Gerade hat National Geographic Traveller Sarajevo als Gewinner der „Best of the World 2025 Readers‘ Choice“ ausgerufen. Wenn Du auch einen Trip in die Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina planst, findest Du hier praktische Tipps zu Anreise, Sehenswürdigkeiten etc.
Sarajevo wurde im 14. Jahrhundert gegründet und blickt auf eine illustre Geschichte zurück – in den letzten Jahrzehnten vornehmlich von den Olympischen Winterspielen 1984 und dem Bosnienkrieg in den 1990er Jahren. Die Stadt ist noch heute stark von unterschiedlichen Kulturen geprägt.
Was kann man in Sarajevo machen?
Die Gassen der Altstadt erkunden
Das Bummeln in den Gassen der Altstadt ist die wohl naheliegendste Beschäftigung in Sarajevo.
Die Altstadt ist im Grunde zweigeteilt: in den osmanischen Teil, auf dem definitiv Basar-Feeling herrscht, und den K.u.K.-Teil. Die Architektur unterscheidet sich grundlegend, die Geschäftsstruktur ebenso. Der osmanische Teil ist wuseliger, mit mehr kleinen Gässchen, überall Cafés und vielen Tauben. Der österreichisch-ungarische Teil wirkt westeuropäischer, die Straßen sind breiter, hier findet man die Kathedrale und dm.
An einer Stadt- oder Themenführung teilnehmen
Allgemeine Stadtführungen oder solche zu bestimmten Themen werden von allen in Sarajevo ansässigen Agenturen angeboten, ob bezahlt oder als free tour auf Trinkgeldbasis. Anbieter sind z. B. Meet Bosnia, Sarajevo Tours with Adis, Neno & Friends, Sarajevo Insider, Funky Tours etc., etc.
Ich habe die allgemeine Stadtführung bei Adis gebucht. Der Guide, nicht Adis selbst, war sehr nett, aber leider nicht der allerbeste Guide, den man sich vorstellen kann. Auf dieser Führung sieht man die Hauptsehenswürdigkeiten, also diverse Gassen der Altstadt Baščaršija, die Lateinerbrücke (wo Franz Ferdinand erschossen wurde, was den Ersten Weltkrieg auslöste), die Kathedrale, die Gazi Husrev-Bey Moschee, usw. Über Adis habe ich auch die Abholung vom Flughafen organisiert. Das lief alles perfekt.

Außerdem habe ich die War Scars & New Times Tour bei Neno & Friends gemacht. Das ist ein reiner Rundgang (ohne Besuch des Tunnel of Hope, siehe unten) zur Belagerung Sarajevos. Der Krieg und die Belagerung sind natürlich kein besonders lustiges Thema, und die Guides, in unserem Fall Merima, sprechen viel über ihre eigenen Erinnerungen an diese Zeit.
Am ersten Tag hatte ich die Sarajevo Food & Craft Tour von Meet Bosnia gebucht. Diese fand leider nicht statt, weil sich außer mir niemand dafür anmeldete. Sehr schade, denn sie soll sehr, sehr gut sein.
Ins Museum gehen
Das Nationalmuseum von Bosnien und Herzegowina soll sehr gut sein, ebenso das Historische Museum von Bosnien und Herzegowina. Beide befinden sich etwas außerhalb des Zentrums. Du erreichst sie zu Fuß oder mit der Tram 2 und 3, Haltestelle Muzej bzw. Tehnička škola.
Im Garten des Historischen Museums gibt es ein Café und mehrere Panzer bzw. anderes Kreigsgerät … als Spielplatz. Nur wenige Schritte entfernt befindet sich auch das Denkmal für das Büchsenfleisch.
Natürlich gibt es mehrere Museen, die sich mit dem Krieg und der Belagerung Sarajevos beschäftigen:
- Museum der Kriegskindheit (hier werden Objekte und Geschichten von Menschen vorgestellt, die während des Kriegs Kinder waren)
- Siege of Sarajevo Museum
- Museum der Verbrechen gegen Menschlichkeit und Genozid
- Galerija 11/07/95 (hier geht es um den Massenmord in Srebrenica)
Das Sarajevo Museum 1878 – 1918 (5 BAM), das die kurze Zeit behandelt, als das Land zu Österreich-Ungarn gehörte, ist schnell besichtigt. Es besteht nämlich aus nur einem Raum. Ehrlich gesagt, fand ich es eher enttäuschend.
Zudem gibt es mehrere ehemalige Wohnhäuser, die man besichtigen kann. Ich war im Svrzina kuća (5 BAM), das ganz in der Nähe des Museums der Kriegskindheit ist (ein sehr gutes Kontrastprogramm 😬). Die Beschilderung ist nicht übermäßig detailliert, aber man bekommt einen guten Eindruck. Und schön ist es auch.
Eine andere Option ist das Despića kuća.
Auf den olympischen Berg gondeln
Sarajevo hat gleich mehrere olympische Berge. Auf den Trebevic kommst Du ganz easy mit der Seilbahn. Die einfache Fahrt kostet 20 BAM, hin und zurück 30 BAM, Fahrradmitnahme und Kartenzahlung möglich. Die Tickets gelten nur am Tag des Kaufs.

Es bietet sich an, früh aufzubrechen. Die Gondeln fahren täglich ab 9 Uhr (montags ab 12 Uhr). Ich musste um kurz nach 10 Uhr etwa zehn Minuten lang warten. Anderthalb Stunden später war die Warteschlange um ein Vielfaches gewachsen.
Die Fahrt dauert etwa zehn Minuten und bietet sehr schöne Ausblicke auf die Stadt. Um 19 Uhr ist übrigens Schluss, danach musst Du zu Fuß zurück in die Stadt.

Von der Bergstation gehen mehrere Wanderwege ab, es gibt Picknickplätze und ein Restaurant. Direkt am Ausgang der Bergstation wartet eine Karte; außerdem gibt es mehrere Wegweiser.

Die meisten Besucher*innen gehen direkt zur alten Bobbahn.
Graffiti auf der alten Bobbahn angucken
Nur ca. zehn Gehminuten von der Bergstation entfernt beginnt die alte Bobbahn der Olympischen Spiele von 1984. Heute wird sie nicht mehr genutzt und verfällt allmählich. Nun toben sich hier die Sprayer aus.

Du kannst entweder auf der Bahn selbst laufen oder aus dem asphaltierten Weg direkt daneben. Einige Gehminuten von der Bahn entfernt findest Du auch noch das Observatorium Bistrik kula, das ehemalige österreichisch-ungarische Fort Draguljac.
Du kannst die komplette Bahn entlang bis zum Zieleinlauf gehen und dann weiter in die Stadt absteigen. Wenn Du mit der Seilbahn wieder bergab fahren möchtest, bedenke, dass die Bobbahn aus naheliegenden Gründen bergab geht – Du musst also wieder den Berg zur Bergstation hinaufsteigen.
Shopping
Mehr oder weniger kitschige Souvenirs gibt es natürlich überall in der Altstadt. In vielerlei Form gibt es auch Vučko, das Olympiamaskottchen, zu kaufen.

In der Altstadt werden diverse Kupferschmiedearbeiten, darunter natürlich auch die typischen Kaffeesets, angeboten. Die Sachen werden zum Teil noch in Handarbeit hergestellt. Solche Artikel sollten einen Stempel tragen. Wenn sie keinen haben, kommen sie wahrscheinlich aus der Fabrik.

In der schönen Markthalle gibt es Käse und Fleischprodukte sowie Honig, Schnaps, Tee etc. Obst und Gemüse werden auf dem offenen Markt in der Nähe verkauft.

Mein persönlicher Favorit war natürlich BASHKA Chocolatier. Hier gibt es sehr schöne, wenn auch nicht ganz günstige, Schokolade.
Tagesausflüge
An jeder Ecke in der Altstadt werden die folgenden (Halb-) Tagesausflüge angeboten:
- Tunnel of Hope: Bei dieser Tour geht es um die Belagerung Sarajevos und den Versorgungstunnel, der zum (UN-kontrollierten) Flughafen gegraben wurde. Über diesen Tunnel wurde die Stadt zumindest rudimentär mit Waffen, Medikamenten und Lebensmitteln versorgt.
- Mostar und Herzegowina: Neben Mostar besucht man im Laufe eines langen Tags Konjic, die Wasserfälle Kravice, Počitelj und Blagaj. Ähnliche Touren können auch von Mostar aus gebucht werden.
- Titos Bunker: Südlich von Mostar gibt es einen alten Atombunker, der Tito und bis zu 350 weiteren Personen im Falle eines nuklearen Konflikts Zuflucht geboten hätte.
- Verschiedene Wandertouren in der Nähe Sarajevos.
Essen in Sarajevo
„Das ist hier vielleicht kein so gutes Land, wenn man nicht gerne viel Fleisch ist“, sagte Merima, und alle lachten. So isses. Bei einem Gang durch die Altstadt setzt sich schnell die Überzeugung durch, dass man sich in Sarajevo hauptsächlich von Cevapi, Baklava und Kaffee ernährt. Gerade in der Straße Bravadžiluk gibt es viele Lokale, aber auch sonst ist es nie weit bis zum nächsten Restaurant oder Imbiss.
Ach ja, Börek gibt es auch noch, gefüllt mit Fleisch, Käse, Spinat oder Kartoffeln. Als besonders gut gilt die Buregdžinica Sač.

Cevapi scheint auch zum Frühstück schon sehr beliebt zu sein. Jedenfalls öffnen die ganzen Ćevabdžinicas schon ziemlich früh, ohne eine spezielle Frühstückskarte zu haben.
Frühstück fand ich sowieso etwas herausfordernd. Viele Lokale öffnen erst gegen 10 Uhr. Schließlich bin ich einmal bei Brunch Sa gelandet und einmal bei habitus. Brunch Sa fand ich okay, aber nicht so richtig überwältigend. Bei habitus hat es mir sehr gut geschmeckt. Ist so ein bisschen hipsterisch, aber mit sehr schöner Terrasse.

Grundsätzlich fand ich das Essen in Sarajevo ziemlich bis sehr günstig. Frühstück war mit rund 10 € die teuerste Mahlzeit des Tages. So richtig günstig war es in einer türkischen Locanta (auf Google Maps als The Emp verzeichnet, hier hat aber ein Wechsel stattgefunden) und bei Pazarske mantije Sarajevo. Hier gibt es bosnische Manti für kleines Geld. Die sind ganz anders als die türkische Variante, aber auch sehr wohlschmeckend.

Eine weitere gute Möglichkeit, günstig zu essen, sind die Aščinicas, wo man sein Essen an der Theke bestellt. Ich war in der ASDŽ Aščinica, war völlig ok, aber in der Locanta hat es etwas besser geschmeckt.

Wer übrigens auf Wiener Schnitzel steht: Das ist in Bosnien-Herzegowina immer aus Kalb und kostet meist zwischen 8-12 €.
Der andere große Pfeiler der Ernährung in BiH oder zumindest in Sarajevo sind die Süßigkeiten. So viele Baklava- und Lokumshops, so viele Cafés habe ich selbst in Istanbul nicht gesehen. Bei mir hat das natürlich direkt zu decision fatigue geführt – ich habe nicht ein Stück Baklava gegessen. 😄
Eis gibt es auch reichlich. Die Kugel kostet in der Regel 2-3 BAM. Bei Marshall Gelato ist sie deutlich teurer, dafür soll das auch das beste Eis der Stadt sein (11 BAM für zwei Kugeln).
Getränke, insbesondere Alkohol
Das Getränk schlechthin ist bosnischer Kaffee, der als eine Art Nationalheiligtum verehrt wird. Außerdem gibt es je nach Jahreszeit frische Säfte und natürlich Ayran und Trinkjoghurt.
Auch wenn die Hälfte der Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina muslimisch ist, ist Alkohol fast überall verfügbar. Gerade Bier ist sehr beliebt.
Unterkunft in Sarajevo
Auch in Sarajevo gibt es vom Hostel bis zum 5*-Hotel alles. Besonders zahlreich vertreten sind allerdings die Apartments.
Ich hatte mir über booking.com ein Apartment in einem Wohnhaus gemietet, das nur wenige Gehminuten von der Altstadt (und von habitus 😉) entfernt lag. Die Lage war sehr gut und vor allem nicht so sehr am Berg. In Sarajevo geht es, je weiter man sich vom Fluss entfernt, mitunter ziemlich steil bergauf.
Es gibt auch Unterkünfte in der Altstadt. Mir persönlich wäre das zu laut. Weiter entfernt ist es sicher weniger trubelig. Sofern Du von Deiner Unterkunft aus die Altstadt nicht fußläufig erreichen kannst, würde ich darauf achten, dass sich eine Bus- oder Tramhaltestelle in der Nähe befindet.
Öffentlicher Nahverkehr
Sarajevo hat ein recht dichtes Netz von Straßenbahnen, Bussen und Oberleitungsbussen. Die Tickets sind günstig: Beim Fahrer zahlst Du 1,80 BAM (nur BAM, nur Bargeld!). Wenn Du die Karte an Zeitungskiosk kaufst, kostet sie nur 1,60 BAM. Es gibt auch Tickets für zwei oder fünf Fahrten sowie Tageskarten.
In der Innenstadt verkehren alle Linien auf der gleichen Route. Nur in den weiter außerhalb liegenden Stadtteilen trennen sich die Strecken.
Geld & Bezahlung
In BiH zahlt man mit Mark. Das fühlte sich ganz schön komisch an. 😄 Offiziell heißt die Währung BAM, sie wird aber auch oft mit KM (konvertible Mark) abgekürzt und hat den gleichen €-Wechselkurs wie die D-Mark.
In Sarajevo werden eigentlich nur BAM angenommen.
Außer in einigen kleineren Imbissen kann man fast überall mit Karte bezahlen. Ansonsten ist der nächste Geldautomat nicht weit. Dort zahlst Du im Zweifel ziemlich heftige Gebühren pro Abhebung. Die einzige Bank, die offenbar keine Gebühren verlangt, ist die MF Bank. Die hat aber auch kaum Geldautomaten.
Gepäckaufbewahrung
Falls Deine Unterkunft keine Gepäckaufbewahrung anbietet, gibt es in Sarajevo verschiedene Möglichkeiten. Ich habe die Aufbewahrung von Meet Bosnia genutzt. Dort kannst Du online buchen oder einfach persönlich auftauchen. Preis 10 BAM/5 € pro Gepäckstück oder kostenlos bei Buchung einer bezahlten Tour.
Andere Möglichkeiten findest Du in den Apps Bounce oder Radical Storage.
Einreise
Bosnien-Herzegowina ist nicht Teil der EU! Bitte überprüfe die Voraussetzungen für Deine Einreise, z. B. beim Auswärtigen Amt!
An- und Abreise mit dem Flugzeug
Der internationale Flughafen von Sarajevo ist nur etwa 20 Minuten Fahrt von der Innenstadt entfernt.
In der Ankunftshalle gibt es mehrere Geldautomaten, Wechselstuben sowie die Möglichkeit, eine SIM-Karte von BH Telekom zu kaufen (20 GB mit 10 Tagen Gültigkeit = 20 BAM).
Vom Flughafen in die Stadt
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in die Stadt zu kommen:
- Es gibt einen Flughafenbus, dessen Fahrplan auf die Ankünfte und Abflüge abgestimmt ist. Dieser kostet pro Person 5 BAM.
- Natürlich warten am Flughafen Taxis. Die Preise sollllllllten aktuell wohl so um die 25 BAM pro Fahrt liegen. Es gibt verschiedene Berichte, die davor warnen, ein Taxi zu nehmen, weil auf den bekannten Wegen versucht wird zu betrügen: Taxameter kaputt, Umwege fahren etc.
- Teurer, aber im Zweifel mit weniger Stress verbunden, ist ein Privattransfer. Ich habe meinen bei Adis gebucht (35 BAM), lief alles super.
- Die günstigste (und langsamste) Variante ist es, ca. 10-15 Minuten zu Fuß vom Flughafen zur Trambahnhaltestelle Dobrinja škola zu gehen und mit der Tram 3 in die Stadt zu fahren. Die Fahrkarte kannst Du für 1,80 BAM beim Fahrer kaufen; nur BAM, nur Bargeld!
An- und Abreise mit Bus und Zug
Der Bahnhof und Busbahnhof liegen direkt nebeneinander, etwas außerhalb des Zentrums. Theoretisch fährt die Tramlinie 1 dorthin, den Gleisen ist aber anzusehen, dass diese schon lange nicht mehr benutzt wurden. Stattdessen kannst Du mit den Linien 2 und 3 bis Muzej (so heißt die Station bei Google, in der Tram selbst wurde sie als Tehnička škola bezeichnet) fahren und von dort ca. zehn Minuten laufen. Zu Fuß bist Du etwa eine halbe Stunde lang unterwegs.
Alternativ kostet ein Taxi ab der Innenstadt ca. 6-10 BAM.

Einen so verschlafenen Bahnhof habe ich in einer Hauptstadt noch nie gesehen. Wenn nicht Leute im Café gesessen hätten, hätte ich gedacht, er sei geschlossen.
Fahrkarten gibt es am Ticketschalter; es wird nur für denselben Tag verkauft. Ich habe mich nicht getraut zu fragen, ob man mit Karte zahlen kann … bring besser genug Bargeld mit. 😉 Es gibt drei Bahnsteige (peroni), von denen nur zwei in Betrieb zu sein schienen. Ansagen gibt es natürlich keine, aber auch kaum Züge – die Gefahr, aus Versehen in den falschen Zug zu steigen, ist gering.

Mit dem Zug von Sarajevo nach Mostar
Warum solltest Du Dich überhaupt zum Bahnhof begeben? Weil die Zugfahrt von Sarajevo nach Mostar (bzw. in die Gegenrichtung) nicht nur günstig, sondern auch sehr schön ist. Für einen Tagesauflug eignet sich der Zug wegen möglicher Verspätungen allerdings nur bedingt.

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