zu müssen. Lag schließlich auf dem Weg. Das ganze Dorf steht unter Denkmalschutz und ist daher natürlich unglaublich pittoresk.

Dass es regnen sollte, egal. Und prompt fing es stärker an zu regnen. Also brach ich die Besichtigung überstürzt ab und nahm den Fußweg, der am Fluss entlang bis fast zur Nationalgalerie führt.

Scottish National Gallery of Modern Art. Bei der Spinne von Louise Bourgeois fühlte ich mich gleich wohl – so viele Spinnen wie in diesem Jahr hatte ich noch nie in meiner Wohnung … 🙄

Das Museum war sehr schön, ich allerdings offensichtlich schon total fertig: Ich hatte völlig verpeilt, dass ich eigentlich in eine Ausstellung im anderen Gebäude wollte … 🙈 Zu allem Überfluss stellte ich dann auch noch fest, dass der Bus in die Stadt nur stündlich fuhr und ich ihn soeben verpasst hatte. Also noch mehr laufen. Abends fiel ich ziemlich platt ins Bett.

Und am nächsten Morgen ging es für drei Tage in die Highlands.

Fazit: anderthalb Tage in Edinburgh?

Anderthalb Tage waren natürlich viel zu wenig Zeit. Drei volle Tage kriegt man in Edinburgh leicht mit Programm gefüllt. Die Liste der Orte, die ich auslassen musste, ist länger als die der Orte, die ich gesehen habe. Aber wenn es gar nicht anders geht, beispielsweise, weil die Übernachtungspreise so verrückt sind, kannst Du auch in anderthalb Tagen vieles sehen.

New College.

In einem separaten Artikel habe ich meine praktischen Tipps für Edinburgh zusammengefasst.

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